Ausgezählt
sprang auf.
Bruno durchsuchte die Wohnung. In einer Küchenschublade fand er Pistole und Schalldämpfer. Er entnahm das Magazin, leerte es, ließ die Patronen in der Hosentasche verschwinden und schob das Magazin zurück in die Waffe. Er legte die Pistole wieder an ihren Platz.
Er vermutete Kokain in der Wohnung, konnte es aber nicht finden. Ebi war einfach besser gewesen. Oder der Dealer hatte dazugelernt.
Bruno räumte Bierdosen und Aschenbecher vom Sofa, ließ sich nieder und wartete. Er hoffte, dass Kasimir keine zweite Waffe bei sich tragen würde.
Nach einer halben Stunde kratzte ein Schlüssel im Schloss. Kasimir würde bemerken, dass es nur zugeschnappt war, nicht verriegelt wie zuvor.
Die Tür ging auf und zu. Schritte im Flur. Bruno konnte vom Sofa aus nichts sehen. Er regte sich nicht.
Ein Schlurfen in der Küche nebenan. Das Schaben einer Schublade, die aufgezogen wurde. Ein leises Klappern. Kasimir trat ins Wohnzimmer. Seine Pistole zielte auf Bruno.
Der Hagere trug einen schwarzen Anzug, darunter ein schwarzes T-Shirt. Cooler Szene-Look – was ein Möchtegern-Gangster eben darunter verstand. Erweiterte Pupillen: Kasimir stand unter Strom. Offenbar merkte er nicht, dass die Pistole leichter geworden war.
Bruno fiel ein, dass er vergessen hatte nachzusehen, ob noch eine Patrone im Lauf der Waffe steckte.
Der Hagere sagte: »Ein Jammer, dass Helmer dich nicht auch weggeputzt hat. Noch einmal legst du mich nicht rein.«
Bruno öffnete seine Faust und zeigte die drei Schneekugeln, die er aus Horrenkamps Spülkasten gefischt hatte.
»Die Tour zieht nicht«, bellte Kasimir. »Keine Zeugen. Da steht Aussage gegen Aussage und ihr „Düsseldorfer Bullen seid berühmt dafür, unschuldigen Leuten irgendwelche Fakes unterzujubeln. Außerdem bist du kein Drogenfahnder. Kein Richter wird mich für diesen Kack verurteilen.«
»Sogar mit Freude. Du bist einschlägig bekannt. Das Schnupfpulver hab ich in deinem Badezimmer gefunden. Im Spülkasten der Toilette.«
Kasimir fuchtelte mit der Waffe. »Du hast keine Beweise, dass ich jemandem was angeboten hätte.«
Bruno zitierte: »Bereits der Besitz von Betäubungsmitteln, die zum Zweck Gewinn bringender Weiterveräußerung bereitgehalten werden, erfüllt den Tatbestand des Handeltreibens in Bezug auf die Gesamtmenge. So viel solltest du bei deinem Prozess gelernt haben, Kasimir. Du beantwortest mir ein paar Fragen oder du wanderst dieses Mal in den Knast.«
Der Hagere schraubte mit rascher Bewegung den Schalldämpfer auf. »Raus jetzt. Ich hab keine Zeit für Späße, die ich nicht lustig finde. Denk an deinen Partner. Fang bloß nicht an, ihm nachzueifern. Dazu fehlt dir das Format. Dealer abziehen läuft nicht mehr. Die Zeiten sind vorbei.«
Bruno hielt sein Handy hoch. In seinen Schläfen pochte das Blut. »Letzte Chance: Waffe weg oder ich rufe die Kollegen.«
»Hasta la vista!« Der Dealer zielte kurz und drückte ab.
Leeres Klicken.
In Bruno kochte die Wut hoch. Denk an deinen Partner. Dealer abziehen läuft nicht mehr. Der Scheißkerl hatte sich verraten – Kasimir hatte Helmer beauftragt, Ebi zu töten.
Bruno sprang auf und ließ die Fäuste fliegen. Haut platzte, Knorpel knirschten. Kasimir riss die Arme hoch und schrie. Bruno schlug weiter. Der Dealer knickte ein. Blut strömte über das hagere Gesicht. Bruno spürte Spritzer auf seiner Stirn. Sein Hemd war voller Flecken. Er hätte es ausziehen sollen.
Erinnerungsfetzen: Ebi geht auf die Knie. Er zuckt und sinkt zur Seite.
»DU HAST MEINEN PARTNER UMBRINGEN LASSEN!«
Ohne eine Antwort abzuwarten, trat Bruno gegen die Rippen des Dealers. Kasimir krümmte sich und stöhnte.
Schlimme Bilder: Ebis Stirn voller Pulvereinsprengsel rund um die Wunde. Augen, die ins Leere starren.
»GIB’S ZU!«
Kasimir bettelte. Bruno schlug einen Haken. Der Dealer verdrehte die Augen.
Bruno steckte Kasimirs Pistole ein. Seine Knöchel schmerzten und schwollen an.
Er schleifte Kasimir ins Badezimmer, legte ihn in die Duschkabine und drehte den Hahn auf. Das kalte Wasser spülte Wunden aus und gurgelte als rosafarbene Brühe in den Abfluss. Kasimir kam zu sich. Er hustete und spuckte Blut und Zähne.
Der Hagere schwor, er würde Helmers Auftraggeber nicht kennen. Er brabbelte, der fiese Bulle habe auch andere Kokaindealer ausgeraubt. Kasimir tischte irre Geschichten auf.
Weil Eberhard sich in eine Koksnutte verguckt hätte, sei er Amok gegen Dealer gelaufen. Damit sie nicht ihre Möse feilbieten würde,
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