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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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salzverkrustet.
    Nick atmete. Er lag auf dem Bett und begann sich gut zu fühlen – nicht kräftiger oder weniger krank, aber gut, so wie eine Droge es bewirken mochte. Das dämmrige Zimmer um ihn herum wurde blau, und eine blaue Flut überspülte seinen Verstand. Eine optimistische Welle, an die er sich halb erinnerte; sie hatte die Macht, unangenehme Fakten zu ertränken, wie die zweite Dosis Pillen, die er genommen hatte, oder möglicherweise die dritte. Wo waren sie? In der Küche, aber es kam eigentlich nicht darauf an, nicht jetzt, da er sich so gut fühlte. Ein sandalenbewehrter Fuß am Ende des Bettes begann ein kleines Tänzchen, oder es war ein Krampf. Nick beobachtete ihn eine Zeitlang, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die gegenüberliegende Wand, wo Elaine erschien, stark vergrößert und auf kühle Art sexy, wie ein Filmstar.

    Es war von Beginn an heiß gewesen – von der ersten Begrüßung an: Ich bin der Neue  –, aber Petrov war es nicht sofort bewusst geworden. Zuerst hatte er geglaubt, die Jagd auf Reasoner ließe sie alles intensiver empfinden, zwänge sie in eine künstliche Nähe, wie Soldaten in der Schlacht. In der Nacht nach der Entdeckung von Tiffany LeVasseurs Leiche, deren Knochenstruktur des Gesichts sorgfältig freigelegt worden war, glaubte er das nicht mehr. Elaine und er fuhren zu einem Lagerhaus für medizinische Geräte in San Pedro, verfolgten eine Spur, die sich als nutzlos erwies. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie vierundzwanzig Stunden ohne Unterbrechung gearbeitet. Auf dem Rückweg konnte Petrov im Auto seinen eigenen Geruch wahrnehmen, ebenso wie den Elaines. Er spürte ihre Gegenwart mit einer Intensität, die begann, sich von dem Fall Reasoner zu lösen. Er konnte sie körperlich spüren, obwohl sie auf dem Beifahrersitz saß, einen halben Meter entfernt; ein Gefühl, das ihm noch lange bleiben sollte, selbst als sie schon fort war. Petrov warf ihr einen kurzen Blick zu, sah, dass sie ihre Nasenlöcher blähte, als würde auch sie etwas riechen. Sie erwiderte seinen Blick. Das Licht entgegenkommender Scheinwerfer ließ die goldenen Pünktchen in ihren Augen schimmern.
    »Müde?«, fragte sie.
    »Eigentlich nicht.«
    »Wie wäre es mit einem schnellen Kurzen?«

    Nick wachte auf, die Bettlaken waren sandig und kratzten. Die Uhr zeigte 2:27, die leuchtenden Ziffern eine grüne Lichtpfütze in der Dunkelheit. Er fror. Er tastete nach der Decke, konnte sie nicht finden, rollte sich zu einer Kugel zusammen. Lag sein Kopf an der richtigen Stelle, über der Scheibe in der Matratze? Er verlagerte ihn ein wenig und wollte gerade die Augen schließen, als ein Lichtstrahl durch den Flur schien, durch die offene Tür, und verschwand.
    Ein Lichtstrahl? Hatte er sich das eingebildet? Nick wusste, dass Hirntumoren das Sehvermögen beeinträchtigen konnten; die Chemo konnte das vielleicht auch. Er spähte den Flur hinab. Er blieb dunkel. Er schloss die Augen. Der Schlaf kam rasch. Begann er fürs Schlafen zu leben? Nicht gut. Er musste sich wappnen –
    Ein Quietschen. Nick erkannte das Geräusch: eine Gummisohle auf Fliesen. Jemand war in der Küche. Er setzte sich auf, schob sein Bein über die Kante. Wo war der Stock? Er fand ihn nicht.
    Nick stand auf, stellte fest, dass er noch immer seine Sandalen trug, streifte sie leise ab.
    Er bewegte sich durch das dunkle Haus, ohne das Bein nachzuziehen – das hier war besser, eher wie ein Humpeln. Im Durchgang zur Küche entdeckte er eine dunkle Gestalt, die er zunächst nicht einordnen konnte, dann wurde ihm klar, dass es ein Mann war, der sich über den Tresen beugte. Er hörte, wie eine Schublade aufglitt. Eine Taschenlampe blitzte auf, schien in die Lade, beleuchtete die Hand des Mannes, die von drahtigem blondem Haar bedeckt war und zwischen den Streichholzschachteln, Klebefilmen, Plastikverschlüssen kramte.
    Nick erinnerte sich an seine Waffe, die oben im Safe eingeschlossen war. »Was zum Teufel machen Sie da?«, fragte er.
    Der Mann wirbelte herum, richtete die Lampe auf Nicks Augen, zog sich zur Hintertür zurück. Nick stieß sich heftig mit seinem gesunden Bein ab, und halb flog, halb stürzte er über den Boden. Mit der linken Schulter erwischte er den Mann in der Kniekehle. Der ging zu Boden. Nick wälzte sich auf ihn, verpasste ihm einen linken Haken, der etwas Knochiges knirschen ließ, wie eine Nase. Der Mann grunzte vor Schmerz, schwang die Taschenlampe. Nick hob den rechten Arm, um sie abzuwehren, aber zu

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