Ausradiert - Nicht ohne meine Tochter: Thriller
Computerzeitalter hatte dieses Kaff nicht verpasst.
» Einen Moment noch… « , sagte der Officer, ohne auch nur in Marks Richtung zu schauen, » …ich bin gleich für Sie da. «
In aller Ruhe stand der untersetzte und leicht übergewichtige Mann auf, ging erst einmal in die andere Ecke des Raumes und goss sich einen Kaffee ein. Als er dann endlich am provisorischen Tresen angekommen war, sagte er in tiefer Tonlage und mit rauchiger Stimme:
» Nun, was kann ich für Sie tun? «
» Ich möchte eine Vermisstenanzeige aufgeben! «
» So? Wen vermissen Sie denn? «
» Meine Tochter, sie ist seit August letzten Jahres als Austauschschülerin aus Deutschland in Belfair. «
Auf dem langärmeligen Hemd des Polizisten konnte Mark das Namenszeichen ‚Sgt. Donnely‘ lesen.
» Wann haben Sie sie zuletzt gesehen? « , fragte der Officer und legte die Stirn in Falten.
» Vor über einem Jahr. Warum ist das denn wichtig? Sie ist verschwunden. «
» Wie alt ist Ihre Tochter denn? «
» Sie ist im Mai 16 geworden. «
» Und ihr Name? «
» Jana Bornke. «
» Wissen Sie… « , holte Officer Donnely zu einem Vortrag aus, » …es kommt öfter vor, dass Jugendliche in dem Alter mal eine Nacht wegbleiben, ohne Bescheid zu geben. «
» Sie verstehen nicht, Officer. Die Gastmutter behauptet, dass sie meine Tochter gar nicht kennt! « Entrüstet holte Mark die Adresse aus seiner Brieftasche.
» Schauen Sie selbst, hier hat sie fast ein Jahr lang gewohnt. « In dem Moment klingelte das Telefon.
» Moment mal « , sagte der Polizist und ging an den Apparat. Mark hätte ausflippen können. Quälend lang unterhielt er sich über Belanglosigkeiten, wahrscheinlich mit seiner Frau. Er legte auf und schien verwirrt.
» So, wo waren wir stehengeblieben? «
Genervt schoss es aus Mark heraus: » Ich habe Ihnen erklärt, dass meine Tochter fast ein Jahr lang bei ihrer Gastmutter in Belfair als Austauschschülerin gelebt hat. «
» Richtig, und wo ist das Problem? « » Jana wollte mich vom Flughafen abholen, zusammen mit ihrer Gastmutter, aber sie ist dort nicht aufgekreuzt. Dann bin ich mit dem Taxi zu ihren Gasteltern gefahren « , sagte Mark und zeigte auf das Papier mit der Adresse drauf.
» Und? «
» Die Frau, Pat Belamy, behauptet, sie kennt meine Tochter gar nicht, und ich solle verschwinden. «
» Hä? Das verstehe ich nicht. «
» Ich eben auch nicht. «
» Ich kenne Mrs. Belamy, und sie hat auch eine Austauschschülerin gehabt dieses Jahr, aber die kam aus Schweden. Linda Ekstroem, ein ganz aufgewecktes Mädel. Sie sagten, Sie kommen aus Deutschland, oder? «
» Ja. Jetzt verstehe ich bald gar nichts mehr. Sie hat Monate bei dieser Mrs. Belamy gelebt, und nun erzählen Sie mir, die hätten eine schwedische Austauschschülerin? «
» Wahrscheinlich ist das alles nur ein Missverständnis. «
Mark hatte Schwierigkeiten, die Contenance zu wahren.
» Das will ich für Sie hoffen. Officer… « , Mark schaute nochmal auf das Namenschild, » …Donnely! «
» Hey, werden Sie mal nicht unverschämt, ja? Das mögen wir hier gar nicht. Jetzt mal ganz ruhig. Ich nehme Ihre Daten auf, und dann werden wir der Sache mal nachgehen. «
Nachdem der pflichtbewusste Polizist die persönlichen Daten von seiner Tochter und eine detaillierte Personenbeschreibung von ihm aufgenommen hatte, fragte er:
» Haben Sie vielleicht ein Bild von Ihrer Tochter? «
Mark griff in seine Brieftasche und nahm das Bild, das er seit einem Jahr immer bei sich trug, heraus: » Das ist sie, kurz vor ihrem Abflug in die Staaten. «
» Wie heißt denn die Austauschorganisation? «
» Den Namen habe ich nicht. Jana lebt bei ihrer alleinerziehenden Mutter, sie hat die ganzen Daten und wird sie mir zumailen. « Officer Donnely zückte seine Visitenkarte:
» Leiten Sie die Daten einfach an mich weiter. «
» Können Sie wenigstens die umliegenden Krankenhäuser anrufen und fragen, ob Jana eventuell dort liegt? «
» Das erfolgt sowieso routinemäßig durch die gerade aufgenommene Vermisstenmeldung. «
» Danke, bitte verständigen Sie mich sofort, wenn Sie etwas wissen, meine Daten haben Sie ja. «
» Selbstverständlich. «
Wie vor den Kopf gestoßen fühlte sich Mark, als er die Straße zurück zum Hotel ging. Er konnte sich das alles nicht erklären. Jana hatte definitiv hier gelebt. Als er aufsah, traute er seinen Augen nicht: Jana – sie ging ca. zehn Meter vor ihm. Etwa 1,75 groß, schlank, lange, leicht gewellte Haare, eine enge Jeans
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