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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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winkt die Beförderung. Der Kampf wird nicht nur den Hinterbliebenen zugute kommen, sondern auch das Image der Polizei in dieser Stadt und dem gesamten Land befördern.«
    Janssen protestierte. Der Kopfschutz sei im Amateursport Pflicht. Sechs Runden seien zwei zu viel. Janosch beratschlagte sich mit seinem Trainer. Der Typ vom Landesverband sah aus dem Fenster, als ginge ihn das alles nichts an – Bruno begriff, dass der Präsident den Funktionär bereits auf seine Seite gezogen hatte.
    Bruno stimmte zu.
    Janosch zuckte mit den Schultern.
    »Hammer und Puma!«, rief der Präsident und winkte die Kämpfer zu sich. Er packte ihre Hände und reckte sie in die Luft.
    Janosch war größer, als Bruno gedacht hatte. Sein junger Gegner zeigte die Zähne. Er verstrahlte Einfalt, gepaart mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein. Die Pressefritzen machten ihre Aufnahmen.
    Bruno und Janosch mussten sich vor dem Plakat aufstellen, das an einen Schrank geheftet worden war. Der Polizeipräsident drängte sich zwischen sie. Die Reporter blitzten drauflos. Sie wollten erhobene Daumen sehen. Siegerlächeln, Boxerposen. Bruno beobachtete, dass Janssen nach einer frischen Fluppe fingerte.
    Händeschütteln, bis alle Filme verschossen waren.
    Bruno vernahm, wie der Präsident dem Hammer zuraunte: »Hau den Waschlappen aus den Stiefeln und ich erfüll dir jeden Wunsch!«

Teil vier
    White Boy, White Lady
     

44.
    Um Viertel vor zehn bezog Bruno Posten in der Lortzingstraße. Er hielt sich abseits der Straßenlampen im Schatten einer Platane für den Fall, dass das Haus unter Objektschutz stand und SEK-Leute die Umgebung beobachteten.
    Bruno musste den Minister abfangen, wenn er nach Hause kam. Er wollte erfahren, was es mit Klees letztem Anruf auf sich hatte. Was immer den Antiquitätenhändler noch mit Lemke verbunden hatte – es stand möglicherweise mit dem Mord in Zusammenhang.
    Es war eine ruhige, bürgerliche Gegend am Rand von Meerbusch-Büderich. Großzügige Einfamilienhäuser, die in den Siebzigern errichtet worden waren. Gepflegte Gärten, die Abendbrise verbreitete Fliederduft. Keine Passanten unterwegs. Ab und zu rauschte ein Flugzeug über den Ortsteil hinweg, um jenseits des Rheins über Lohausen herabzusinken und auf dem Rhein-Ruhr-Flughafen zu landen.
    Sämtliche Rollläden des Hauses waren heruntergelassen. Es wirkte verschlossen und versiegelt. Vom Objektschutz, den Bruno erwartet hatte, bemerkte er keine Spur.
    Er wartete. Vielleicht ging der Minister nach dem letzten Termin noch mit Parteifreunden und Mitarbeitern an eine Hotelbar oder in ein Restaurant. Es konnte spät werden. Bruno hatte sich vorbereitet: ein Anorak über der Jeansjacke, eine Kanne mit Kaffee im Rucksack.
    Einmal fuhr ein Wagen an ihm vorbei, Nachbarn, die nach Hause kamen. Gegen halb elf schwebte der letzte Flieger des Tages ein.
    Bruno hörte Schritte, altes Laub raschelte in seiner Nähe. Er konnte nichts sehen. Vielleicht hatte eine Katze die Straße überquert.
    Eine Stimme erschreckte ihn. »Planen Sie ein Attentat?« Eine Gestalt löste sich aus dem Dunkel.
    Eine Frau kam auf ihn zu. Klein, blond, in einen langen schwarzen Mantel gehüllt. Eine Frisur wie ein Helm, gesprayt und auftoupiert. Ein blasses Gesicht leuchtete im Schein der Straßenlampe – attraktiv, wenn man auf kleine Frauen um die fünfzig stand.
    »So etwas Ähnliches«, antwortete Bruno.
    »Ich finde das nicht lustig.«
    »Keine Angst. Ich bin Polizist und habe im Rahmen von Ermittlungen Fragen an den Minister. Weil ich keinen Termin bekommen konnte, warte ich hier auf ihn.« Bruno kramte seinen Dienstausweis hervor. »Sie brauchen sich keine Sorgen um Herrn Lemke zu machen.«
    »Ich habe längst aufgehört, mir wegen meines Mannes Sorgen zu machen. Sie warten hier übrigens umsonst. Er übernachtet in seiner Stadtwohnung.«
    Lemkes Frau – sie musste das Haus bereits verlassen haben, bevor Bruno in Lauerstellung gegangen war. Von einer Stadtwohnung hatte er nichts gewusst.
    »Gucken Sie nicht so belämmert«, sagte die Ministergattin. »Kommen Sie mit rein. Ich habe eine Flasche Chateau Margaux aufgemacht und der Wein ist zu schade, um ihn allein zu trinken.«
    Drinnen nahm sie ihm den Anorak ab und führte ihn ins Wohnzimmer. Sie holte Gläser und die Flasche. Er machte es sich in einem der wuchtigen Sessel bequem.
    Die Einrichtung war aus der Mode gekommen, aber gediegen und alles penibel aufgeräumt. Die verschlossenen Jalousien irritierten. Als habe die Frau Angst

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