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Außer Atem - Panic Snap

Außer Atem - Panic Snap

Titel: Außer Atem - Panic Snap Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Reese
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klaren, schwarzen Himmel blinken vereinzelt stecknadelgroße Sterne. Ich überquere die Straße und gehe auf sein Haus zu. Gehen macht mir nichts aus. Ich gehe jetzt schon seit Jahren täglich mehrere Kilometer. Auch diesen Teil meines Körpertrainings habe ich mir zur Gewohnheit gemacht.
    Die Straße ist uneben gepflastert und windet sich um mehrere kleine Hügel, die von großen sperrigen Felsblöcken bedeckt sind; dazwischen stehen alte Eichen, deren Laubkronen sich wie Pilze ausbreiten. Die umliegenden Weingärten verschwimmen in einer endlos scheinenden Dunkelheit; plötzlich wirkt alles unheimlich, dunkel und verlassen, jeder Erdbeerbaum am Straßenrand ein drohender Schatten, der einem schwarz gekleideten, sich anpirschenden Mann gleicht.
    Ich bleibe abrupt stehen, als ich ein Geräusch höre, das aus dem Weingarten zur Rechten kommt, irgendeine Bewegung. Ich starre argwöhnisch in die Dunkelheit, doch als ich zwei dunkle Hunde mit Hängeohren erkenne, entspanne ich mich. Die McGuanes haben außer dem deutschen Schäferhund noch weitere Hunde. Sie sind nützlich in den Weingärten, hat James mir erklärt, weil sie die Hasen und Rehe davon abhalten, die neuen Blätter zu fressen. Beide Hunde kommen schwanzwedelnd zu mir. Sie kennen mich und bellen nicht. Ich knie mich hin und tätschele einem den Kopf, kraule ihn hinter den Ohren.
    »Ich bin es nur, Blue«, flüstere ich. Der andere Hund reibt sich an meinen Beinen und schnüffelt an meiner Hose und meinen Schuhen. »Hi, Chica«, sage ich, drücke sie an mich und kratze ihr die Brust. Dann stehe ich wieder auf.
    »Geht jetzt weg«, flüsterte ich, doch sie gehorchen nicht. Sie umkreisen meine Beine, wedeln mit den Schwänzen, streichen um mich herum, als wollten sie spielen, doch dann hören sie offenbar etwas – beide erstarren mit geneigtem Kopf. Dann springen sie zum Weingarten hinunter und verschwinden. Ich höre nichts. Sie sind hinter einem Nager her, denke ich, hinter irgendeinem nachtaktiven Tier.
    Ich setze meinen Weg fort und horche auf seltsame Geräusche. Hinter der letzten Kurve erblicke ich James' Haus und bleibe stehen. Es ist eine herbe Enttäuschung: Sein Cherokee parkt als kastenförmiger Schatten vor der Tür. Er sollte heute Nacht nicht hier sein. Ich gehe am Straßenrand in die Hocke und beobachte enttäuscht das dunkle Haus. Die Außenbeleuchtung ist nicht angeschaltet, doch ich mache einen schwachen, kaum wahrnehmbaren Lichtschimmer hinter den geschlossenen Vorhängen im Erdgeschoss aus. Ich nehme an, dass James das Licht zum Schlafen heruntergedimmt hat, so matt ist der Schein. Jetzt kann ich sein Haus nicht durchsuchen. In einer anderen Nacht, James, denke ich, in einer anderen Nacht.
    Als ich mich aufrichte, sehe ich, dass das Licht noch matter geworden ist und gleich darauf wieder heller wird. Es flackert und zittert hinter den Vorhängen wir Kerzenschein. Neugierig nähere ich mich dem Haus, gehe ganz vorsichtig, damit ich keinen Lärm mache. Ich bleibe bei den Bäumen stehen, verstecke mich hinter seinem Wagen und überquere dann die freie Fläche, so schnell ich kann. Die Gardinen vor dem großen Fenster sind geschlossen, nicht der kleinste Spalt, durch den ich schauen könnte. Das zweite und dritte Fenster sind genauso undurchdringlich, doch am vierten klaffen die Gardinen ganz leicht auseinander und lassen in der Mitte einen schmalen Spalt frei. Das reicht, um gerade so eben durchzuschauen. Ich trete näher und spähe hinein. Ungefähr in der Mitte des Raumes brennen Kerzen auf dem Holztisch, dem Kaminsims und hier und da auf dem Boden. Das gedämpfte Licht, weich und diffus, lässt den Raum warm erscheinen. In den Ecken wird es matter, verschwimmt mit der Dunkelheit. Ich stütze meine Hände auf den Fenstersims, spüre den harten Stein, presse mein Gesicht ans Glas und versuche mehr zu erkennen, indem ich nach rechts schaue. Ein kunstvoll gearbeiteter, sechsarmiger Leuchter, dessen Kerzen alle brennen, steht auf dem Boden. Die Kerzen schimmern und werfen lange tanzende Schatten über den Backsteinboden und die Wand. Der Schlitz in den Vorhängen grenzt mein Gesichtsfeld ein, als trüge ich Scheuklappen, daher kann ich den Raum nur ausschnittweise sehen. Ich spähe in die andere Richtung und atme scharf ein bei dem, was ich zu sehen bekomme.
    Entsetzt fahre ich zurück. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ein zitterndes Unbehagen erfasst mich. Ich möchte wegrennen und stehe doch da wie angewachsen.
    Als ich wieder hineinschaue,

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