Außer Atem - Panic Snap
so zur Schau gestellt wird, als böte ich ihm einen Leckerbissen auf dem Präsentierteller dar.
Wieder drehe ich mich nach ihm um. Er hält die Peitsche in der Hand, hat das Handgelenk verdreht und schüttelt die Riemen, wohl um sie zu lockern, und dann macht er mit dem rechten Fuß eine Schritt rückwärts und zieht den Arm zurück wie ein Baseball-Pitcher vor dem Wurf. Ich kneife die Augen zu, fühle, wie all meine Muskeln sich anpannen, und schnappe nach Luft, als die Riemen meine Haut treffen. Meine Arme zerren an den Seilen, und ein brennender Schmerz schießt durch meine rechte Hinterbacke. Noch ehe ich mich davon erholen kann, schlägt er mich wieder, diesmal auf die linke Backe, und wieder schnappe ich vor Schmerz nach Luft. Er schlägt mich wieder und wieder, jeder Hieb ein rasender, kaum erträglicher Schmerz. Die Schmerzen meiner Operation kommen mir in den Sinn und dann auch urplötzlich die Erinnerung an den noch größeren Schmerz, daran, wie ich beinahe tot dalag und dennoch die zerbrochenen Knochen, das zerfetzte Fleisch, die aufgeplatzte Haut spürte. Überall Blut, klebriges warmes Blut, auch in meinem Mund, es war dunkel um mich her, ich habe auf den Tod gewartet, habe ihn herbeigesehnt und bin doch nicht gestorben. Und nun bin ich hier und schluchze und bettle darum, dass er aufhört, rufe immer wieder seinen Namen.
Er setzt sich auf die Bettkante und legt mir eine Hand auf den Rücken. »Atme tief durch«, sagt er, doch ich schluchze noch immer. Er beugt sich näher zu mir. »Atme«, flüstert er und streichelt langsam meinen Rücken. Seine Handfläche fühlt sich warm an, und er bewegt sie mit einer Sanftheit, die ich nicht erwartet hätte.
»Atme mit mir«, sagt er. Seine Stimme ist nur noch ein weiches Flüstern, und ich höre den Rhythmus seines Atems, langsam und tief, lange atmet er aus, es ist ein allmähliches Loslassen von Luft, eine sanfte Meeresbrise, ein warmer rauschender Wind, und ich schließe die Augen und atme mit ihm mit, sein Gesicht dicht neben meinem. Wir atmen zusammen. Minuten vergehen, während seine Handfläche langsam auf meinem Rücken Kreise zieht.
Als er sich aufrichtet, greift er nach der Peitsche.
»Nein!«, sage ich
»Doch«, erwidert er. »Davon gibt es noch mehr.«
»James, bitte...«
»Schscht«, macht er und legt mir einen Finger auf den Mund. Als er sieht, dass ich nicht sprechen werde, legt er die Peitsche ab, greift über mich hinweg und entfernt erst die rechte Handfessel und dann die linke.
Ich denke, dass er es sich anders überlegt hat, dass es zu Ende ist, doch er zieht mich bis an die äußerste Kante des Bettes und heißt mich auf allen Vieren knien.
»Wenn du dich wehrst«, warnt er, »lege ich dir die Fesseln wieder an.«
Nun drückt er meine Knie auseinander und verlangt, dass ich mich auf die Ellbogen stütze. Wieder ragt mein Hintern hoch. Ich drehe den Kopf und sehe, dass er nach der Peitsche greift. Mein Körper verspannt sich.
Er legt mir die Hand auf die Hüfte, auf den Hintern, den Oberschenkel. »Entspann dich«, befiehlt er mir, »atme!«
Ich denke an die Peitsche. Ich denke an den Schmerz.
»Atme«, wiederholt er und lässt die Hand auf meiner Hüfte liegen. Ich schließe die Augen und versuche, mich zu entspannen. Es vergehen mehrere Minuten, bis er seine Hand fortnimmt. Wieder spüre ich das Brennen der Peitsche, den schneidenden Schmerz. Ich balle die Hände zu Fäusten und ziehe sie dicht an den Körper. Er beugt sich herunter, zieht meine Arme hervor und zwingt die Fäuste auf.
»Ich will nicht, dass du deine Muskeln anspannst«, sagt er, »dass du dich verkrampfst.« Er hält inne und fügt hinzu: »Lass dich einfach fallen, Carly, ich habe ja gerade erst angefangen.«
Wieder schließe ich die Augen und warte auf die Peitsche. Als sie kommt, zucke ich zusammen, fühle den Schmerz, doch diesmal konzentriere ich mich auf meinen Atem und entspanne mich, noch ehe der nächste Hieb kommt. Nun schlägt er auf meinen Rücken. Es schaudert mich, und ich wünsche mir, dass es aufhört, doch er peitscht wieder und wieder auf mich ein, auf meinen Hintern, meinen Rücken, meine Oberschenkel. Und ich warte darauf, dass die Erinnerung an die früheren, so lange vergessenen Schmerzen zurückkehrt, die Erinnerung an die Dunkelheit und das Blut und das Gefühl des Todes in jedem gebrochenen Knochen. Doch sie kommt nicht. Sie ist fort, hat sich aufgelöst. Der Schmerz, den ich jetzt spüre, ist anders, scharf und brennend, ein Schmerz
Weitere Kostenlose Bücher