Ausreißer
einen Kreislaufkollaps. Er ist vom Rad gefallen. Und liegt jetzt zu Hause.«
Linh, Ilka, Lennart und Michael reagierten geschockt.
Natürlich wollten sie sofort zu Jabali, um zu sehen, was mit ihm war und wie es ihm erging.
Doch Frau Kick mahnte sie, noch zu warten. »Das Erste, was Jabali jetzt braucht, ist ein wenig Ruhe«, sagte sie. »Auch wenn
es schwerfällt.«
Und ob es schwerfiel! Denn allen vieren war klar, es ging nicht nur um Jabalis aktuellen Gesundheitszustand. Es ging auch
darum zu beweisen, was die in dem Cornflakes-Team mit den Kindern anstellten, und herauszubekommen, wer hinter all dem steckte.
»Jabali war noch nie krank. Der ist das reine Ausdauerwunder«, sagte Ilka, als die vier vor den Umkleidekabinen der Schule
frisch geduscht undumgezogen zusammenstanden. »Und jetzt soll er plötzlich Asthma haben und klappt mit einem Kreiskaufkollaps zusammen. Mann,
wir müssen ihn da rausholen!«
Die anderen nickten eifrig.
»Stimmt«, fand auch Lennart. »Aber wie? Jabali selbst will ja offenbar von uns nichts wissen und macht den ganzen Mist mit.«
»Eines ist klar«, stellte Linh fest. »Nämlich dass nicht nur Jabali, sondern alle im Team die Tabletten bekommen. Vermutlich
weiß Jabali davon gar nichts. Und vielleicht weiß er nicht mal, was er da nimmt.«
Ein gutes Argument, räumte Ilka ein. Nur, wenn sie Jabali erzählten, woher sie ihr Wissen hatten, konnte er ebenso sauer reagieren.
»Deshalb brauchen wir einen Beweis für die systematische Verführung zum Doping«, schlug Linh vor.
»Und wie?«, fragte Michael.
Linh überlegte laut: »Wir müssen in die Höhle des Löwen. Vielleicht finden wir den Arzt? Auf dem Gesundheitscheck, den ich
gefunden habe, stand eine Adresse: Leuenstraße oder Luwenstraße oderso. Der Stempel war verwischt . . . Kennt ihr so eine?«
»Hast du doch eben selbst gesagt«, behauptete Ilka.
Linh verstand nicht.
»In die Höhle des Löwen. Es gibt eine Löwenstraße. Und ratet mal, wer in der Löwenstraße sitzt.«
»Wer?«, wollte Michael wissen.
»Die Zentrale der Cornflakes-Firma!«
»Puh!«, stieß Michael aus. »Wie sollen wir da denn hineinkommen?«
Linh hatte schon eine Idee. Sie lächelte Michael verschmitzt an. »Macht nicht Jessica seit Neuestem in der Schulzeitung mit?«
Linhs Entdeckung
Die Zentrale der Cornflakes-Firma hatte Michael sich größer vorgestellt. Eher als einen gigantischen Glas-Stahlbeton-Bau.
Jetzt aber standen sie vor einem sehr alten Fabrikgebäude aus rotem Backstein. Zu dem Gebäude führte eine Einfahrt mit einer
Schranke. Daneben ein kleines Häuschen mit großen Glasfenstern, in dem der Pförtner die Kinder schon erwartete.
»Na, ihr seid aber eine große Gruppe«, wunderte er sich. »Alle von der einen Schulzeitung?«
Jessica nickte, setzte ihr verzücktes Prinzessinnen-Lächeln auf, schob ihren Schulzeitungs-Ausweis durch die kleine Klappe
in der Glasscheibe und erklärte: »Ein Fotograf, zwei Redakteure und ein Praktikant.« Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf
Michael.
»Praktikant?«, fragte der Pförtner erstaunt. »Jetzt gibt es bei Schulzeitungen schon Praktikanten?«
Jessica nickte.
Der Pförtner schüttelte den Kopf und erklärte Jessica den weiteren Weg. Jessica bedankte sich überaus freundlich, gab den
anderen ein Zeichen und machte sich auf den Weg, den der Pförtner ihr beschrieben hatte.
»Praktikant?«, empörte sich Michael, nachdem sie weit genug vom Pförtner entfernt waren. »Tickst du nicht mehr richtig? Wie
kommst du denn auf Praktikant?«
Jessica blieb stehen. »Zwei Redakteure, ein Fotograf und ein Praktikant«, zählte sie für Michael an den Fingern ab. »Sind
vier!«
»Ja und?«, fragte Michael.
Jessica grinste ihn an. »Wir sind fünf. Aber der Pförtner war so über den Praktikanten erstaunt, dass er das gar nicht bemerkt
hat.«
Michael stand der Mund offen. Jessica ging weiter. Ilka, Linh und Lennart folgten ihr lachend. Das Raffinierte an Jessicas
Trick war, dass auch nur vier der fünf als Besucher registriert waren. Gingen jetzt vier für das Interview in den Besprechungsraum,
konnte einer von ihnen sich ungehindert umsehen, ohne dass seine Abwesenheit auffiel.
»Genial«, gab Michael zu. »Die Idee hätte glatt von mir sein können.«
Lennart stieß einen lauten Lacher aus.
Die Wahl, wer von ihnen sich heimlich umsehen sollte, fiel einstimmig auf Linh. Die kleine, gelenkige, flinke Kämpferin Linh
besaß etwas Katzenhaftes. Alle konnten
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