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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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Erinnerungsproblem noch größer war als ohnehin schon. Aber falls nicht, falls das Erinnerungsproblem nicht größer war und Petrov einen Meineid geleistet hatte, lauerte bereits die nächste Frage: Was wusste er außerdem nicht über Petrov?
    »Wie war das, Nick?«, fragte Dr. Tully.
    »Ich habe nichts gesagt.«
    Billie sah ihn komisch an.

    Nick rasierte sich mit der linken Hand, leistete wirklich gute Arbeit. Auf seinem Kopf sprossen wieder Haare, ein Flaum, der nicht ganz so dunkel wie seine alten Haare schien, aber beiderseits der Stiche besonders voll zu werden versprach, was er als gutes Zeichen ansah. Er streifte dieses abscheuliche Oberhemd ab und zog echte Kleidung an – Boxershorts, Socken, Hemd, seinen dunkelblauen Anzug, schwarze Schuhe. Nur die Schuhe und Socken passten so wie früher, alles andere war zu groß. Nicks linke Hand erledigte das meiste, benötigte aber bei den Schnürsenkeln ein wenig Hilfe von der rechten Hand, Hilfe, die die rechte Hand nicht vollständig leisten konnte. Nick zog die Senkel so fest wie möglich an und steckte die losen Enden in die Schuhe.
    »Fertig?«, rief Billie draußen vor der Tür.
    Nick ergriff seinen Stock. »Fertig.«
    Billie kam herein. Sie schob einen Rollstuhl vor sich her.
    »Auf gar keinen Fall«, sagte Nick.
    »Haftungsgründe«, bemerkte Billie. »Setzen!«
    Nick setzte sich. Billie legte eine Einkaufstüte auf seinen Schoß. »Postoperative Anweisungen, Medikamente, Rezepte, falls sie Ihnen ausgehen, eine Liste mit Untersuchungsterminen.« Sie rollte ihn aus der Tür. Direkt davor stand eine OP-Trage, ein graugesichtiges Kind lag darauf, mit geschlossenen Augen, bandagiertem Kopf, einen Schlauch in der Nase. Ein Pfleger mit gewaltigen Armen schob sie in Nicks altes Zimmer.
    Den Flur hinunter, vorbei am Schwesternzimmer, in einen Fahrstuhl. Die Leute darin rückten zusammen. Die Art, wie sie ihn überragten, erzeugte ein komisches Gefühl in Hinterkopf und Schultern, fast ein Schaudern. Er setzte sich aufrecht hin. Ein Schild an der Wand forderte: RESPEKTIEREN SIE DIE ÄRZTLICHE SCHWEIGEPFLICHT. Darunter hatte jemand gekritzelt Oder stirb! Nick lächelte.
    Ding. Die Türen glitten auf. Billie schob ihn durch die Eingangshalle. »Mir ist aufgefallen, dass Sie keinen Ehering tragen«, bemerkte Nick.
    »Dann sind wir schon zwei«, erwiderte Billie. Sie blieb in der Nähe des Ausgangs stehen. »Letzter Halt.«
    Nick stand auf. Er schaffte es, den rechten Ellbogen anzuwinkeln, ließ die Einkaufstüte über den Unterarm gleiten. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll«, sagte er.
    »Schon gut«, meinte Billie. Sie tätschelte seinen Arm. »Passen Sie auf sich auf, Nick.«
    »Sie auch«, sagte Nick. Er nahm den Stock in die linke Hand und ging auf den Ausgang zu, der Stock schwang im Takt mit seinem rechten Bein, zu langsam, als dass man es Humpeln hätte nennen können. Aber es funktionierte: Er ging hinaus. Nick spürte eine verrückte Woge des Triumphs.
    Die Türen glitten für ihn auf, das erste Mal in seinem Leben, dass er dafür dankbar war. Ein junger Mann stand auf der anderen Seite: Dmitri. Er sah Nick an und schaute dann an ihm vorbei.
    »Dmitri«, sagte Nick.
    Dmitris Augen kehrten zu ihm zurück. Sie weiteten sich. Er war entsetzt – Nick brauchte keinen neuen Scanner, um das zu erkennen – und zu jung und unerfahren, um es zu verbergen. »Dad?«
    »Dachte, ich probier mal den Glatzenlook«, meinte Nick. Er legte seinen linken Arm um Dmitri, der Stock baumelte von seiner Hand. Dmitri drückte sich an ihn, nur leicht und zögernd, aber es geschah. »Schön, dich zu sehen«, sagte Nick. Ein einfacher kleiner Satz. Er hatte nie etwas Wahreres geäußert.
    »Ich wollte dich besuchen«, sagte Dmitri.
    »So ist es besser.« Nick ließ los. »Du siehst großartig aus«, sagte er, und das tat Dmitri – größer und kräftiger als in seiner Erinnerung, sein Erwachsenengesicht nahm Gestalt an. »Was macht der Fußball?«
    »Was?«
    »Ich habe gesagt: ›Was macht der Fußball?‹«
    Dmitris Augen glitten hin und her, als würde er eine interne Information abrufen, eine Tatsache, die man ihm mitgeteilt hatte. »Ehrlich gesagt habe ich aufgehört«, antwortete er.
    »Das überrascht mich«, sagte Nick. Dmitri spielte im Mittelfeld, war flott auf den Beinen. »Fehlt es dir?«
    »Nein«, sagte Dmitri.
    »Dann hast du dich richtig entschieden.«
    »Glaubst du?«
    »Das ist ein Zeichen, an das man sich halten sollte.«
    »Klar«, sagte Dmitri. Er sah

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