Ausgezählt
mit Chips getätigt. Vom Umtausch habe ich zehn Prozent behalten, als Gegenwert für Diskretion und Schutz vor der Polizei. Als Manager hab ich einen jungen Burschen eingesetzt, dem ich absolut vertrauen kann. Es lief praktisch von alleine.«
»Wieso ließ«
Teller klapperten. Bruno bekam Appetit.
»Seit gestern ist die Bude dicht. Ich hab Lara verraten, woher die Kohle stammt. Sie ist ziemlich sauer auf mich. Sie fühlt sich bevormundet, wenn man ihr hilft. Hast du Geschwister?«
»Nein.«
»Ich musste ihr versprechen aufzuhören. Ich hatte sowieso Schiss, weil das KK 11 wegen Klees Anruf im Palumbo nachgefragt hat. Am Samstag steht die Bude als stinknormale Wohnung in der Zeitung. Wenn du einen Nachmieter empfehlen kannst, gib mir Bescheid.«
»Und Klee wollte nur die Privatnummer des Ministers von dir?«
»Richtig.«
Der Geruch nach gebratenem Speck drang aus der Küche. Die Kaffeemaschine gurgelte.
Bruno sagte: »Ich wüsste gern, was er von Lemke wollte.«
»Der Mordfall ist doch gar nicht deine Baustelle.«
»Frühstück ist fertig!«, rief Lara aus der Küche.
Bruno hielt Max fest. »Wieso vertraust du einem Kerl wie Tobias Lauffer?«
»Du kennst den Jungen?«
»Ich hab das Narbengesicht vor ein paar Tagen festgenommen.«
»Ach, du warst das? Du musst wissen, dass Tobi es in seinem jungen Leben nicht leicht gehabt hat. Er wuchs bei Pflegeeltern auf, die keine Liebe für das Kind hatten. Wir beide können nur schwer ermessen, was das bedeutet.«
»Hast du die Waffe aus der Akte entfernt?«
»Tobis Pflegevater war ein schlimmer Finger. Als der Junge dreizehn war, musste er zusehen, wie der Alte sein Kätzchen in einem Bottich mit Chemikalien ersäufte, nur weil es in den Laden gepinkelt hatte. Solche Geschichten hinterlassen Wunden. Ich hab Tobi unter meine Fittiche genommen. Er kennt die Zockerszene. Ich führe ihn als Informanten für das KK 33.«
»Alles nur, weil du damals den Unfall entdeckt hast?«
»Woher weißt du davon?«
»Alte Akten. Wegen der Sonderermittlung hatte ich Zugriff.«
Der Grauschopf schüttelte den Kopf. Seine Stimme klang heiser. »Du hast tatsächlich für die Krawattenschwuchtel den Schnüffler gemacht?«
»Unsinn, glaub mir, Max …«
Lara rief: »Das Frühstück wird kalt, wenn ihr nicht kommt!«
Der Grauschopf musterte Bruno wie einen Penner, der nach Pisse stank. »Also stimmt das Gerücht. Für die Karriere machst du den internen Schnüffler. Wenn du mich wegen der Zockerbude verpfeifen willst, blamierst du dich. Ihr werdet keine Spuren mehr finden!«
Bruno hoffte, dass Max sich wieder beruhigen würde. Er stellte eine Kerze auf den Tisch und lobte das Essen. Rührei mit Speck und Tomaten. Frisch gepresster Orangensaft. Die Brötchen waren knusprig. Lara hatte sogar Servietten gefunden. Ihr Bruder schlürfte Kaffee und schwieg.
Lara reichte die Pfeffermühle weiter. Die neue Frisur gab ihren Zügen etwas Sinnliches, fand Bruno. Vielleicht lag es auch daran, dass sie nicht mehr so dürr war.
Sie sagte: »Freut mich, dass eure Behörde diesen Boxkampf ausrichtet. Und dass du mitmachst, Bruno.«
»Es ist üblich, dass jeder Teilnehmer zwei gute Plätze für Freunde reservieren kann. Ich würde mich freuen, wenn ihr …«
Der Grauschopf spachtelte stumm sein Ei.
Lara bemerkte: »Ich habe dir Unrecht getan. Max hat mit mir geschimpft, dass ich so unfair zu dir war.«
Bruno griff nach ihrer Hand. »Du musst dich nicht entschuldigen.« Zu ihrem Bruder sagte er: »Danke, Max. Wenigstens einer von dreitausend Kollegen, der’s gut mit mir meint.«
Der Grauschopf sah auf die Uhr und erklärte, dass er aufbrechen müsse. Er sprang vom Tisch auf und stürmte aus der Küche. Sein Teller war noch halb voll.
Die Wohnungstür krachte hinter ihm ins Schloss.
Lara zuckte zusammen. Sie sah Bruno verwundert an. Er rannte Max hinterher und rief ins Treppenhaus: »Warte! Das ist doch nur ein Missverständnis!«
Schwere Schuhe polterten die Stufen hinunter. Die Haustür schepperte. Stille.
Bruno kehrte in die Küche zurück. Lara fragte: »Was ist denn in ihn gefahren?«
»Ich weiß es nicht. Hoffentlich kriegt er sich wieder ein. Hat er dir erzählt, dass Kriminalrat Engel, die rechte Hand des Kripochefs, mich beauftragt hat, ihn zu bespitzeln?«
»Ja. Und er fand es toll von dir, dass du dich nicht hast kaufen lassen. Er hat von eurer Zusammenarbeit geschwärmt. Er hat nicht verraten, um was es ging. Aber Max hat sich fünf Tage lang kaum zu Hause blicken
Weitere Kostenlose Bücher