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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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Sichel, so klar, dass die Spitzen wie scharfe Schneiden schienen, und das dunkle Rot verschwand, ließ nur Schwärze zurück. In der Weite vor ihm tauchte ein einsamer Scheinwerfer auf, wurde rasch immer größer. Innerhalb von ein oder zwei Minuten dröhnte ein Motorrad an ihm vorbei, der Fahrer kauerte auf dem Sitz, sein blondes Haar wehte im Wind.
    Nick erreichte das Ende des Calico Way, parkte neben einem Briefkasten, auf dem Blechzahlen schimmerten: 2928. Ein riesiger Trailer, hinter dessen Fenstern Licht flackerte, stand auf einer dunklen Erhebung. Nick stieg aus dem Wagen. Die rasch abkühlende Luft roch schwach nach Rauch, als würde in der Nähe gegrillt. Er ging zur Tür und klopfte mit dem Stock dagegen.
    Niemand reagierte. Nick klopfte wieder, lauter. Die ganze Behausung vibrierte. Er freute sich auf den Tag, an dem er den Stock wegwerfen konnte – ein Tag, der, wie er wusste, nicht mehr fern war –, aber die Klopfkapazität würde ihm fehlen.
    Keine Reaktion. Nick ging zur Seite des Trailers und spähte durch das Fenster in ein Zimmer, das von einem flackernden Licht erhellt wurde, das keine Quelle zu haben schien, sah ein Bett mit einer kahlen Matratze, Flaschen, Pappbecher und Zigarettenkippen überall auf dem Boden, einen lackierten Football auf einem Regal. Er setzte seinen Weg zur Rückseite fort, vorbei an dem Propangastank zum einzigen Fenster – ein kleines Bullauge, vielleicht sollte es eine Verbindung zwischen dem Leben in einem Wohnwagenpark und Abenteuern auf hoher See darstellen. Nick schaute durch das Bullauge.
    Das Zimmer dahinter brannte. Eine Flammenwand züngelte zwischen dem Fernseher in der Ecke und einem Sofa im Hintergrund. Ein großer alter Mann in Unterhosen stand mit hocherhobenen Händen hinter dieser Wand und fing Feuer. Nick rannte zurück zu dem Seitenfenster – vielleicht rannte er nicht, aber er lief rasch dorthin –, zerschmetterte es mit dem Stock und zwängte sich hindurch.
    Aus dem Hinterzimmer strömte Rauch, eine wirbelnde Woge, wie ein Fluss bei Flut. Nick kauerte sich auf den Boden, wo es nicht ganz so schlimm war, kroch hindurch zum Hinterzimmer. Mittlerweile hatten Wände, Decke und Boden zu brennen und zu reißen begonnen, die Luft wurde schnell von Rauch und Plastikchemikalien vergiftet, die den Gestank nach Schnaps nicht völlig überdecken konnten. Der Schnapsgestank löste eine klar umrissene Erinnerung aus, die mit Sicherheit aus dem verlorenen Wochenende stammte: derselbe Mann, der einen Pappbecher mit Whiskey in der Hand hielt. Und mit der Erinnerung kam die Identifikation: Georgie Rummel. Der rotgesichtige, barfüßige Mann war jemand anders.
    Rummel hämmerte mit der Faust gegen das Bullauge; tief aus seiner Kehle drang ein leises, wildes, animalisches Knurren. Nick rollte über den Boden, kam hoch, packte Rummels massive Schulter. Die Haut löste sich unter seiner Hand.
    »Rummel. Hier lang.«
    Rummel schaute sich um, seine Augenbrauen und Wimpern waren verschwunden, und sah Nick. Er packte ihn, seine Hand umklammerte Nicks Handgelenk wie ein Feuerreif.
    »Auf den Boden«, rief Nick.
    Aber Rummel rührte sich nicht. Nick versuchte seinen Arm zu befreien. Zwischen seiner und Rummels Kraft lag ein himmelweiter Unterschied. Er versuchte Rummel zurück durch die Flammen zu zerren, ins Schlafzimmer, nach draußen, auf den einzigen Fluchtweg. Auch das wollte Rummel nicht. Er hob wieder die Faust, um gegen das Bullauge zu hämmern, das selbst für ein Kind zu klein gewesen wäre. Dann ertönte ein gewaltiges Krachen. Propan. Eine winzige Zeitspanne lang spürte Nick, wie Rummels Körper die Wucht abfing, ihn abschirmte. Die nächste Zeitspanne war länger und schwerelos.

    Nick lag nackt auf dem Boden, dem wundervollen, kühlen Boden. Er war verschrammt und voller blauer Flecken, aber unverletzt. Flammen schossen in den Nachthimmel, ertränkten die Sterne, aber er befand sich außerhalb ihrer Reichweite. In der Ferne klangen Sirenen; das heisere animalische Knurren, nicht länger wild, kam ganz aus der Nähe. Nick kroch hinüber zu seinem Ursprung, einem ausgestreckt daliegenden Schatten am Fuß der Erhebung.
    Die Flammen beleuchteten das, was von Georgie Rummel noch übrig war. Ihre Blicke trafen sich. Nick roch gegrilltes Fleisch und Rummels Alkoholfahne.
    »Ich kenne Sie«, sagte Rummel.
    »Nicht bewegen«, befahl Nick. »Hilfe ist unterwegs.«
    »Sie suchen nach Amanda.«
    Verbindung. So viele mögliche Fragen: Nick wählte diejenige, von der er

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