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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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Taschenlampe, schloss ab.
    Nick ließ den Schein seiner Taschenlampe über das andere Auto wandern: ein alter Mustang, hell- oder mittelblau, mit offenem Verdeck, der Innenraum übersät mit Kaffeebechern und Bonbonpapier. Irgendwie wusste er, dass der Aschenbecher voller Kippen sein würde, deren Filter mit Lippenstift verschmiert waren. Er beugte sich über die Beifahrerseite, zog den Aschenbecher auf, na also. Er nahm eine heraus – bohrte und bohrte und bohrte  – und roch daran, hauptsächlich schaler Tabak plus dem wächsernen Geruch des Lippenstifts. Als Nächstes das Handschuhfach: Alle möglichen Dinge purzelten heraus – zusammengeknüllte Papiertaschentücher, Parkscheine, Shampoofläschchen aus Marriott Hotels, Sonnenbrille, eine Schirmkappe von Hooters, ein verknautschtes Päckchen Zigaretten, eine Schachtel Tampons, der Fahrzeugschein. Er prüfte ihn. Der Wagen war auf Liza Rummel zugelassen, unter ihrer alten Adresse, an der jetzt die orthodoxen Juden wohnten. Nick erlebte einen, vielleicht verrückten, Moment des Triumphs. Er stand wieder auf Start, und es fühlte sich gut an.
    Nick schaltete die Lampe aus, ging den Pfad zum Eingang der Hütte hoch. Drinnen brannte kein Licht. Er verharrte reglos, lauschte, hörte nichts. Dann erklang irgendwo über ihm am nächtlichen Himmel ein schwaches rhythmisches Geräusch, das Schlagen schwerer Flügel: Wahrscheinlich eine Eule – um den See lebten viele Eulen, Uhus und Käuzchen – eine Eule auf nächtlicher Jagd, ein Geschöpf nach seinem Herzen.
    Nick probierte die Tür. Die Tür war nicht abgeschlossen, hatte Elaine gesagt. Stand sperrangelweit offen. Du musst besser aufpassen. Aber diese, die Hüttentür, war abgeschlossen. Nick zog den Schlüssel heraus, schloss auf und trat ein.
    Er roch die Luft, abgestanden wie immer, wenn er eine Weile nicht dort gewesen war, und spürte den indianischen Läufer unter seinen Füßen. Nick liebte diesen Ort, plötzlich wusste er irgendwo im Hinterkopf, dass er immer beabsichtigt hatte, sich hier zur Ruhe zu setzen und den Rest seines Lebens als Teil dieser Umgebung zu verbringen. Außerdem wusste er, dass außer ihm niemand in der Hütte war.
    Aber um sich zu vergewissern, schaltete er die Taschenlampe wieder ein und ging von Zimmer zu Zimmer. Es gab nur drei: die Küche an der Rückseite, das Esszimmer mit der verglasten Veranda und dem Korbschaukelstuhl, von dem aus man den See überblickte, und das große Schlafzimmer oben. Nick überprüfte alle, vergaß weder in den Schränken noch unter dem Bett nachzusehen, entdeckte niemanden. Vom Schlafzimmerfenster aus schaute er hinaus auf den See, den der Mond versilberte. Ein Fisch sprang. Er sah ihn ganz deutlich, einen schwarzen Schatten, fast mit Sicherheit ein Sonnenbarsch, der emporstieg und hinabstürzte, einen kleinen silbernen Kreis erzittern ließ. Funkelnde konzentrische Wellen traten ihre Reise zum Ufer an.
    Ihr Wagen stand draußen. Sie war nicht in der Hütte. Also war sie ebenfalls draußen, wartete in der Dunkelheit. Aber warum? Wenn sich so eine Frage stellte, war es gut, einen Colt Kaliber 38 in der Tasche zu haben. Nick griff in seine Tasche: Er fand das Foto mit dem gescheckten Pony, aber keine Waffe. Warum nicht? Er hatte sich doch eine geistige Notiz gemacht, sie stets bei sich zu tragen? Jedenfalls hatte er die Absicht gehabt.
    Nick widerstand dem Drang, seinen Kopf in den Händen zu vergraben, etwas Leben hineinzurubbeln, und falls das versagte, ihn zu strafen.
    Wie die Eule, Nikolai.
    Er erstarrte. Sein Vater, der nie besonders viel Zeit für ihn gehabt hatte, fand wenigstens jetzt den unpassendsten Moment.
    Jage.
    Nick löschte das Licht. Er ging nach unten, leise, so wie man es in seiner eigenen Wohnung konnte, und blieb an der Tür stehen, lauschte. Eine Brise vom See kräuselte sich durch die Baumwipfel. Abgesehen davon, nichts. Nick wechselte die Lampe in die linke Hand, für den Fall, dass er sie für etwas anderes benötigte, als Licht zu machen. Er drehte den Knauf, langsam und leise, und trat nach draußen.
    Kein Geräusch außer dieser kühlen Brise vom Wasser. Nicks Hütte stand auf einer kleinen Lichtung, auf drei Seiten von Wald umgeben. Am Waldrand hatte er einen Geräteschuppen errichtet; unten am See außerdem einen Steg gebaut, auf den er sein Dingi zog, das er kieloben an die Krampen zurrte. Er versuchte es als Erstes beim Geräteschuppen, schlich sich leise über die Lichtung, mit dem Mondlicht als einzigem Führer. Aus

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