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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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den Arm.
    »Mit dem Kerl komm ich allein klar. Geh schon mal rein und bestell den Kaffee.«
    Die Scheibenwischer schrammten immer noch. Bruno zögerte. Er blieb sitzen und beobachtete, wie Ebi auf den BMW zuging.
    Der Kerl mit der schwarzen Brille ließ die Scheibe herunterfahren. Ebi sprach ihn an.
    Bruno schnappte sich einen Prospekt. Trainingshosen, Kapuzenjacken, Funktionswäsche. Er beschloss, wieder Sport zu treiben. Ein bisschen zumindest, um fit zu bleiben. Er spürte, wie die Kälte in den Dienstwagen kroch. Zeit für den Espresso – Bruno stieg hinaus in das Schneetreiben und schloss den Omega ab.
    Ebi stand noch immer an der Fahrerseite des BMW, die Hände auf den Fensterrahmen gestützt.
    Ein Knall zerriss die Novemberluft.
    Tauben flatterten hoch. Ein Kunde des Getränkemarkts rannte zurück in die Halle. Poltern und ein spitzer Schrei aus dem Restaurant. Dann war es völlig still.
    Ebi fiel neben dem BMW auf die Knie.
    Bruno suchte Deckung hinter dem Dienstwagen. Sein Puls raste. Er riss den Klettverschluss seines Holsters auf.
    Der Kerl mit der Sonnenbrille legte noch einmal an.
    Ein zweiter Schuss – Brunos Partner zuckte und sank zur Seite.
    Der Motor des dunklen Wagens wurde gestartet. Die Lichter flammten auf. Bruno zielte auf den Fahrer. Der BMW raste auf ihn zu und machte einen Schlenker. Bruno drückte ab und verfehlte. Der Fahrer schoss zurück, zweimal, rasch hintereinander. Querschläger surrten.
    Bruno presste sich gegen den Omega. Die Hauswand reflektierte Scheinwerferlicht. Brunos Kopf dröhnte.
    Todesangst – ein Gefühl, das er verdrängt hatte. Er kannte es aus einem anderen Erdteil. Hubschrauberdröhnen über Dschungel und Reisfeldern. Schreie in fremder Sprache und ein achtarmiger Gott.
    Die Scheinwerfer blendeten ihn. Bruno schoss und warf sich wieder hinter das Wagenheck. Damals war er davongekommen. Das vermeintliche Abenteuer hatte trotzdem im Desaster geendet – zwei Tote auf der Spitze eines Tempels.
    Unmittelbar vor dem Omega drehte der BMW mit quietschenden Reifen ab. Der Kerl feuerte noch einmal. Die Kugel zerfetzte Autoblech, Bruno spürte einen Schlag gegen den rechten Schenkel.
    Meine Strafe, dachte Bruno. Es kommt alles wieder.
    Der dunkle Wagen schlitterte in die Elisabethstraße. Die Stadt verschluckte ihn.
    Brunos Bein brannte, Nässe sickerte in die Hose, warm und klebrig. Der Lärm in seinen Ohren hielt an. Ein Dröhnen, das ihn verrückt machte. Ihm wurde bewusst, dass er kurz davor stand, zu hyperventilieren. Er hielt den Atem an, um nicht umzukippen.
    Er humpelte über den Platz, das verletzte Bein nachziehend.
    Vor seinem Partner ließ er sich aufs Pflaster sinken. Ebis Augen waren geöffnet. Bruno sah die Einschusswunde auf der Stirn seines Partners. Schneeflocken, die im Gesicht schmolzen.
    Bruno schrie: »WARUM MUSSTEST DU IDIOT DAS ALLEIN MACHEN?!«
    Er tastete nach dem Puls. Sein alter Boxtrainer fiel ihm ein: Mit Bruno an Ihrer Seite können Sie sich sicher fühlen.
    Er griff unter Ebis Nacken. Er hob ihn an und umarmte den Toten. Bruno beschwor ihn, wieder aufzuwachen. Er dachte an Lara und den Sohn der beiden – im April war der Kleine zur Welt gekommen.
    Bruno fror. Der Schmerz im Schenkel pochte. Er schleppte sich zurück zum Omega. Seine eigene Blutspur schimmerte dunkel auf dem Pflaster. Er zog sich auf den Fahrersitz und schrieb das Kennzeichen des Täterfahrzeugs auf.
    Martinshornlärm kam aus verschiedenen Richtungen näher. Bruno griff nach dem Mikro des Funkgeräts. Er drückte die Sprechtaste.
    Ihm war so kalt. Das Mikro entglitt seiner Hand. Die Lichter der Laternen und Neonreklamen wurden schwächer. Bruno sank ins Dunkel.

3.
    Blitz, Dienstag, 27.11.2001
    POLIZISTENKILLER MICHAEL HELMER
    NACH 3 STUNDEN JAGD BLUTÜBERSTRÖMT IM EIGENEN AUTO
    DIE LETZTE KUGEL GAB ER SICH SELBST
    Von Alex Vogel
    Dieser unfassbare Amoklauf. So sinnlos, so brutal. Michael Helmer – Deutschlands kaltblütigster Polizistenmörder. Er zielte auf ihre Köpfe. Schoss ohne Vorwarnung, ohne Gnade. Drei Beamte starben im Kugelhagel. Ein grauenhafter Tod. Im Dienst für uns alle. Wo man hinsah: Tränen, Entsetzen. Und bei allen die Frage: WARUM?
    Nach stundenlanger Jagd wurde Helmer endlich gefunden. Polizistenmörder Michael Helmer – er starb mit einer Kugel im Kopf. Genau wie die Polizeibeamten, denen er das Leben nahm. Das Protokoll des unfassbaren Verbrechens, das uns alle erschüttert – und die betroffenen Familien in ein Meer von Trauer gestürzt

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