Ausradiert - Nicht ohne meine Tochter: Thriller
einer Woche gewesen. Seitdem hatten sie eine wunderbare Zeit auf Vancouver Island verbracht. Er schien ihr jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Das einzige, was sie störte, war, dass sie hier draußen weder einen Festnetz-noch einen Internetanschluss hatten. Ihr Handy hatte sie zwar eingesteckt, aber sie konnte ihr Ladekabel nirgends finden. Dabei war Jana so sicher, dass sie es in Seattle eingesteckt hatte.
***
Ehe Mark noch etwas einwenden konnte, hatte die übergewichtige Frau die Tür schon zugemacht. Er klingelt e und klopfte.
« Mrs. Belamy, bitte öffnen Sie die Tür! «
Keine Reaktion. Was sollte das Ganze? Hatte er sich in der Adresse geirrt? Hektisch kramte Mark in seiner Jacke und holte seine Brieftasche heraus. Vor lauter Aufregung fiel ihm diese runter. Nachdem er drei herausgefallene Visitenkarten aufgesammelt hatte, fand er endlich den Notizzettel mit der Adresse:
Jana Bornke
c/o Ken Bellamy
PO-Box 1235
Belfair, WA 98528
USA
Okay, die Straße war nicht aufgeführt, sondern nur ein Postfach. Gab es etwa mehrere Städte oder Dörfer mit dem Namen Belfair im Bundesstaat Washington? Und war ‚Belamy‘ ein häufiger Name in den USA?
Mark wünschte sich in diesem Moment, Hauptfigur in ‘Verstehen Sie Spaß?‘ zu sein. Bestimmt käme Jana gleich hinter dem Haus hervor und rief: » Huhu, reingefallen. «
Nichts dergleichen passierte. Im Haus wurden sogar die Vorhänge zugezogen, wohl zum Zeichen der Abschottung, als wollte die komische Frau Belamy ihm nochmal sagen:
» Verschwinden Sie! «
Mark wählte erneut Janas Mobiltelefonnummer. Wieder nur diese dämliche Ansage, dass sie derzeit nicht erreichbar sei. Er schickte ihr eine SMS, dass sie sich unbedingt melden sollte, sobald sie das lesen würde.
Bleierne Müdigkeit stieg in Marks Kopf, die Zeitverschiebung forderte ihren Tribut. Er konnte nicht mehr klar denken. Sein Gehirn arbeitete wie im Zeitlupenmodus. Es musste doch ein Missverständnis vorliegen. Hier vor der Tür stehenzubleiben, machte keinen Sinn. Am Ende rief diese Belamy noch die Polizei. Mark nahm sein Smartphone und bestellte sich ein Taxi. Als es endlich da war, sagte er entnervt:
» Fahren Sie mich einfach zum nächst gelegenen Hotel. «
» Ok, Sir, das ist das Belfair Motel, keine 15 Autominuten von hier. «
» Haben die dort WLAN-Anschluss? «
» Soviel ich weiß, ja, haben die Motels heutzutage doch alle. «
Während der Fahrt fiel Mark in einen Sekundenschlaf, schreckte hoch und hatte ein verdammt schlechtes Gewissen. Wie konnte er jetzt schlafen, wenn er keinen Plan hatte, was mit seiner Tochter los war?
Im Hotel angekommen, nahm er sich ein Zimmer und fuhr seinen Laptop hoch. Was hatte er nur übersehen oder falsch gemacht?
E-Mails und soziale Netzwerke hatte er doch schon am Flughafen gecheckt. Da fiel ihm ein, Jana hatte doch extra einen Blog eingerichtet. Sie wollte nicht direkt mit ihrem Vater bei Facebook verbunden sein. Schließlich sollte er nicht alles mitbekommen. Das war für Mark völlig ok. Seit Februar aktualisierte sie diesen Blog nicht mehr. Deswegen hatte Mark am Flughafen gar nicht mehr daran gedacht. Mark rief diesen Blog auf.
Letzte Aktualisierung vor sechs Tagen.
» Eine romantische Überraschung wartet auf mich. «
Dazu eine Musikdatei. Mark drückte auf Play: ‘Sail away‘ von Enya ertönte.
» Was soll das denn heißen? « , hörte Mark sich selbst schreien. Ist sie etwa segeln gegangen, obwohl wir unseren gemeinsamen Urlaub seit Monaten geplant haben? So etwas würde sie nie machen. Zumindest hätte sie mir doch Bescheid gesagt. Es sei denn, sie konnte nichts mehr sagen…! Mark wollte diesen Gedanken nicht weiterdenken. Was, wenn sie entführt worden war und nur Zeit für einen versteckten Hinweis gehabt hatte? Aber warum tat Frau Belamy so, als wäre Jana nie dagewesen?
Mark tippte das Wort ‚Belfair‘ bei ‚google maps‘ ein. Es gab tatsächlich noch ein weiteres Belfair, allerdings in SC, das stand für South Carolina.
Es war die richtige Adresse: Belfair im Bundesstaat Washington. Schließlich hatte er ihr zum Geburtstag aus Deutschland ein Trikot geschickt, über das sie sich unheimlich gefreut hatte. Folglich war es auch angekommen.
Mark schrieb ihr eine kurze E-Mail und eine Nachricht über Skype: » Bitte melde dich bei deinem Vater! «
Jana wuchs bei ihrer Mutter in München auf. Zwischen ihm und seiner Ex gab es seit Jahren keinen Kontakt. Wenn, dann nur indirekt über das Jugendamt, als es um
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