Ausgezählt
zog Schubladen auf und fand Dildos, Tuben mit Gleitcreme und Spielzeuge, deren Anwendungsmöglichkeiten er sich lieber nicht vorstellte. Schachteln mit Fotos: männliche Hinterteile und gut bestückte Jünglinge, die den Schokoladen-Cha-Cha tanzten. Keine Hannah – die Vorlieben Horrenkamps galten dem anderen Ufer.
Bruno durchwühlte die Küche. Vitamintabletten und Aspirin statt Lebensmittel – der Typ schien von den Häppchen zu leben, die er sich auf Partys reinschob. Auf dem Klo wurde Bruno fündig: drei Filmdosen, die im Spülkasten schwammen. Bruno knackte sie und fummelte Schneeportionen heraus, die in Haushaltsfolie zu Kugeln gedreht waren.
Er knöpfte sich Horrenkamp noch einmal vor. Mit dem Koks in der Hand setzte er ihn unter Druck. Er drohte mit den Jungs von den Hells Angles, die im Knast auf der Ulmer Höh’ eine starke Fraktion bildeten. Wilde Raufbolde, für die Vergewaltigung ein Heidenspaß und Aidsverhütung ein Fremdwort war. Der Homo wimmerte und packte aus.
Bruno fand die Aufnahmen im Büroschrank. Abzüge und Negative.
Hannah und ihre Muschi in Schwarzweiß. Frisch rasiert und apart beleuchtet – zweifellos künstlerisch wertvoll. Noch hatte Horrenkamp die Bilder nicht verkauft.
In der Halle rumpelte die Eisentür. Bruno stürmte aus dem Büro. Niemand da, außer dem gefesselten Fotografen. Im Hof heulte ein Motor auf. Bruno rannte zum Fenster – Rücklichter eines Jaguar Coupé. Bruno prägte sich das Kennzeichen ein.
Horrenkamp strampelte an der Wendeltreppe. Ein Kunde würde bei diesem Anblick nicht einfach türmen. Ein Gemüselieferant würde ein anderes Auto fahren.
»Wer war das?«, fuhr Bruno ihn an.
Der Fotograf schüttelte müde den Kopf. Bruno drohte ihm Haue an und ließ die Knöchel knacken. Der Knipser schloss die Augen.
Tomaten schrumpelten in der Halogenhitze, die Petersilie ließ weiter auf sich warten. Bruno beschloss, dass er den Fotografen genug getriezt hatte, und nahm ihm die Fangeisen ab.
Er rannte hinaus, startete den Saab und raste durch die Einfahrt. Ein Transporter musste bremsen. Auf der Ladefläche schaukelten Obstkisten. Bruno bretterte weiter und rief Svenja an. Er gab das Kennzeichen des Jaguars durch.
Der schwule Fotograf hätte lieber Prügel kassiert, als den Namen des Besuchers zu verraten. Horrenkamp hatte Mordsbammel vor dem Unbekannten.
Innerhalb von Sekunden gab Svenja den Namen und die Adresse durch: Herbert Kasimir, geboren in Hildesheim, wohnhaft in Düsseldorf-Kaiserswerth, Alte Landstraße 7.
Ein alter Bekannter – keine Stunde nach ihrem Besuch bei Kasimir am frühen Abend des 26. November war Ebi ermordet worden.
Wieder holten Bruno die Albträume ein.
Er fand den Weg aus dem Einbahnstraßengewirr Unterbilks. Quer durch die Innenstadt raste er nach Norden. Der Himmel hatte sich verdüstert. Regen setzte ein. Die Schisshasen in den Fahrzeugen vor ihm hielten bereits bei Gelb. Fast wäre Bruno einem Golf aus Mettmann ins Heck geknallt.
Nach zwanzig Minuten erreichte er Kaiserswerth und parkte zwei Seitenstraßen von dem Betonkasten entfernt, in dem Kasimir wohnte – der Kerl hatte möglicherweise den Saab im Hof des Studios bemerkt und sollte nicht gewarnt werden, falls er später eintraf.
Aus dem Handschuhfach nahm Bruno das Rindsledermäppchen mit den Picking-Tools für Sicherheitsschlösser. Er lief durch den Nieselregen – kein Jaguar weit und breit. Die Haustür ließ sich aufdrücken. Niemand kam ihm im Treppenhaus entgegen.
Bruno klingelte. Keine Reaktion.
Er legte das Ohr an die Tür. Offenbar war Kasimir nicht nach Hause gefahren.
Bruno packte das Pickset aus. Er führte Spanner und Schlange in das Schloss und stocherte, um ein Gefühl für die Schließstifte zu bekommen. Er erzeugte ein sachtes Drehmoment und fummelte. Das Schloss klickte. Der Zylinder ruckelte. Der erste Stift war gesetzt.
Schritte im Treppenhaus. Ein Getränkekasten klapperte. Bruno hielt still. Der Nachbar verschwand in der Wohnung unter ihm.
Weiter – Bruno wiederholte die Prozedur am nächsten Stift. Er erhöhte das Drehmoment. Etwas klemmte, ihm fehlte die Übung. Er dachte an die Sportsfreunde der Sperrtechnik – Bruno wusste nicht, ob es den Verein noch gab.
Er blendete die Umgebung aus. Er konzentrierte sich in das Schloss, verringerte den Druck und setzte noch einmal an. Es klickte und ruckelte. Bruno setzte die Gehäusestifte in der Reihenfolge ihrer Reibungskräfte zurück, bis sich der Zylinder frei drehen ließ.
Die Tür
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