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Ausländer

Ausländer

Titel: Ausländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baumhaus
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bis Jannowitzbrücke. Während sie auf den Zug warteten, erklärte sie ihm die nächsten Schritte. »Wenn du verfolgt wirst, müssen wir sie abschütteln, sonst führen wir sie direkt in unser Versteck.«
    Peter nickte.
    »Wir trennen uns hier. Du nimmst die U-Bahn zum Senefelderplatz. Wir treffen uns dort im Park gleich hinter dem Nordausgang. Du findest mich beim Musikpavillon.«
    »Ich will dich nicht verlieren, Anna.« Peter hatte plötzlich schreckliche Angst.
    »Das wirst du nicht«, sagte sie. Und schon war sie verschwunden.
    Er ging zum Alexanderplatz und stieg dort in die U-Bahn. Es waren nur ein paar Stationen. Dann wartete er – eine halbe Ewigkeit, wie ihm schien. Endlich kam sie. Er war wütend, weil sie sich so lange Zeit gelassen hatte.
    »Peter, stell dich nicht so an«, fuhr sie ihn an. »Ich dachte, jemand folgt mir, darum bin ich zu Fuß zum Moritzplatz, um ihn abzuschütteln.«
    Peter, der sich auf einmal sehr dumm vorkam, schüttelte den Kopf.
    »Nimm jetzt die U-Bahn zum Görlitzer Bahnhof. Rechts davon, am Lausitzer Platz, gibt es eine Kirche. Ich werde auf den Stufen sitzen. Warte zehn Minuten, bevor du mir folgst.«
    Sie merkte, dass er wieder ungeduldig wurde.
    »Peter«, sagte sie warnend, »du musst lernen, dass dies unsere einzige Chance ist, in den nächsten Wochen am Leben zu bleiben.«
    Natürlich hatte sie recht. Trotzdem war Peter überrascht, wie ruhig sie wirkte. Was ihn so gereizt machte, war seine Angst.
    Er brauchte eine halbe Stunde. Der schale Schweißgeruch im Waggon erschien ihm an diesem Tag besonders aufdringlich. Doch da saß sie, wie versprochen, auf den Stufen einer großen Backsteinkirche.
    Sie nickte in Richtung eines Wohnhauses links neben einem Café. »Wir sind im fünften Stock«, sagte sie. »Der Name ist Klein. Warte fünf Minuten, dann komm nach.«
    Klein  – das konnte nur Eugen Klein sein. Peter hatte ihn nie kennengelernt, aber die Reiters hatten von ihm erzählt. Er arbeitete als Grafiker für Ulas Zeitschrift Frauenwarte .
    Peter stapfte die mit rotem Linoleum ausgelegte Treppe des Mietshauses hinauf bis zu einer schweren Holztür, an der »Klein« stand. Anna hatte schon am Türspion gelauert und öffnete, bevor er klopfen konnte.
    »Hat dich irgendwer gesehen?«, fragte sie im Flüsterton.
    Am liebsten hätte Peter geschrien: »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«, doch er riss sich zusammen. »Ich glaube nicht. Alle wirkten mit sich selbst beschäftigt. Wahrscheinlich ist niemandem aufgefallen, dass ich hier reingegangen bin.«
    Ula Reiter kam in den Flur, um ihn zu begrüßen. Auch sie sprach sehr leise. »Peter! Gott sei Dank haben wir dich gefunden. Komm, setz dich.«
    Bevor er Fragen stellen konnte, erzählte Ula: »Die Gestapo hat Otto mitgenommen. Wir haben gesehen, wie sie ihn abgeführt haben. Gott sei Dank waren wir nicht zu Hause, als sie gekommen sind. Es sieht nicht gut aus. Sie haben ihn geschlagen, wir müssen also mit dem Schlimmsten rechnen.«
    Peter wurde übel. »Das tut mir leid, Frau Reiter«, sagte er.
    Sie sah furchtbar aus, völlig mitgenommen und ganz krank vor Sorge. Die Wohnung war klein, und das Wohnzimmer, in das sie ihn führte, bis zur Decke mit überquellenden Bücherregalen vollgestellt. Es erinnerte an Professor Kaltenbachs Arbeitszimmer, nur das der Raum größer war. Peter schob einen Stapel Bücher auf dem Sofa beiseite und setzte sich.
    »Warum flüstern wir?«, fragte Peter.
    Die beiden sahen ihn an, als sei er nicht bei Trost.
    »Keiner der Nachbarn darf wissen, dass wir hier sind«, erklärte Anna.
    »Die Wohnung ist sehr klein«, sagte Frau Reiter. »Nur ein Schlafzimmer, wir können also nicht lange bleiben. Bloß so lange, bis Eugen unsere Dokumente fertig hat.«
    »Was für Dokumente?«, wollte Peter wissen.
    »Wir müssen Berlin so schnell wie möglich verlassen«, sagte Frau Reiter. »Wir werden Folgendes tun … Eugen kommt heute Nachmittag mit seinem Fotoapparat. Vorher müssen wir uns verkleiden. Ich war in der Drogerie. Wir färben unsere Haare blond.«
    Sie holte zwei Packungen Haarfärbemittel hervor.
    »Müsste ich mich nicht dunkel färben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben das schon bedacht. Wir geben uns als Familie aus. Du und Anna, ihr seid Geschwister. Ich bin eure Mutter. Wir fahren nach Schweden, zum Begräbnis eures Großvaters.«
    Ehe er weitere Fragen stellen konnte, fuhr sie fort. »Peter und ich werden kurzsichtig sein.«
    Sie legte zwei Brillen mit schwarzem Gestell

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