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Ausländer

Ausländer

Titel: Ausländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baumhaus
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Erlebnisse aus.
    »Ich habe die Fahrkarten noch«, sagte Ula. »Sie haben mich nicht durchsucht, als sie mich festhielten. Wollten wohl die Schweden auf keinen Fall verärgern, um sich nicht selbst zu schaden.«
    »Gott sei Dank«, sagte Anna. »Jetzt müssen wir nicht mehr auf den Lastwagen …«
    Ula hielt die Hände der beiden und sagte: »In zwei oder drei Stunden sind wir in Sicherheit. Wir haben die nötigen Papiere, am Hafen dürfte es also keine Probleme geben. So, und jetzt gehen wir was essen.«
    Kriminalassistent Werner Schlüter hatte solche Aktionen schon mehrmals praktiziert. Normalerweise war es reichlich kompliziert. Als er kürzlich einen Terroristen aus dem Widerstand verhaften wollte, hatten sich zwei schwedische LKW -Fahrer eingemischt. Er hatte sie beinah erschießen müssen, und wer weiß, was für eine internationale Affäre daraus entstanden wäre. Das wollte er nicht noch einmal riskieren, schon gar nicht bei diesen zwei gut aussehenden Frauen. Das würde jeden kultivierten Schweden an Bord auf den Plan rufen. Daher war große Vorsicht geboten.
    Er hatte gehört, dass sie sich auf dem Oberdeck treffen wollten, und war ihnen fünf Minuten später gefolgt. Dort oben hielt sich kaum eine Handvoll Menschen auf. Er schlenderte zur Reling und wartete, bis die anderen Passagiere gegangen waren, um dann zuzugreifen. Gerade, als er sich den dreien nähern wollte, erhoben sie sich von der Bank neben dem Schornstein.
    Das war der denkbar beste Moment. Er würde sie festnehmen und dann in seine Kabine bringen. Dort würde er sie mit vorgehaltener Waffe festhalten, bis die Fähre wieder in Sassnitz anlegte.
    Schlüter genoss den Ausdruck auf ihren Gesichtern, als er ihnen befahl, stehen zu bleiben. Beim Anblick der Maschinenpistole hob der Junge sogar die Hände, als wäre er in einem Cowboyfilm. Schlüter herrschte ihn an, die Hände herunterzunehmen. Er wollte keine Aufmerksamkeit erregen und war ohnehin davon überzeugt, dass keiner von ihnen bewaffnet war.
    »Sie sind Ula und Anna Reiter, nicht wahr?«, fragte er dann. »Und Sie … Peter Bruck.«
    Da gab die Frau irgendwelchen Unsinn über eine Beerdigung in Schweden von sich. Und dass sie alle drei schwedische Staatsbürger seien. Woraufhin Schlüter in fließendem Schwedisch einige Sätze zu ihnen sagte. Es waren grobe Obszönitäten, und als keiner von ihnen auch nur eine Augenbraue hob, wusste er, dass sie ebenso wenig schwedisch waren wie Reichsführer Himmler.
    Er brauchte nicht einmal nach ihren Ausweisen zu fragen.
    Die Schiffssirene ertönte – so laut und lang, dass ein Schwarm Möwen, durch den Lärm aufgeschreckt, von den Aufbauten am Schornstein aufflog und direkt vor seinem Gesicht herabstieß.
    Bevor er wusste, wie ihm geschah, hatten der Junge und das Mädchen ihn auch schon von beiden Seiten gepackt. Er spürte, wie er hochgehoben wurde. Sein Rücken bog sich über die hölzerne Reling. Dann fiel er. Die Wellen schlugen hart gegenseinen Körper, und das Wasser war so kalt, dass es ihm den Atem raubte.
    Er kämpfte sich gegen das Gewicht seines Ledermantels an die Oberfläche und rang mit tiefen Zügen nach Luft. Doch da brach sich über ihm eine Welle und nahm ihm erneut den Atem.
    Als er sich endlich mühsam aus seinem Mantel geschält und genug Kraft gesammelt hatte, um nach Hilfe zu schreien, war das Schiffsheck schon vierzig Meter weit entfernt. Er brüllte und brüllte, während sein Körper im schimmernden Kielwasser auf und ab tanzte, doch die Lichter der Fähre verloren sich bereits in der Ferne.
    Kriminalassistent Werner Schlüter setzte all seine beträchtliche Kraft und Intelligenz ein, um sich aus der misslichen Lage zu befreien. Gab es in der Nähe vielleicht eine Wetterboje oder Ähnliches? Oder andere Schiffe? Es musste doch bald eines vorbeikommen? In weiter Ferne am Horizont sah er die Lichter der Siedlungen an der schwedischen Küste. Er schwamm auf sie zu, hatte aber nicht das Gefühl näher zu kommen.

Epilog
    Stockholm
September 1943
    Peter erwachte aus seinem Mittagsschlaf und ging zu Ula, ihrer Schwester Mariel und Anna in den Garten hinaus. Sie verbrannten Laub im schwachen Sonnenlicht, und er holte sich aus dem Gewächshaus einen Rechen und begann einen neuen Haufen zum Verbrennen zusammenzuharken.
    Vor etwa einem Monat hatten sie erschöpft an Mariels Tür geklopft. Als sie öffnete, hatte sie die drei erst ungläubig angestarrt, um sie dann nacheinander in die Arme zu schließen. Dabei waren ihr Tränen

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