Ausgezählt
den Titeln der bedeutenden Journale zu lächeln. Sie flog für Bademoden auf die Kanaren und stolzierte ab und zu für einen Düsseldorfer Modezaren auf dem Laufsteg. Janssen hatte nicht viel dafür übrig. Seine Tochter fiel auf jeden herein, der ihr Komplimente machte und die weite Welt versprach.
»Das ist kein Rattenleder«, entgegnete Hannah.
»Schweine, Ratten, Stinktiere – Scheißtypen sind das, die dir das Koks andrehen.« Bruno wusste, dass es für mahnende Worte längst zu spät war.
51.
Er tippte die Nummer der Datenstation in sein Handy – besetzt. Er zählte bis zehn. Als er noch einmal wählte, meldete sich Svenja. Ihm wurde klar, dass er sich nie an ihre Piepsstimme gewöhnen würde.
»Hallo, Bruno. Scharf auf mich oder auf anderer Leute Geheimnisse?«
»Könntest du für mich zwei Personen überprüfen?«
»Weißt du übrigens, dass du eine wahnsinnig erotische Telefonstimme hast?«
Sie lenkte ab. Sie wollte, dass er ihr einen Köder hinwarf. Bruno sagte: »Wenn du willst, könnten wir am Samstag ins Kino gehen.«
»Mein Gott, deine Stimme macht mich ganz feucht. Übrigens reden die Leute über dich.«
»Wegen meiner Stimme?«
»Wegen deiner Fäuste und dem, was dahinter steckt oder auch nicht. Man sagt, gegen den Hammer hätte der Puma nicht den Hauch einer Chance. Es heißt, der Puma hätte keine Eier. Aber ich weiß es besser, nicht wahr?«
»Wette gegen all diese Leute und du wirst reich.«
»Boxen interessiert mich nicht. In welchen Film wollen wir gehen?«
»Mach einen Vorschlag.«
Svenja überlegte, dann sagte sie: »Das Versprechen. Jack Nicholson spielt einen Polizisten, der von seinem Fall besessen ist. Am Ende dreht er durch, weil ihm keiner glaubt.«
Die Idee, mit ihr auszugehen, gefiel ihm nicht. »Typisch Hollywood. Die müssen immer übertreiben.«
»Muss eine Geschichte realistisch sein, damit sie gut ist?«
»Ich denke, es hilft dabei. Soll ich dir etwas besonders Realistisches sagen?«
»Bitte.«
»Marcel Horrenkamp und Sibylle Adam.«
»Schauspieler?«
»Nein. Leute, deren Daten ich brauche.«
»Verstehe. Deine geheimen Ermittlungen. Bis wann brauchst du’s?«
»Ich bleib in der Leitung.«
Nach einer Minute war Svenja wieder dran. Der Fotograf, für den Hannah posiert hatte, war nicht vorbestraft. Kein Vermerk in den Akten des Präsidiums. Bille, die ehemalige Parteiangestellte, war Anfang der Neunziger mit einem Pfund Marihuana und einigen Gramm Kokain an der holländischen Grenze geschnappt worden.
Das besagte Schnupfpulver – Bruno fragte sich, ob die Redenschreiberin gekokst hatte, als sie noch mit Hövel befreundet gewesen war.
Die Datentante gab die Adressen durch. Sie hielt ihn für einen zweiten Karl Thann. Bruno musste das Handy auf Abstand halten, um Svenjas Stimme ertragen zu können.
Der Fotograf wohnte in einem Hinterhaus an der Konkordiastraße. Bruno parkte im Hof. Er steckte Handschellen ein.
Das Studio lag im Erdgeschoss. Bruno zog das schwere Eingangstor auf und schlich hinein. Der Knipser kniete auf dem weiß ausgelegten Boden und besprühte eine Tomate mit Wasser. Scheinwerfer zauberten Lichtreflexe auf die Frucht. Von Stativen lugten Kameras, Polaroids lagen auf dem Boden verstreut. Horrenkamp legte eine Aubergine zur Tomate und sprühte. Körbeweise stapelte sich Gemüse entlang der Wand. Die Eisentür krachte hinter Bruno ins Schloss.
Der Fotograf schaute auf. »Wo bleibt die Petersilie? Und die Zucchini! Der Kunde will Zucchini. Die Paprika können Sie gleich wieder mitnehmen. Die schrumpeln, sobald sie im Licht liegen. Erst fällt mein Assistent aus, dann liefern Sie das falsche Gemüse. Ein Scheißtag ist das!«
»Das kann man wohl sagen.« Bruno zog den Kerl am Kragen hoch. Knöpfe sprangen, Nähte platzten. Horrenkamp schrie auf. Das gescheitelte Haar fiel ihm in die Stirn. Bruno spielte den Puma und schlug dem Knipser in den Magen. Horrenkamp hechelte.
»Wo sind die Nacktfotos, die Sie von Hannah Janssen geschossen haben?«
Der Fotograf antwortete nicht. Er war zu angeschlagen.
Bruno fesselte ihn an das Geländer der Wendeltreppe, die ins Obergeschoss führte.
Er kletterte hinauf und sah sich in der Wohnung um. Weiße Möbel, weiße Polstersessel. Weiß gerahmte Schwarzweißfotos an den Wänden. James Dean im Unterhemd, dunkelhäutige Muskelmänner ohne etwas am Leib.
Bruno musste sich beeilen. Horrenkamp hatte jemanden erwartet.
Das Schlafzimmer: weiße Schränke, sogar die Bettvorleger waren weiß. Bruno
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