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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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kamen.«
    »Wie an der Tankstelle? Das ist Chemie?«
    »Lass es dir vom Lehrer erklären – du wirst nie wieder Super tanken.«
    »He«, sagte Dmitri. »Das ist echt cool. Tschüss, Dad.«
    In diesem Augenblick fiel Nick seine geistige Notiz wieder ein, die Frage, die er Dmitri stellen wollte. »Leg nicht auf.«
    »Was ist los?«
    »Der Volleyball.« Nick merkte, dass er brüllte und dämpfte seine Stimme. »Hast du einen Volleyball in meinem Auto liegen lassen?«
    »Nein.«
    »Was ist mit Amanda?«
    »Amanda?«
    »Kennst du eine Amanda?«
    »Nein.« Zögern. »Bist du sicher, dass es dir gutgeht?«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Nick.

    Nick spazierte zum Strand. Zunächst legte er ein gutes Tempo vor, doch gegen Ende stützte er sich schwer auf den Stock und zog das Bein nach. Aber er schaffte es, und beim nächsten Mal würde es einfacher sein. Auf der Promenade befanden sich eine Menge Leute und nur ein paar am Strand, aber Nick bemerkte sie kaum, das Meer zog ihn zu sich. Er legte T-Shirt, Sandalen und Stock ab, humpelte ins Wasser, die Wellen brachen sich an seinen Knien, seiner Hüfte und trugen schon bald sein Gewicht, hoben ihn in die Freiheit. Seine ursprüngliche Idee, als erste Kraft aufbauende Maßnahme fünfzig Meter parallel zum Ufer zu schwimmen, löste sich auf. Stattdessen begann er geradewegs ins Meer hinauszuschwimmen, wobei seine linke Hälfte die meiste Arbeit übernahm und die rechte tat, was sie konnte.
    Nick schwamm. Die See um ihn herum fühlte sich gut an, hilfreich und tröstlich, und die Wogen hoben und senkten ihn in einem einfachen Rhythmus, wie ein gigantischer Pulsschlag, beinah hypnotisch. Unter ihm schwebte Tang in der Wasserbrise. Würde es ihm jemals wieder so gutgehen? Nick tauchte unbeholfen ab und schwamm hinunter zu den Algenteppichen. Sein Krankenhausteint leuchtete fahl in der sich verdüsternden See.
    Er erreichte die Oberfläche des Algenbetts, tauchte in kältere Wasserschichten. Der Tang umschlang ihn. Siebzehn Wochen; was sollte es noch? Auf der einen Seite das Glioblastoma multiforme; allein der Name war schon furchteinflößend, wie Darth Vader oder Attila der Hunne; auf der anderen Seite – Scheiben. Hier und jetzt die Kontrolle zu übernehmen wäre auf gewisse Weise perfekt, ein hübscher amniotischer Abschluss. Nick schaute zur Oberfläche empor, sah goldenes Funkeln, überraschend weit entfernt. Ein schöner Anblick, und das Leben war voller Schönheit. Aber was Nick seine Meinung geradezu sprunghaft ändern ließ, war nicht die Schönheit des Lebens oder der Gedanke, dass Gerald Reasoner ihn überlebte, oder schlimmer noch, dass seine letzten Gedanken vor dem Ende Reasoner galten. Es war das simple, aber übermächtige Verlangen, noch einmal Luft zu holen, eine animalische Kraft, die nicht locker ließ. Nick schoss hinauf zur Oberfläche.
    Oder versuchte es. Aber er hatte sich im Tang verfangen und war schwach, auch sein linkes Bein war keine große Hilfe. Er schlug um sich und kämpfte, sein Körper eine unkoordinierte Windmühle, verlor die Kontrolle, statt sie zurückzuerobern, starb ohne Würde.
    Der Tang gab ihn frei. Nick schoss empor, dem goldenen Glitzern entgegen, durchbrach die Oberfläche, keuchte, schluckte Wasser, keuchte wieder. Die Wellen wiegten seinen Körper, besänftigten ihn. Sein Herzschlag normalisierte sich. Er atmete.
    Nick schwamm zurück. Es dauerte sehr lange. Ein- oder zweimal ging er unter, schlug wieder um sich, atmete Meerwasser ein. Dann trug ihn die heranrollende Flut und spülte ihn auf den Strand.
    Nick lag da, zu schwach zum Aufstehen, zu schwach, sich zu bewegen. Zwei Jogger liefen auf elastischen Beinen an ihm vorbei, ihre Schritte trafen wie Trommelschläge auf den Sand. Er entdeckte seine Sachen – T-Shirt, Sandalen, Stock – ungefähr zehn Meter weiter. Die Flut umspülte sie, hob den Stock an. Nick quälte sich auf Hände und Knie, kroch über den Strand, umklammerte ihn. Die Spitze in den Sand gestemmt, beide Hände fest um den Griff, versuchte er sich hochzustemmen.
    »Brauchst du Hilfe, Kumpel?«, fragte ein vorübergehender Mann, der einen Müllbeutel über der sonnengeschwärzten Schulter trug.
    »Nein«, erwiderte Nick. Er stand auf.
    Er machte sich auf den Heimweg. Sein fünfgliedriger Schatten lief ihm voran, wurde länger und länger, sein abgehackter Rhythmus schwand mit dem Licht langsam dahin. Das Bett war sein einziger Gedanke. Er erreichte es und fiel hinein, seine Haut sandig und

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