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Ausreißer

Ausreißer

Titel: Ausreißer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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sich gut vorstellen, wie Linh durch die Büros schlich, ohne dass jemand etwas davon
     mitbekommen würde.
    »Ich sag ja immer, Linh wäre auch eine hervorragende Ninja-Kämpferin«, drückte Michael seine Bewunderung aus.
    »Das hast du noch nie gesagt«, stellte Lennart klar.
    Michael zuckte mit den Schultern. »Dann sag ich’s eben jetzt.«
    »Bevor ihr euch länger streitet«, schlichtete Linh mal wieder, »ich bin viel lieber eine Judo- als eine Ninja-Kämpferin.«
    Endlich waren sie in dem Besprechungsraum angekommen, den der Pförtner ihnen genannt hatte. Raum 666.
    »Auweia«, fiel Ilka auf. »Dreimal die Sechs ist das Zeichen des Teufels. Hoffentlich geht alles gut.«
    Zwar war keiner von ihnen wirklich abergläubisch. Aber nun betraten sie doch mit sehr gemischten Gefühlen den Besprechungsraum,
     während Linh allein den langen, leeren, kahlen Gang entlanglief. Neben den Türen in dem langen Flur waren lauter kleine Schildchen
     angebracht, auf denen die Nummern der Räume und die Namen der betreffenden Personen vermerkt waren, die in den Räumen arbeiteten.
     Die Räume 666, 665 und 664 waren Sitzungsräume. Dann kamen Toiletten, in die Linh schnell verschwand, als Frau Wind von der
     Presseabteilung plötzlich um die Ecke und ihr entgegenkam. Vermutlich war sie auf dem Weg zu den anderen für das Interview.
     Linh blieb innen hinter der Toilettentür stehen und wartete ein wenig ab. Erst als sie nichts mehr hörte, öffnete sie die
     Tür einen Spalt, vergewisserte sich, dass die Luft rein war, und lief weiter. Es folgten ein Raum mit Kopierern, eine kleine
     Teeküche, dann zwei leere Büros und schon war der Gang zu Ende.
    Auch wenn Michael sich den Betrieb erheblich größer vorgestellt hatte, war er keineswegs klein. Hier konnte sie wochenlang
     suchen, dachte Linh, bis sie auf eine interessante Information stoßenwürde. Gerade wollte sie schon umkehren, als ihr etwas ins Auge sprang: ein Schild, das auf einen Sanitätsraum hinwies – oder
     einen Arzt! Dort, wo Tabletten herkommen, ist man beim Arzt vielleicht nicht falsch, dachte Linh und folgte dem Wegweiser.
     Schon nach kurzer Zeit kam sie ans Ziel. An einer Tür las Linh das Schild:
Betriebsarzt.
Was nicht weiter verwunderlich gewesen wäre. Jeder größere Betrieb hatte einen Betriebsarzt. Linh stutzte wegen des Namens:
     Dr.   Thomen. Derselbe Name, der auf dem Gesundheitscheck, den sie in den Appartements gefunden hatte, stand.
    Sofort schlug Linhs Herz höher. Sie spürte, auf der richtigen Spur zu sein.
    Linh sah sich nach beiden Seiten um, atmete einmal tief durch, betätigte dann die Türklinke. Die Tür war nicht abgeschlossen.
     Sie schob die Tür einen kleinen Spalt weit auf, klopfte vorsichtshalber noch mal, wartete ab. Niemand meldete sich. Linh steckte
     den Kopf ins Zimmer. Es war niemand da. Schnell huschte Linh hinein und schloss die Tür hinter sich. Sie stand in einer Arztpraxis.
     Linh blieb in der Mitte des Raumes stehen und überlegte, ob sie nicht lieber so schnell wie möglich wieder verschwindensollte. Aber sie war ja gekommen, um etwas herauszufinden. Also musste sie ihre Angst, erwischt zu werden, überwinden und
     mit der Suche beginnen.
    Hinter dem Schreibtisch erkannte sie einen Aktenschrank. Linh zog die Schublade auf, in der Hunderte Hängeordner zum Vorschein
     kamen, die alphabetisch geordnet waren. Und Linh ahnte auch, worum es sich handelte: Das waren die Krankenakten aller Mitarbeiter
     der Cornflakes-Fabrik. Darin herumzustöbern war strengstens verboten.
    Linh atmete einmal tief durch. Und blätterte die einzelnen Ordner durch, wobei sie gezielt nach Jabalis Namen suchte. Tatsächlich
     fand sie seine Akte! Sie zog sie aus dem Schrank, wollte sie aufschlagen und hineinsehen. Da bewegte sich die Türklinke!
    Linh rutschte das Herz in die Hose. Sie hatte sich keine Gedanken gemacht, wo sie sich verstecken könnte, wenn jemand kam.
     Jetzt war es zu spät. Ihr fiel nicht mehr ein, als sich schnell unter dem Schreibtisch zu verkriechen, obwohl sie wusste,
     wie sinnlos dieses Versteck war. Hier würde man sie sofort entdecken.
    Die Tür öffnete sich.
    Linh hielt den Atem an. Sie sah einen Mann, offenbar den Arzt, der auf der Türschwelle stehen blieb und sich mit jemandem
     im Flur unterhielt.
    Jetzt war alles aus.
    »Na gut«, sagte der Arzt. »Ich schau mir das kurz an.«
    Er ging zurück auf den Flur, zog die Tür hinter sich zu. Und Linh hörte Schritte, die sich entfernten. Sie atmete tief aus.
     »Oh

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