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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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zu halten.
    Bruno erzählte ihr alles über Ebi. Wie sein Partner sich Feinde gemacht hatte. Wie er vor Brunos Augen ermordet worden war. Ebi hatte ein Doppelleben geführt, aber er war ein guter Partner gewesen. Ein Lehrmeister, der Bruno nie im Stich gelassen hatte.
    Hannah zappelte nervös mit den Füßen. Sie spielte mit der EC-Karte. Sie bewegte die Lippen beim Zuhören, als wiederhole sie seine Worte.
    Bruno berichtete über den Mordfall Klee. Über geschätzte einhundert Kilo kambodschanischen Stoff und das Gerücht des Tages: Die Mörder rekrutierten Koksdealer, um Heroin unter betuchte Leute zu bringen.
    White Boy und White Lady – das unschlagbare Gespann.
    Das Mädchen hörte zu. Die Pupillen überspannten fast die gesamte Iris.
    Sie fragte: »Ich soll den Kundschafter für dich machen?«
    »Geh zu deiner Maserati-Sause. Aber verkauf nie wieder deine Muschi. Wenn du Koks brauchst, bekommst du es von mir. Lass dich nicht auf diese Ratten ein.«
    »Eifersüchtig?«
    »Dein Vater würde es nicht überleben, wenn er das alles erführe.«
    »Paps und dieser Partner, von dem du erzählt hast – sind die so was wie Ersatzdaddys für dich?«
    »Verschon mich mit diesem Psychoquatsch.«
    »Paps hat mir erzählt, dass dein Alter abgehauen ist, als du klein warst. Dass du zum Straßenschläger geworden wärst, wenn er dich nicht unter seine Fittiche genommen hätte.«
    »Den Scheiß behauptet dein Vater von allen seinen Schützlingen.« Bruno notierte seine Handynummer auf einen Zettel. »Spitz morgen Abend die Ohren, aber pass auf, dass Schott und die anderen keinen Verdacht schöpfen.«
    Sie las die Nummer ab und programmierte sie in ihr Gerät. »Krass. Ich bin jetzt ein Bullenspitzel.«
    Er brachte Hannah zur Tür. Sie war fast so groß wie er und sehr schlank. Ihre Rippen standen vor. Sie fasste ihn an den Schläfen und küsste ihn. Ihre Hand fuhr in seinen Schritt.
    Sie lachte und rannte die Treppe hinunter.
    Bruno lauschte dem Getrappel. Die Haustür fiel ins Schloss.
     
    Ihm wurde flau. Er dachte an Kasimirs Gesicht: ein Klumpen Fleisch und Blut, das in Strömen aus der Nase quoll. Leuchtend weiße Augen, die ihn anstarrten.
    Bruno kotzte die Kloschüssel voll. Er kippte sich Wasser ins Gesicht und sah einen Kerl im Spiegel, vor dem er sich ekelte. Er knallte die Faust in diese Fresse. Die Kanten der Scherben schnitten in Brunos geschwollene Knöchel. Risse spalteten das Spiegelbild. Als Bruno die Faust wegzog, knirschte Glas und rot verschmierte Splitter klirrten ins Waschbecken.
    Das Radio lief noch immer. Bruno fand einen Sender mit Orchestermusik. Er salbte die Knöchel ein und wickelte eine Mullbinde über die Wunden.
    Er legte sich auf das Sofa und begann zu zittern. Geigen jubelten, Trompeten schmetterten. Die Akkorde schwollen an und hämmerten auf Bruno ein. Schlusstakte, die er vor neun Tagen zum ersten Mal gehört hatte.
    Drei Tote im Haus der Klees. Der Mord an seinem Partner. Bruno hatte Spuren. Eine Kundschafterin würde Informationen liefern.
    Ihr Foto lag auf dem Tisch. Schwarzweiß. Von einem wahren Künstler geschossen.
    Bruno hatte Babysitter gespielt, als Hannahs Mutter im Krankenhaus lag. Er hatte das Mädchen selbst einmal fotografiert – mit der großen Tüte am ersten Schultag, umrahmt von den stolzen Eltern. Klein-Hannah mit Zahnspange und Zöpfen.
    Horrenkamps Kunstschuss: Bruno entdeckte Wassertropfen auf der Haut. Der Knipser hatte Hannah ausgeleuchtet und besprüht wie eine Tomate.
    Bruno zerriss das Bild in kleinste Fetzen.

54.
    Den Samstag begann Bruno mit Intervallläufen entlang des Rheins. Auf den asphaltierten Wegen kamen ihm Radfahrer entgegen, Hunde sprangen ihm vor die Füße. Er beschloss, das Training auf die Aschenbahn des TuS Gerresheim zu verlegen.
    Eine Stunde lief er Runde um Runde auf der Bahn hinter dem Vereinsgebäude. Abwechselnd ruhiger Trab und scharfer Sprint.
    Wenn du keine Luft mehr hast, musst du Gas geben.
    Wenn du glaubst, du bist schnell, musst du an Tempo zulegen.
    Zeig, dass du kein Waschlappen bist.
    Die Kicker auf dem Rasen, den er umkreiste, unterbrachen ihr Spiel und feuerten ihn an. Joe, sein Sparringspartner, war unter ihnen.
    Bruno fuhr stadteinwärts. Das Lauftraining hatte seine Nervosität nicht vertrieben. Er erinnerte sich an Kasimirs Waffe, die er mitgenommen und im Handschuhfach deponiert hatte. Bruno holte sie heraus, steckte sie in die Ablage der Fahrertür und bedeckte Lauf und Schalldämpfer mit dem Stadtplan. Er wollte die

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