Ausgezählt
geschossen. Die Geliebte des Ministers hatte ihren Sohn zur Feier mitgenommen.
»Starren Sie bitte nicht das Flittchen an, wenn Sie mir gegenübersitzen!«
Bruno dachte an Pommer. Lemkes Bodyguard – nicht wichtig genug, um mitzufeiern und fotografiert zu werden. Aber Max war an Ort und Stelle gewesen.
In den Akten war nicht die Rede davon, dass auch Klee und Hövel am Unfallort gewesen waren. Offenbar hatten sie die Hütte nicht gemeinsam verlassen. Auch die Geliebte musste mit dem kleinen Tobias schon früher losgefahren sein. Sonst hätten Lemke und Max den Unfall beobachtet und das Fahrzeug des Verursachers beschreiben können.
»Jetzt tun Sie endlich das Foto weg!«
Bruno fragte nach der Brünetten.
Frau Lemke antwortete aufgebracht. Die Dunkelhaarige sei schuld an allem gewesen. Eine Mitarbeiterin der Parteizentrale, mit der Lemkes persönlicher Referent Hövel liiert gewesen sei. Besagte Parteitussi habe der Blonden die Stelle als Schwangerschaftsvertretung vermittelt.
Bruno wollte mehr über Klee wissen, aber die Frau des Ministers hatte den Antiquitätenhändler seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehen. Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihr Mann seinen Schulfreund nach besagter Unfallnacht überhaupt noch einmal getroffen hätte. Vielleicht bei der Beerdigung von Maria Buchmüller.
Bruno bedankte sich und legte seine Visitenkarte auf den Couchtisch.
An der Haustür hielt die Ministergattin Bruno an der Jacke fest. Der Schein der Straßenlampe verlieh ihren unterschiedlichen Augen Glanz.
Sie fragte: »Kennen Sie die Leute, die beim Spezialeinsatzkommando Dienst tun?«
»Nein, warum?«
»An einen von Lemkes Bodyguards denke ich besonders gern zurück. Pechschwarzes Haar, zum Pferdeschwanz gebunden wie Lagerfeld. Ein knackiger Bursche. Hab ich Ihnen schon gesagt, dass Sie mich an ihn erinnern?«
Sturm war aufgekommen. Die Platanen beugten sich. Erste Regentropfen klatschten in den Vorgarten. Bruno lief zu seinem Auto, ohne der Frau zu sagen, dass Max grau geworden war.
45.
Er dehnte den Morgenlauf noch weiter aus und verlängerte die Sprintphasen. Er jagte den Puls auf zweihundert. Der Muskelkater machte ihm zu schaffen. Die Beine brannten, die Bauchmuskeln zwickten. Den Nacken konnte er kaum bewegen. Ein zotteliger Köter lief mit Bruno um die Wette. Er verdrängte die Schmerzen und hängte die Töle ab.
Entlang der Luegallee hingen die Plakate. An jedem Laternenmast, so weit Bruno sehen konnte: Puma gegen Hammer.
Zu Hause setzte Bruno Kaffee auf und stieg unter die Dusche. Danach cremte er den Nacken ein.
Es klingelte. Bruno drückte den Öffner, kletterte in die Jeans und streifte sich ein T-Shirt über.
Max kam herein und legte eine Brötchentüte auf der Kommode ab. Zu Brunos Überraschung hatte er seine Schwester mitgebracht. Sie trug einen Korb mit Lebensmitteln im Arm.
Lara war beim Friseur gewesen und hatte die herausgewachsenen Blondlocken abschneiden lassen. Bruno fand, dass ihr die kurzen, glatten Haare und der natürliche Farbton viel besser standen. Sie brachten Laras zartes Gesicht zur Geltung.
Bruno lobte die neue Frisur. Ebis Witwe bedankte sich. Ihre Hand war kühl und trocken. »Wie geht’s dir?«, fragte sie.
»Danke und selbst?«
Lara nickte nur. Bruno griff nach dem Korb. »Lass«, sagte sie. »Ich kümmer mich um das Essen. Max sagt, ihr hättet etwas zu besprechen.« Sie verschwand in der Küche.
Max packte Bruno beim Arm und schob ihn ins Wohnzimmer. Der Grauschopf sprach leise, fast im Flüsterton. »Du warst mal mit Ebi in der Wohnung, die zum Palumbo gehört. Nachdem wir dort einen Zockertreff ausgehoben hatten. Ich weiß nicht, ob du dich noch dran erinnerst. Ihr wart höchstens fünf Minuten da, dann musstet ihr zum nächsten Einsatz.«
»Zweiter Mai letzten Jahres.«
In der Küche schepperten Pfannen. Es war Bruno peinlich, dass er nicht aufgeräumt hatte.
»Gutes Gedächtnis. Bravo. Hör zu, Champion, ich muss dir was gestehen. Ich hab Mist gebaut.«
»Ich höre.«
»Ich hab die Bude wieder aufgemacht. In eigener Regie. Ich konnte Lara nicht im Regen stehen lassen. Die beiden hatten das Haus in Liedberg auf Pump gebaut. Und Thomas hatte sich an der Börse verspekuliert. Er warf Geld zum Fenster raus, das er gar nicht besaß.«
»Ausgerechnet der Leiter des KK 33 betreibt eine Spielhölle?«
»Thomas hatte sich verzockt und ich hab die Kohle durch Zockerei zurückgeholt. Das ist nur konsequent. Und verlockend einfach. Die Einsätze werden
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