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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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habe der Bulle für sie alles an Schnee geraubt, was er fand. Und weil die Tussi von der White Lady nicht genug kriegen konnte, sei Eberhard immer fieser geworden.
    Kasimir stotterte sich in Fahrt. Bruno verstand nur die Hälfte. Es klang, als rede der Dealer über einen Fremden. Brunos ehemaliger Partner – für einige Wochen der Schrecken der Szene. Bis es einem der wirklich coolen Burschen zu bunt geworden sei. Waffennarr Helmer wurde auserkoren, für Ordnung zu sorgen.
    Kasimir machte sich über Ebi lustig: So dämlich müsse einer erst mal sein, dass er sich ausgerechnet in eine Koksnutte vergucke. Brunos Partner – als Toter eine Witzfigur.
    Brunos Kopf dröhnte. Die Ränder seines Blickfelds verschwammen. Er drehte das heiße Wasser auf.
    Der Spiegel beschlug. Dampf machte sich im Badezimmer breit. Kasimir schrie wie am Spieß und kam aus der Kabine gekrochen. Er verschmierte den Boden mit seinem Blut. Das Wasser prasselte in die leere Dusche.
    Der Dealer packte weiter aus – noch mehr Drogentratsch, mit dem er Bruno milde stimmen wollte.
    Derzeit werde reinstes Heroin in der Szene angeboten. White Boy erster Güte, wie es seit Jahren nicht mehr auf dem Markt aufgetaucht sei. Nicht zu vergleichen mit dem üblichen Crap aus Afghanistan, das zehnmal gestreckt war, bis es im Westen ankam.
    Abgefahrenes Junkiegeschwätz.
    Ein unbekannter Drogentycoon sei dabei, ein Netz zu knüpfen. Heroin an betuchte Leute zu verhökern. An koksfreudige Schniefnasen, die es liebten, zwischen den Extremen zu pendeln. White Boy trifft White Lady.
    »Heroin? Kein Schickimicki würde sich jemals einen Schuss setzen!«
    »Nicht fixen. Schnupfen! In den Staaten ist das derzeit der letzte Schrei!«
    Bruno glaubte Kasimir kein Wort. Er fetzte die Plastikwände der Dusche aus der Halterung. Er brach das Waschbecken von der Wand und drohte, den Hageren damit zu erschlagen. Kasimir würgte und übergab sich vor Brunos Füßen.
    Der Dealer verriet sein Depot.
    Bruno fand Jod und Mullbinden im Arzneischrank. Er warf Kasimir das Zeug hin.

52.
    Der Regen hatte aufgehört, die Dämmerung setzte ein. Bruno deponierte Handschellen und Kasimirs Waffe im Handschuhfach. Das Adrenalin hielt ihn auf zweihundert, der Puls hämmerte als Echo der Schläge, mit denen er den Dealer vermöbelt hatte.
    Er raste zurück in Richtung Innenstadt. An der Messe wechselte er auf die A 44 und verließ sie hinter dem Flughafen wieder. Er kurvte durch den Stadtteil Unterrath und fand die Kleingartensiedlung, die Kasimir genannt hatte – Hütten und Jägerzäune entlang der einzigen Zufahrtstraße. Die fünfte Parzelle.
    Das Tor war unverriegelt. Ein Schild, das vor bissigen Hunden warnte, und kein Köter weit und breit zu bemerken. Lose Steinplatten auf dem Pfad, der zur Baracke führte. Ein übergroßer Gartenzwerg, daneben die Regentonne. Bruno schob sie beiseite. Ein Stück Kunstrasen, darunter kam eine Eisenklappe zum Vorschein, die den Betonschacht abdeckte. Ein Vorhängeschloss. Alles stimmte, sogar die Ziffernkombination.
    Bruno räumte das Versteck aus: eine Plastiktüte mit Euronoten und ein Beutel mit weißem Pulver – schätzungsweise hundert Gramm. Bruno riss die Hülle mit den Zähnen auf, tippte hinein und leckte die Fingerkuppe ab. Die Zungenspitze wurde sofort taub – Kokain.
    Er blickte sich um. Drei Hütten weiter brannte Licht. Qualm stieg aus einem Blechrohr und stank herüber. Niemand ließ sich blicken. Bruno verstaute die Tüten unter dem Reservereifen seiner Karre. Mit dem Geld konnte er Johnnys schmieren.
    Kasimir hatte die Wahrheit über sein Depot gesagt.
    Ein Kribbeln lief Brunos Rückgrat entlang.
    Dann war vielleicht auch der Rest nicht gelogen.
    Brandheiß: Ein anderer Dealer hatte Helmer engagiert, um sich an Ebi zu rächen.
    Megacool: Ein Unbekannter bastelte an einem Netz von Zwischenhändlern, um reinstes Heroin an eine zahlungskräftige Klientel zu verhökern.
    Es gab kein wirksameres Mittel als H, um sich nach einer heißen Koks-Party zu entspannen. Heroin als Sonnenbrille für die Seele – kein Vergleich zu Mittelchen wie Tavor.
    White Boy und White Lady, ein unschlagbares Gespann.
    Zumal reiche Schickimickis sich nicht auf den Bahnhofsvorplatz trauten. Sie zahlten ein Mehrfaches, wenn der Dealer diskret war und den Stoff direkt ins Haus lieferte. Bring feine Kokser auf den H-Geschmack und du kannst mit traumhaften Gewinnspannen rechnen. Wenn du Leute findest, die Verbindungen haben. Kontaktleute mit Handynummern und

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