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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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spielte keine Rolle. Selbst wenn er es tat, wer würde ihm glauben? Nick, der einige Serienmörder gekannt hatte, vermutete, dass sie sogar heimlich stolz auf die waren, die sie nicht begangen hatten.
    Deej trank einen großen Schluck Bier. »Man käme mit einem Mord davon«, sagte sie. »Das perfekte Verbrechen.«
    »Vielleicht«, erwiderte Nick. »Was hat Rui noch von diesem Fall erzählt?«
    »Nur, dass es eine Barstower Geschichte ist.« Sie rülpste. »Ups. Ich fand das merkwürdig, hier ist doch nie ein Serienmörder rumgelaufen.«
    »Wie hat er das erklärt?«
    »Gar nicht. Das war, als du reingekommen bist und ihn sofort mitgenommen hast.«
    »Irgendeine Vorstellung, wohin wir gegangen sind?«
    Deej lachte, wobei sie ein wenig Bier versprühte. »Das ist verrückt«, sagte sie, »wie Alice im Wunderland. Ich hoffe, du bist in diesem Zustand nicht gefahren.«
    Eine Erinnerung, wie eine Szene, die man auf der Leinwand eines Autokinos von der Straße aus gesehen hat: Wüste. Nacht. Er auf dem Beifahrersitz des eigenen Wagens, jemand anders am Steuer. Die Tätowierungen auf den blassen Unterarmen dieses anderen grün im fahlen Schein der Armaturenbeleuchtung. Und Buster, der auf dem Rücksitz hechelt.
    »Ich bin nicht gefahren«, versicherte Nick.
    »Kleine Gnaden«, sagte Deej. »Meines Wissens habt ihr nicht gesagt, wo ihr hinwolltet. Wenn du noch weißt, wo du am nächsten Tag aufgewacht bist, kannst du dich ja vielleicht von da an zurückarbeiten. Bei mir hat das schon geklappt.«
    Ein weiteres Autokinofragment: Buster pinkelt gegen ein Kreosotgebüsch.
    »Keine Chance?«, fragte Deej.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Da war noch etwas«, fuhr Deej fort. »Du hast für meine und Ellyns Getränke fünfzig Dollar hiergelassen. Das war nett. Ich dachte, das heißt, dass du zurückkommst.«
    »Ich bin zurück«, sagte Nick.
    Schweigen. Aus der Jukebox drangen die leisen, einsamen Klänge einer Hawaiigitarre. »Wie ich sehe, trägst du keinen Ehering«, sagte Deej.
    »Stimmt.«
    »Und die Haut an der Stelle ist nicht weiß. Demnach bist du keiner von denen.«
    »Die sich mit Sunblocker einreiben?«, fragte Nick.
    Deej lachte. »Allein wegen dieser Bemerkung weiß ich, dass du nicht verheiratet bist. Ein verheirateter Typ würde sich total unbehaglich fühlen. Und soll ich dir noch was über verheiratete Männer erzählen?« Sie machte den Mund auf, hielt inne.
    »Sie sind nicht dein Typ im Bett?«, riet Nick. Eine unkontrollierte, intuitive Bemerkung, die seinem hirngeschädigten Sinn entsprang, hundert Prozent sein neues Ich.
    »Ganz genau«, sagte Deej. »Woher wusstest du das?«
    Nick wusste, dass er innerhalb einer Stunde, vielleicht in noch kürzerer Zeit, mit dieser Frau im Bett liegen konnte, dieser gescheiten, lustigen, attraktiven Frau, sich in rein körperlichem Vergnügen verlieren, und wäre es nicht gut, aus diesem seinem Körper rein körperliches Vergnügen zu ziehen, wenn auch nur für eine Weile? Also: Warum nicht? Was hinderte ihn? Hatte er nicht von jetzt an völlig freie Hand? Er war nicht verheiratet, hatte keine Freundin, war niemandem verpflichtet. Alles, was er hatte, war der mögliche Beginn eines potenziellen Etwas mit Billie, das keinen Sinn ergab.
    Es reichte, um ihn aufzuhalten. Wenn es mit ihm zu Ende ging, wollte er es korrekt hinter sich bringen, korrekt in jeder erdenklichen Weise. Nick gab Deej seine Visitenkarte. »Gib mir Bescheid, falls du Rui triffst.«
    »Gehst du schon?«
    »Na ja, der Fall.«
    »Aber jetzt, um diese Uhrzeit?«, fragte Deej. »Geht es um Leben und Tod?«
    »Ja«, sagte Nick. Er beugte sich vor, küsste sie auf die Wange und hätte seinen Entschluss beinah geändert.

19
    D ie Lücken füllen; das Leben verlängern. Nick wusste, dass das eine das andere bedingte; warum sonst sollte er sich, seit er begonnen hatte, die Lücken zu füllen, von Tag zu Tag besser fühlen? Sein Stock, der dem Brand zum Opfer gefallen war, wurde nicht länger gebraucht. Schwer, dagegen zu argumentieren.
    Er fuhr durch die Nacht zurück zu George Rummels Behausung, zu aufgedreht, um bis zur Dämmerung mit seiner Suche zu warten, dies eine Mal nicht im Geringsten müde. Mehr Sterne, als er jemals gesehen hatte, leuchteten herab, so viele, dass, wenn man, wie Nick es tat, auf bestimmte Weise hinsah, der Himmel weiß schien und die Löcher darin schwarz. Während er unter dieser leuchtenden Kuppel dahinfuhr, lief der Wagen so ruhig, als glitte er auf Luft; in diesem Moment sprach eine

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