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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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haben Glück, dass Sie noch leben.«
    Nick lächelte.

    Der Arzt trat ein. Er war jung genug für Aknenarben am Kinn. »Wie geht es Ihnen?«, fragte er.
    »Ausgezeichnet.«
    Er schaute auf sein Klemmbrett. »Nehmen Sie irgendwelche Medikamente?«
    »Nein.«
    »Allergien?«
    »Nein.«
    »Erkrankungen?«
    »Nein.«
    »Bluthochdruck? Diabetes?«
    »Nein.«
    »Waren Sie in letzter Zeit aus irgendwelchen Gründen im Krankenhaus?«
    »Nein.«
    »Ausgezeichnet«, sagte der Arzt. »Sie können sich bei Ihrer Gesundheit bedanken.«
    »Wofür?«, fragte Nick.
    »Reflexe, Kraft, Sehfähigkeit – Sie sind praktisch ungeschoren davongekommen«, sagte der Arzt. »Obwohl ich Ihnen nach wie vor empfehlen würde, über Nacht zur Beobachtung hierzubleiben.«
    »Nein danke«, erwiderte Nick. Keine Nächte im Krankenhaus mehr, nicht eine einzige, egal, warum.
    »Dann müssen Sie diese Verzichtserklärung unterzeichnen.«
    Nick unterschrieb, und er tat es mit seiner rechten Hand. Seine rechte Hand machte das großartig, erstklassige Arbeit, kein bisschen zittrig; aber seine Unterschrift, Nick Petrov, sah nicht mehr aus wie früher, die Buchstaben waren wesentlich größer und dicker und das V endete mit einem neuen Schnörkel, wie ein Banner im Wind. Sein neues Ich war vielleicht gar nicht so übel: ein potenzieller Held des Monats mit kalligraphischen Fähigkeiten.

    Kurz nach elf trat Nick in das Kaliber 45, die Bar im Westernstil. Er hatte keinen Stock – dem Brand zum Opfer gefallen – und benötigte keinen. Er war wieder hungrig, richtig hungrig. Musste ein gutes Zeichen sein. Er fand einen Platz an der Bar – der Laden war gesteckt voll, viele der Gäste in Rattlerrot –, bestellte ein T-Bone, blutig, Pommes, Johnnie Black. Der Endstand des Spiels stand auf dem Spiegel hinter der Bar: Rattlers 24, Bakersfield 10. Glückwunsch, Jungs! Einige dieser Jungs schienen auch ohne Ausweis hier in der Kneipe ordentlich auf die Pauke zu hauen.
    Nick aß, nicht nur einen Bissen oder zwei, sondern alles auf seinem Teller. Aufhören abzunehmen. Wieder zu Kräften kommen. Hirnarbeit. Er lief auf allen drei Zylindern. Sein Spiegelbild wirkte nicht allzu übel, die Haare wuchsen wieder sehr schön, und man konnte sie eigentlich nicht als grau bezeichnen, sie waren nur etwas heller als früher. Ein paar Hocker weiter betrachtete eine Frau im Tanktop ebenfalls sein Spiegelbild. Sie winkte; sie hatte hübsche Arme, ein wenig füllig, aber wohlgeformt. Die Arme, wenn auch nicht ihr Gesicht, kamen ihm bekannt vor. Nick winkte zurück. Sie kam herüber, einen Bierkrug in der Hand.
    »Nick?«, fragte sie.
    »Hi«, grüßte Nick.
    »Du erinnerst dich nicht an mich, oder?«
    »Na ja …«
    »Typisch Mann – ich bin daran gewöhnt.«
    »Ich erinnere mich dunkel«, sagte Nick. »Wann war es?«
    »Du brauchst nicht so zu tun«, meinte die Frau. »Es war hier, letzten Monat. Ich heiße D. J., aber alle nennen mich Deej.«
    »Möchtest du was trinken?«
    »Wenn das hier leer ist.«
    Alle rückten auf, und D. J. setzte sich auf den freien Hocker neben ihn. Barplaudereien mit Frauen, darin war Nick noch nie besonders gut gewesen. Er sagte das Erste, was ihm in den Sinn kam.
    »Steht D. J. für irgendwas?«
    »Das hat mich noch keiner gefragt«, sagte Deej.
    Ein schwerfälliger Barplauderer: etwas, das sich nicht verändert hatte, ein Verhalten, das demnach vermutlich tief und unbeschädigt in seinem Hirn verwurzelt war. »Tatsächlich?«, sagte Nick.
    Sie schüttelte den Kopf. »Es steht für Donna Jean.«
    »Deej ist also der Spitzname für einen Spitznamen?«
    »Ich schätze schon«, meinte Deej ein wenig gedämpft. »Ist das schlimm?«
    »Es ist gut«, sagte Nick, und ihm kam ein hilfreicher Gedanke. »Bedeutet vermutlich, dass die Leute sich in deiner Gesellschaft wohlfühlen.«
    Sie verzog das Gesicht. »Das verstehe ich nicht.«
    »So wie ein Lieblingspulli mit der Zeit immer weicher wird.«
    »Das ist cool«, meinte Deej. Sie lief ein wenig rosa an. Sie trank ihr Bier aus. Nick bestellte die nächste Runde. Deej hob ihr Glas, zögerte. »Hast du abgenommen oder so?«
    »Ein bisschen.«
    »Atkins?«, fragte sie. »Trennkost? Bei mir funktioniert gar nichts.«
    Sie schaute ihn prüfend an. »Und du musstest nicht mal abnehmen. Es gibt keine Gerechtigkeit.«
    Es gibt keine Gerechtigkeit. Die Worte trafen Nick mit voller Wucht, zischten in seinem Kopf wie ein Brandzeichen, aber er wusste nicht, warum.
    Er kritzelte sie auf eine

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