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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Akku war kurz davor, den Geist aufzugeben.
    »Ja, hallo?«
    Bruno stutzte. Er fand, dass Pommers Stimme fast wie die des Unbekannten im Palumbo klang.
    Er sagte: »Unsere Zielperson hat ihren Rücktritt erklärt. Offenbar haben unsere Auftraggeber kalte Füße bekommen, ohne ein Ergebnis abzuwarten.«
    »Angst um deine Beförderung?«
    »Engel wird die Sonderermittlung für gescheitert erklären.«
    »Bei dir piepst etwas.«
    »Der Akku.«
    »Lass uns morgen über alles reden. Keine Panik, mein Junge.«
    Bruno beendete das Gespräch.
    Wahlwiederholung – jetzt die Palumbo- Nummer.
    Wähltaste. Freizeichen. Bruno ignorierte das nervöse Piepsen.
    »Ja, hallo?«
    Es war die Stimme.
    »Max? Was machst du da oben?«
    »Ich kann dir alles erklären.«
    Das Handy schaltete sich ab. Das Display war erloschen. Brunos Hände zitterten.
    Er startete den Saab und machte, dass er wegkam.

38.
    Bruno jagte durch die Stadt. Die Autos vor ihm nahm er wie durch einen Schleier wahr. Er dachte an Leute, die Karriere gemacht hatten. An Leute, die auf der Strecke geblieben waren.
    Die Ampel vor dem Rheinufer sprang auf Rot. Bruno fingerte den Schnappschuss aus der Jackentasche. Fettige Abdrücke auf dem Hochglanzpapier. Eine Ecke war geknickt.
    Widersprüche und Übereinstimmungen: Klee und Lemke, Lemke und Pommer – als der Statuenhändler und der Minister noch dicke Freunde waren, fungierte Max als Leibwächter Lemkes. Die fröhliche Feier – Hövel war mit von der Partie gewesen, als Büroleiter des Ministers. Sie kannten sich alle vier.
    Ebis Worte: Die einen werden ausgezählt, die anderen steigen auf.
    Aufgestiegen: Minister, Manager, Kommissariatsleiter für Glücksspiel und Falschgeld.
    Ausgezählt: Die Leiche des Vierten lag in der Kühlkammer des Rechtsmedizinischen Instituts der Heinrich-Heine-Universität.
    Hinter Bruno hupte es. Grün. Er trat das Gaspedal durch und ließ die Reifen quietschen.
     
    Bruno hatte dieses Mal nicht auf Licht in den Fenstern geachtet.
    Als seine Wohnungstür aufsprang, ohne dass er den Schlüssel zweimal drehen musste, registrierte Bruno, dass seine Frau zu Hause war.
    Sie war nicht allein. Gemeinsam mit ihrer Freundin Irene stopfte sie die restliche Kleidung in den Lederkoffer, den Bruno für die Flitterwochen angeschafft hatte.
    Er stolperte über einen Umzugskarton voller Bücher. Obenauf lag ein kleines Aquarell, das Karen auf dem Markt in Victoria erstanden hatte. Seychellenstrand mit Granitfelsen.
    »Hast du meinen Zungenschaber gesehen?«, fragte Karen. »Das kleine Ding aus Kupfer?«
    Irene setzte sich auf den Koffer, damit Karen ihn zubekam.
    »Soll ich helfen?«, fragte Bruno.
    »Wir schaffen das schon«, antwortete Irene, ohne ihn anzusehen.
    Bruno bemerkte, dass Karen ihren Ehering noch trug. Er zeigte seine Hand. »Ich krieg ihn auch nicht ab.«
    »Du musst Duschgel nehmen«, riet Irene ihrer Freundin. »Dann flutscht das Ding.« Sie war Studienrätin. Zweimal geschieden.
    Die Frauen mühten sich mit Kiste und Koffer. Im Durchgang zum Wohnzimmer setzte Irene ab und deutete auf den Isle. Die traurige Frau mit den blauroten Flügeln.
    »Wir könnten das Gemälde bei mir auf dem Dachboden deponieren.«
    Karen warf Bruno einen fragenden Blick zu.
    »Ich lass meine Wut nicht an Bildern aus«, sagte er.
    »Irgendwann müssen wir über alles reden.«
    »Ja, vielleicht.«
    Die Frauen rumpelten das Treppenhaus hinunter.
     
    Bruno öffnete den Chianti, den ihm der Pizzabote am Abend zuvor gebracht hatte. Billigwein im Korbgeflecht. Er schenkte sich ein. Das Zeug brannte im Magen.
    Er zappte durch die Spätnachrichten. Den öffentlichrechtlichen Sendern war Hövels Abgang eine kurze Meldung wert. Wenn die wüssten, dachte Bruno. Er trank zügig und sah den Profiboxern auf Eurosport zu, ohne sich konzentrieren zu können.
    Zur Kriminalwache würde er nicht zurückkehren. Andere Dienststellen wollten ihn nicht. Er war nicht zu Potte gekommen.
    Ein lustloses Geboxe auf der Mattscheibe. Keiner der beiden machte Anstalten, Dominanz auszuüben.
    Bruno schüttelte den letzten Tropfen ins Glas. Er stöberte in der Wohnung nach irgendetwas Alkoholischem.
    Das graue Heft fiel ihm in die Finger. Albatros. Er blätterte und wurde sentimental.
     
    Sonntag, 28.6.: Windig. Kein Start, da ich alleine war.
    Samstag, 11.7.: Kein Wind. Super-Lupings.
    Montag, 13.7.: Beim Landeanflug durchgesackt. Propeller gebrochen. Leider kein Ersatz dabei.
    Sonntag, 19.7.: Ein Mann hat mir den Imelmann-Törn gezeigt. Das

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