Ausgezählt
Besessener. Sind Sie bei allem so beharrlich?«
Die Datentante hatte ihren Lippenstift nachgezogen. Sie kannte seinen Vornamen.
Sie zupfte sich eine Locke aus der Stirn. »Mein Auto steht in der Werkstatt. Ich muss auch auf die andere Rheinseite. Könnten Sie mich ein Stück mitnehmen?«
»Woher wissen Sie, wo ich wohne?«
»Was glauben Sie, warum man mich hier die Datentante nennt?«
Die Wohnung war voller Katzenbilder. Siamkaterfotos im Flur, ein Garfieldposter am Kühlschrank. Fritz the Cat auf der Toilettentür.
Die Frau hieß Svenja und knutschte Bruno ab, kaum dass sie die Wohnungstür geschlossen hatte.
»Moment«, hauchte sie und machte sich am Schloss zu schaffen. Zwei Querriegel schnappten ein. »Man wird misstrauisch, wenn man den ganzen Tag mit euch Kriminalisten zu tun hat.« Svenja saugte sich wieder an ihm fest und steckte ihm die Zunge in den Hals.
Sie schob ihn in ihr Schlafzimmer. Plüschkatzen auf dem Bett – Svenja fegte sie von der Tagesdecke.
Sie zogen sich aus. Svenja signalisierte, dass sie nicht auf lange Vorspiele stand. Bruno war hungrig und heiß. Die Datentante hörte nicht auf zu reden. Es klang wie aus einer Anleitung für dirty talk in einem Allegra- Heft . Die Piepsstimme irritierte Bruno. Er legte ihr die Hand auf die Lippen.
Sie leckte seine Finger. Sie biss hinein und stöhnte. Bruno konzentrierte sich. Er stellte sich Karen vor.
Svenja zappelte unter ihm. Sie feuerte ihn an. Er hielt ihr den Mund zu. Karen wurde zu Lara. Sie trug schwarze Klamotten und hatte das zimtbraune Haar zum strengen Knoten gebunden. Das Fantasieren half – er wurde tatsächlich steif.
Lara lag unter ihm. Sie bewegte sich heftig. Die Witwe stöhnte und biss in Brunos Finger. Bruno explodierte und keuchte.
Svenja war noch nicht fertig. Sie hockte sich auf ihn und rieb ihr Becken an seinem. Sie forderte ihn auf, ihre Brüste zu kneten. Endlich blieb sie still und schloss die Augen. Ihre Brustwarzen schwollen an.
Danach kramte sie nach einem Zippo. Sie steckte eine Kippe in Brand und verqualmte das Schlafzimmer. Bruno lehnte die Zigarette ab, die sie ihm anbot. Sie pustete zur anderen Seite.
»Mein Gott, Bruno. Du hast mich fast erstickt. Ich dachte schon, ich hätte einen Triebtäter abgeschleppt.«
Bruno küsste ihre Brüste, ihren Nabel, ihre Wangen. Er fragte sich, ob er sich an die Stimme gewöhnen könnte.
Nach einer Weile zog er sich an. Als Svenja für Bruno die Riegel der Wohnungstür zurückschob, bemerkte sie: »Ich hab gehört, dass du und deine Frau …«
»Es stimmt, was die Leute reden«, antwortete Bruno. »In allen schmutzigen Details.«
»Ruf mich an, wann immer du möchtest.«
37.
Bruno rollte vor das Palumbo. Es war dunkel geworden. Unter den Bäumen auf der gegenüberliegenden Seite war ein Parkplatz frei. Bruno rangierte das Heck zur Bordsteinkante, damit er sich nicht verrenken musste, um das Lokal im Blickfeld zu haben.
Eigene Nachforschungen.
Heinz Klees letzter Anruf – besagte Eckkneipe. Die gleichen trüben Fenster wie am Samstag, von Funzeln dämmrig beleuchtet.
Bruno kramte das Foto aus der Jackentasche. Klee, Lemke, Hövel. Zwei unbekannte Frauen. Die Schönschrift des Antiquitätenhändlers: Axels Zweiundvierzigster – fahren und fahren lassen.
Bruno ließ sich tief in den Sitz sinken und behielt den Bürgersteig vor der Kaschemme im Auge.
19.14 Uhr. Ein älteres Pärchen betrat das Lokal.
Bruno kurbelte das Fenster herunter – frische Luft gegen die Müdigkeit.
19.38 Uhr. Ein Mann mit Mütze und steifem Bein humpelte am Palumbo vorbei, lugte durch die Gardinen und überlegte es sich anders. Er drehte um und ging hinein.
Ein Auto neben Bruno wurde gestartet, der Anlasser soff ab, orgelte weiter, schließlich schob sich der Wagen aus der Lücke. Abgase wehten durch das Fenster.
19.52 Uhr. Ein Taxi hielt. Zwei Männer in Mänteln stiegen aus und stiefelten geradewegs in die Kneipe.
Bruno fror. Er schloss das Fenster. Er drehte den Zündschlüssel, ließ die Heizung arbeiten und schaltete das Radio ein – Operngejaule auf WDR 3. Bruno wechselte das Programm.
19.54 Uhr. Ein Mann in Schürze kam heraus. Der Wirt, vermutete Bruno. Der Schürzenträger bohrte in der Nase, schnippte das Fundstück auf den Asphalt und kehrte an den Arbeitsplatz zurück.
Ein Bericht über das Schauspielhaus auf WDR 5 – eine Premiere hatte miese Kritiken bekommen. Karen hatte das Theater als Vorwand für ihr Schäferstündchen mit Fred benutzt. Bruno schlug auf
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