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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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kann einfach nicht.« Er musste versuchen, seine Unschuld zu beweisen, sich selbst, und wenn es ihm nicht gelang, seine Unschuld zu beweisen, dann wollte er wenigstens die Wahrheit wissen. Die Vorstellung, zu sterben und so viel im Unklaren zu lassen – die Bedeutung seines Lebens, was für ein Mann er war –, erschreckte ihn mehr als der Krebs selbst.
    »Aber sieh dich doch an«, sagte Elaine, den Blick auf seinen nackten Körper gerichtet. »Wie lange kannst du …« Sie unterbrach sich. »Deine Gesundheit kommt zuerst.«
    Sie starrten sich an. Er spürte ihren Willen, sie wollte, dass er sich hinlegte, umdrehte, artig war, aber er gab nicht nach. »Ich brauche deine Hilfe, um die Motelangestellte aufzuspüren«, sagte Nick.
    Elaine schnaubte, leise und nasal, dieses für sie typische Geräusch, halb Schnauben und halb Gelächter. »Diesmal nicht, Herzblatt.« Sie breitete die Decke über seine Beine. »Ich will nur dein Bestes.«

    Die Motelangestellte. Nick ging ein wenig schleppend hoch in sein Büro, setzte sich an den Schreibtisch. Die Artefakte, von seinem Sohn zu einer Geschichte arrangiert: Es gibt keine Gerechtigkeit. Eine Geschichte, die er nicht verstand, eine Geschichte, die er als eine Art Leser begonnen hatte und in der er mittlerweile eine der Hauptrollen spielte, eine Geschichte, die ihm Angst machte.
    »Habe ich es getan?«
    Er sprach es laut aus, in der Hoffnung, dass die Stimme in seinem Kopf, die Stimme seines Vaters Niemals, Nikolai, mein lieber Junge, nicht in einer Million Jahre erwiderte. Doch nur Schweigen folgte. War der Krebs seine Strafe für die Ermordung von Lara Deems? Und was war mit dem Meineid? Wäre Diabetes in diesem Fall nicht völlig ausreichend gewesen? Plötzlich kam ihm ein rettender Gedanke: Vielleicht war sein Verstand schon während des Prozesses gegen Canning angegriffen gewesen und dieser Meineid nur die verzeihliche Handlung eines kranken Mannes. Nick wies dieses Argument umgehend zurück: In gewisser Weise arbeitete sein Verstand jetzt besser; er war besser.
    Aber: Hatte er es getan?
    Die Antwort lag in der Geschichte. Warum konnte er sie nicht lesen? Vielleicht, weil Teile – eine Seite, ein Kapitel, ein Abschnitt – fehlten. Und diese fehlenden Teile waren tatsächlich aus seinem Haus gestohlen worden? Das Footballbild, die Desert-High-Mannschaft von 1950, mit diesem Vogel, der aus dem Rahmen flog. Sein ältestes Beweisstück. Was außerdem war alt? Das mit einer Brownie aufgenommene Foto mit dem gezackten Rand, drei kleine Mädchen auf einem gescheckten Pony, das von dem Jungen mit dem Riesenhut geführt wurde – das musste ebenfalls alt sein. Nick nahm die Lupe heraus, studierte es erneut: die Gesichter der Mädchen, zwei brünette und ein blondes, und das Gesicht des Jungen, ein hartes kleines Gesicht, obwohl es größtenteils im Schatten lag, und den Schriftzug auf seinem Stern: Silver City Ghost Town.
    Nick verstaute das Foto in der Tasche, startete eine Googlesuche nach Silver City Ghost Town, fand nichts. Und auch nichts über das Four Aces am Lincoln Boulevard. Er erinnerte sich an das Four Aces, ein heruntergekommenes Motel neben einem heruntergekommenen Möbelhaus in der Nähe der Bahnlinie Venice–Santa Monica, das vor fünf oder sechs Jahren abgerissen worden war. Er war viele Male daran vorbeigefahren, aber hatte er es jemals betreten? Nick konnte sich nicht erinnern.
    Die Motelangestellte. Was war der nächste Schritt? Hätte offensichtlich sein müssen, aber Nick kam nicht drauf. Stattdessen überfiel ihn ein seltsamer und übelkeitserregender Gedanke: was, wenn der Tumor schon seit Jahren wuchs, seinen Verstand verzerrte, Grundwurzel von Mord, Erinnerungslücken, eines unkontrollierten heimlichen Lebens war?
    Nick barg den Kopf in den Händen. In diesem Kopf gingen Dinge vor. Er konnte es fast hören, wie reißende Vorhänge. Dr. Tully, Bestrahlung, all dies ruhen lassen, Billie: Das war eine Möglichkeit. Die Versuchung wurde immer stärker. Die Verstandeskraft, zu tun, was getan werden musste, war einfach nicht vorhanden. Nick war dabei, Dr. Tullys Karte zu suchen, nicht unbedingt, um die Nummer zu wählen, aber um wenigstens zu wissen, wo die Karte war, als das Telefon klingelte.
    Er nahm ab.
    »Mr. Petrov?«, fragte eine Frau.
    »Am Apparat.«
    »Hier ist Liza Rummel.«
    Er umklammerte den Hörer fester. »Beweisen Sie mir, dass Sie Sie sind«, verlangte er.
    »Beweisen, dass ich ich bin?«
    »Ja.«
    »Betsy Matsu sagte, Sie seien

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