Ausradiert: Thriller (German Edition)
Mannschaft?«
»’n Rudel Weicheier.«
»Aber in der Vergangenheit waren sie ziemlich gut.«
»Kommt drauf an, wann.«
»Wie lange sind Sie schon dabei?«
»Dreiundvierzig Spielzeiten.«
Petrov zeigte ihm das Bild. »Wie war diese?«
Der alte Mann griff nach der Brille in seiner Hemdtasche, riesig, mit schwarzem Rahmen, setzte sie auf die Nasenspitze. Er musterte die Gesichter, wobei seine Lippen sich ein wenig bewegten. »Diese hier war gut«, sagte er. »Wo haben Sie das her?«
»Gelegentlich beschäftige ich mich ein bisschen mit Trainingsphilosophien.«
»Darüber könnte man ein Buch schreiben.«
»Ich wollte erst mal mit einem Artikel anfangen.«
Der alte Mann nickte. »Und wenn den keiner will, haben Sie nicht so viel Zeit verschwendet.«
Petrov lächelte. Heute gefiel ihm alles – das Grün, die Regenbogen, der alte Mann. In seinem Kopf klopfte sein Pulsschlag fröhlich vor sich hin. »Haben Sie diesen Trainer gekannt?«
»Frank Kostelnik? Klar.«
»Ich würde ihn gern interviewen.«
»Dann müssen Sie eins dieser Medien aufsuchen.«
Petrov lachte. »Haben Sie Zeit für einen Kaffee? Oder Frühstück? Ich zahle.«
Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Training um neun«, sagte er.
»Lebt seine Frau noch?«
»Schon lange dahin. Die Atomtests haben sie erledigt.«
»Wie steht es mit Kindern?«
»Er hatte nur eins. Heißt Elaine. Aber sie lebt nicht hier. Elaine ist unten in L. A., macht Karriere.«
»Ja?«
»Die neue Polizeipräsidentin, kaum zu glauben, was? Und wissen Sie, was genauso schlimm ist? In der Unterstufe schießt dieses Jahr ein Mädchen die PATs.«
»Ist sie gut?«
»Darum geht es nicht. Es geht darum, was zum Teufel los ist.«
Petrov betrachtete sein Gesicht, ihm kam ein Gedanke. Er beugte sich über das Foto, musterte den Trainer, W. Moore, der direkt neben Frank Kostelnik stand. »Sind Sie das?«
»Ja.«
»Sieht aus, als hätten Sie selbst ein bisschen Football gespielt, Mr. Moore.«
»Klar hab ich das. Baseball und Basketball auch. Hab alles gespielt. Wie es damals eben war. Nicht so wie heute. Rudel Weicheier.« Er lächelte. Womöglich, weil er alles gespielt hatte, verfügte er nur noch über eine Handvoll Zähne, mit großen Lücken dazwischen. »Und Sie können Wally zu mir sagen.«
»Was für ein Trainer war Frank Kostelnik, Wally?«
»Hart.«
»Inwiefern?«
»Gnadenlos«, sagte Wally. »Coach K. gehörte zu den Menschen, die tun, was getan werden muss. Erkannte jede Schwäche in jeder Mannschaft. Und wenn es an der Zeit war, sie auszumerzen …« Wally machte eine rasche zustechende Bewegung mit einem Phantasiemesser und gab dabei ein Grunzen von sich.
Einige Messerkämpfe hinter dir, Wally? hätte Petrov beinah gefragt; aber die Antwort ergab sich aus der flüssigen, hinterhältigen Technik, und so sagte er stattdessen: »Er wirkt nicht viel älter als die Spieler.«
»War er auch nicht. Aber er war im Krieg, das war der Unterschied.«
Ein staubiger Kleintransporter bog auf den Parkplatz ein, parkte dicht beim Schuppen. Zwei große Männer in Trainingsanzügen stiegen aus und gingen hinein.
»Erzählen Sie mir was über den Jungen mit dem Pokal.«
»Georgie Rummel? Noch immer der beste Spieler, den die Desert High je hervorgebracht hat. Er spielte für die Bears, mit Dick Butkus, was einiges heißen sollte, selbst für einen so jungen Kerl wie Sie. Dick Butkus war einer in einer Million. Georgie Rummel war eher einer unter hunderttausend.« Wally dachte einen Moment nach. »Vielleicht unter zehntausend.«
»Was ist aus ihm geworden?«
»Aus ihm geworden?«
»Nach dem Football.«
Wally zuckte die Achseln. »Er kam zurück, gründete eine Baufirma, meistens Vertragsarbeiten in Fort Irwin und oben am China Lake, dann war er eine Zeitlang Geschäftsführer der Geisterstadt.«
»Geisterstadt?« Petrov erinnerte sich an das Schild.
»Silber City Ghost Town, sieben, acht Meilen Richtung Norden. Gehörte damals den Deems. So ’ne Art bedeutende Ausstellung in diesem Landstrich – unsere Wurzeln und so –, ging aber pleite, und George ist jetzt auf Rente.«
»Kannte seine Tochter Elaine Kostelnik?«
Wally zwinkerte ein wenig verwirrt. »Woher wissen Sie, dass Georgie Rummel eine Tochter hat?«
»Sie hat mir dieses Bild geliehen.«
Er zwinkerte wieder, langsamer diesmal, schaute Petrov schräg von der Seite an. »Ist das schon lange her?«
»Gestern.«
»Dann sprechen Sie von der anderen Tochter, der jüngeren.«
»Er hat zwei
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