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Außer Atem - Panic Snap

Außer Atem - Panic Snap

Titel: Außer Atem - Panic Snap Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Reese
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presst die Federn gegen das staubige Fenster und fliegt dann wieder davon. »Wirklich?«
    Gina antwortet nicht. Im Raum ist alles still.
    »Sie kennen ihn besser als jeder andere«, sage ich. »Sie kennen die Wahrheit. Instinktiv jedenfalls.«
    Sie möchte sich mir anvertrauen – das kann ich an ihrer gequälten Miene ablesen – doch sie hält sich zurück. Dann wendet sie sich schließlich zum Gehen und sagt: »Mutter muss mit Ihnen sprechen.«

24
    Ich halte vor der Weinkellerei an. Bis auf meinen Wagen ist der Parkplatz leer. Mitten in der Nacht sieht die Weinkellerei mit ihren riesigen Steinmauern leer und einsam aus. Das einzige Licht stammt von einem blassen Mond. Ich steige aus dem Wagen und prüfe die Vordertür. Sie ist verschlossen. Ich gehe um die Hausecke herum, sehe Ginas weißen Lieferwagen, gehe zu ihm und sehe mich dabei nervös um. Ich lehne mich zögernd gegen die Motorhaube. Ehe ich das Haupthaus verlassen habe, hat sie angerufen und gesagt, dass sie mir etwas Wichtiges über James zu sagen hätte. Schwache Nebelstreifen, die wie Rauchsignale aussehen, wabern durch die Luft. Sie geben mir Zeichen, denke ich, dass ich verschwinden soll. Ich versuche, das ungute Gefühl abzuschütteln.
    Die Bürotür ist auch verschlossen. Ich gehe zur Rückseite der Weinkellerei und überprüfe die Tür dort. Der Knauf lässt sich drehen. Ich schlüpfe hinein und schließe die Tür leise hinter mir. Kein Licht brennt. Ich atme tief ein, bleibe in der Dunkelheit still stehen und versuche, mich nicht zu gruseln. Reglos warte ich so lange ab, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Ich weiß, wo sich die Lichtschalter befinden, doch ich beschließe, kein Licht zu machen. Aus irgendeinem Grund – und rein instinktiv – möchte ich Gina finden, bevor sie mich findet. Durch ein hohes Fenster dringt Mondlicht herein, das den Raum mit großen drohenden Schatten, verborgenen Zwischenräumen und schwarzen Durchgängen erfüllt. Nach und nach erkenne ich Umrisse in dem Gebäude, die großen, im Mondlicht jetzt dunklen Edelstahl-Tanks, deren hochmoderne zylindrische Formen nebeneinander aufgereiht dastehen und wie Riesen zum Angriff bereit zu lauern scheinen.
    Ich horche, doch ich kann nichts hören – keinen Laut von Gina. Ich gehe zwischen den Tanks entlang und überprüfe die schmalen Zwischenräume zwischen ihnen. Die Tanks reichen bis zur Decke hinauf und müssen mindestens achteinhalb Meter hoch sein. Ich gehe einen weiteren Gang hinunter, doch noch immer kann ich Gina nicht entdecken.
    Ich wandere durch das gesamte Gebäude, überprüfe jeden Raum und achte dabei darauf, dass ich nicht über die dunklen, schattigen Formen um mich herum stolpere, die Schläuche oder Eimer oder Leitern, die an der Wand lehnen. Schließlich erreiche ich die Innentür zum Büro und öffne sie. Das Büro ist dunkel. Ich schaue mich um, doch ich sehe überhaupt nichts. Es ist, als starrte ich in eine dunkle Höhle. Es schaudert mich, und ich schließe langsam die Tür.
    »Komm herein«, sagt James.
    Mit der Hand noch am Türknauf erstarre ich.
    »Die Dunkelheit stört dich, nicht wahr?«, fragt er, und dann höre ich ein scharfes Klicken, und die Deckenlampe flammt auf und taucht alles in glänzendes Licht. James sitzt dort, hat die Füße auf den Schreibtisch gelegt und sich mit verschränkten Armen im Sessel zurückgelehnt. Seine Größe beherrscht den Raum, und sein Gesicht sieht in der hellen Beleuchtung schroff aus und sein Unterkiefer hart. »Ich habe hier auf dich gewartet«, sagt er.
    Dann bemerke ich den Tragriemen, der in der Ecke an Haken von der Decke hängt, an denen vorher vier Topfpflanzen gehangen haben. Die Pflanzen stehen jetzt an der Wand entlang aufgereiht auf dem Boden, und ihre grünen Blätter bauschen sich um jeden Topf herum wie altmodische Reifröcke um eine Dame.
    »Gina«, beginne ich. »Ich sollte sie...«
    »Mach die Tür zu«, unterbricht er mich.
    Ich zögere und bleibe, wo ich bin.
    »Mach die Tür zu«, sagt er erneut.
    Wieder zögere ich. Und wieder überschwemmt mich dieses ungute Gefühl. Er beobachtet mich mit hochgezogener Augenbraue und fragendem Blick, dann schwingt er die Füße vom Schreibtisch herunter und steht langsam auf. Er kommt quer durch das Zimmer auf mich zu. Unwillkürlich weiche ich zurück. Ein spöttisches Lächeln taucht um seine Mundwinkel herum auf. Er legt mir die Hand auf die Schulter und hält mich auf.
    »Macht dir dieser Ort hier Angst?«, fragt er. »Oder bin

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