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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Sie bei dieser Version auch, als Sie von den Kollegen vom Inneren Dienst vernommen wurden. Stimmt’s?«
    Der Uniformierte schwieg.
    »Pommer hat den mutmaßlichen Amokläufer erschossen. Sie und Seberich haben ihm geholfen. So war’s doch, Kollege Breitling?«
    »Ja«, antwortete der Schupo leise.
    »Ich erwarte einen detaillierten schriftlichen Bericht von Ihnen. Und Sie, Wegmann, wissen, was Sie zu tun haben. Entschuldigen Sie mich jetzt. Ich konnte den Kongress in Hannover nicht absagen. Wir sprechen uns am Freitag.«
    Der Lange hielt ihnen die Tür auf. Sie verließen sein Büro. Der Kriminalrat stürmte den Gang hinunter.
    Breitling vermied es, Bruno in die Augen zu schauen. Er leckte sich die Lippen – wie ein Tünnes, der beim Diebstahl erwischt worden ist, dachte Bruno.
    »Sie müssen das verstehen, Herr Wegmann. Der Kerl hatte drei Kollegen auf dem Gewissen. Und als der Innere Dienst aufkreuzte … Ich meine … Was sollte ich tun? Jeder von uns war an dem Abend …«
    »Aufgebracht.«
    »Ja. Was werden Sie jetzt gegen Pommer und Seberich unternehmen?«
    »Sag du zu mir. Ich heiße Bruno. Nichts werde ich unternehmen. Wie kommst du darauf?«
    »Sind Sie nicht … Ich meine … Ich dachte, du bist der neue Leiter des Inneren Dienstes.«
    »Hat der Kriminalrat das behauptet?«
    »Er hat Andeutungen gemacht.«
    »Unsinn. Den Inneren Dienst gibt es nicht mehr und du hast völlig Recht. Jeder von uns hätte Helmer damals erschossen. Was hat Engel dir eigentlich versprochen, damit du Pommer und Seberich verpfeifst?«
    Der Uniformierte schluckte. Sein Adamsapfel tanzte.
    Bruno sah sich um – keiner da, der mithörte. »Vergiss den schriftlichen Bericht. Falls es tatsächlich eine zweite Untersuchung geben sollte, behauptest du, der Kriminalrat wollte dich zur Falschaussage gegen Pommer und Seberich nötigen. Damit machst du ihn dir zum Feind, aber der Rest der Behörde wird dich lieben, verstehst du?«
    »Danke«, antwortete Breitling. Der Schupokommissar wirkte nicht gerade erleichtert.

43.
    Es war bereits fünfzehn Uhr. Der Polizeipräsident musste warten. Bruno lief die Hintertreppe hinunter ins Erdgeschoss. An der Tür zur Kriminalwache tippte er den Code in das Kästchen.
    Er betrat den Funkraum und schaltete den Computer ein. Jeden Moment würden die ersten Kollegen der Spätschicht eintreffen. Ab dann würde Bruno mit seiner Suche Aufsehen erregen.
    Er wählte sich in die Daten des Einwohnermeldeamts ein, die jedem Polizeibeamten zur Verfügung standen. Er forschte nach Lemkes privater Adresse. Das System hängte sich fest. Ausschalten und Neustart. Minuten vergingen – veraltetes Programm.
    Schritte näherten sich auf dem Flur. Bruno sann nach Ausreden.
    Jemand schlurfte vorbei in Richtung Hof.
    Endlich klappte die Verbindung. Die Meldedaten sämtlicher Einwohner Düsseldorfs.
    Name: L-e-m-k-e.
    Vorname: A-x-el.
    Kein Eintrag. Der Minister wohnte außerhalb. Bruno startete die Abfrage Land.
    Treffer: Meerbusch. Lortzingstraße 17.
    Er knipste den Computer aus und löschte das Licht. Bevor er auf den Gang trat, prüfte er, ob die Luft rein war.
    Kollegen der Dienstgruppe zwei kamen ihm im Foyer entgegen.
    »Was machst du hier, Champion? Hast du nicht frei?«
    »Vorbesprechung.« Er deutete ein paar Boxhiebe an und sprang in den Paternoster, der ihn nach oben trug.
    Mahagonietage, der Flur zum Allerheiligsten. Die Porträts der Polizeipräsidenten seit 1945 in Reih und Glied.
    Vor der Tür stand Janssen und rauchte. Bruno hatte den Coach seit Jahren nicht mit einer Zigarette gesehen.
    »Hab ich was verpasst?«, fragte er den Trainer.
    »Dein Präsident führt seine Videos vor. Ali gegen Frazier, die dritte Begegnung. Dein oberster Chef hat ’ne Obermacke. Der hält uns für Kirmesschläger. Der tut, als sei er Nero, der seine Gladiatoren vorführt. Bist du dir sicher, dass du dir diesen Scheiß antun willst?« Janssen drückte seine Kippe in einen Pflanzenkübel.
    Im Vorzimmer deutete die Sekretärin missbilligend auf ihre Armbanduhr. Sie winkte Bruno und seinen Trainer durch.
    In der Präsidentensuite war die Show in vollem Gang. Der Behördenleiter hielt die Fernbedienung in beiden Händen und zuckte mit dem Kopf, als weiche er Schlägen aus. Zwei Dutzend Zuschauer: Schreiberlinge, Fotofritzen, Obermuftis aus den Nachbarbüros. Dresbach, der Kripochef. Friedrichsen, der Abteilungsleiter Gefahrenabwehr/Sicherheit. Hombach, der neue Verwaltungschef.
    Bruno bemerkte den Hammer. Der Junge saß in der

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