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Außer Atem - Panic Snap

Außer Atem - Panic Snap

Titel: Außer Atem - Panic Snap Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Reese
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hinüber und flüstert ihm etwas ins Ohr.
    Er nickt und hört ihr mit undurchdringlicher Miene zu. Gina aber sieht ihn neugierig an. Instinktiv weiß sie, dass etwas nicht stimmt. Sie kennt ihren Zwillingsbruder, sein Mienenspiel, seine Stimmungen und all die Gefühle, die auch in ihr irgendwie vorhanden sind.
    »Entschuldigen Sie mich für einen Moment«, sagt er zur Tischgesellschaft und schiebt seinen Stuhl zurück.
    Ich stelle die Weinflasche auf den Tisch. »Ist die Polizei gekommen?«, frage ich ihn. Im Raum wird es urplötzlich still. »Ich habe sie nach dem Unfall angerufen«, fahre ich fort.
    »Ja«, sagt er, und alle Wärme ist aus seinen Augen verschwunden. »Vielleicht sollten wir beide mit den Beamten sprechen.« Für die anderen setzt er ein falsches Lächeln auf. Er sagt: »Das wird nur ein paar Minuten dauern«, geht um den Tisch herum und kommt zu mir.
    Mit verwirrter Miene steht auch Gina auf und folgt uns nach draußen. Wir gehen den Flur entlang und am Wohnzimmer vorbei.
    »Was für ein Unfall?«, fragt Gina ihren Bruder, doch er antwortet ihr nicht. Offenbar hat er Eds Mitteilung nicht getraut.
    James umfasst mit deutlichem und einschüchterndem Druck meinen Ellbogen. Ich sehe zu ihm auf. Er starrt geradeaus, und seine Lippen sind zu einer harten Linie zusammengepresst. Wir gehen zur Haustür. Zwei uniformierte Polizisten stehen in der Halle – einer ist in den Dreißigern und hat ein gerötetes Gesicht und blonde Haare, der andere ist älter und hat grau meliertes Haar.
    »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind«, sage ich. »Ich bin Carly Tyler und habe Sie angerufen.«
    Noch ehe ich weitere Erklärungen abgeben kann, kommt auch Mrs. McGuane in die Halle. Sie hat ihre Leinenserviette noch in der Hand und schaut besorgt drein. »Es hat einen Unfall gegeben?«, fragt sie James und kümmert sich nicht um die Polizisten. »Warum habe ich davon nichts erfahren?«
    »Es war kein Unfall«, sage ich an seiner Stelle. »Ich glaube, dass jemand versucht hat, mich zu töten.«
    Mrs. McGuane zieht die weißen Augenbrauen zu einem verwirrten Runzeln zusammen. »Was?«, fragt sie. »Sie töten? Warum um alles in der Welt sollte jemand...?«
    Ich unterbreche sie. Ich berichte der Polizei von dem blauen Wagen, der mich bei der Weinkellerei Clos Pegase fast überfahren hätte, und danach schildere ich den Vorfall mit der Weinpresse. Ich hebe meinen Rock an und zeige ihnen die Quetschung an meinem Oberschenkel. James beobachtet mich mit kühlem Blick. Die Polizisten hören mir zwar zu, doch ihre Skepsis ist nicht zu übersehen. Ich bin paranoid, denken sie wohl, bausche das alles unglaublich auf. Sie fragen mich, wieso ich glaube, dass jemand mich töten wolle. Ob ich irgendwelche Feinde habe. Ich sehe James an. Er verschränkt die Arme und starrt mich eisig an.
    »Nein«, sage ich. »Keine Feinde. Aber es ist doch seltsam – ich ziehe ins Napa Valley, und kurz nach meiner Ankunft werde ich zweimal fast getötet. Das kann doch kein Zufall sein.«
    Mrs. McGuane kommt zu mir und legt mir den Arm um die Schulter. »Wie entsetzlich«, sagt sie. »Sie müssen sich ja zu Tode gefürchtet haben, als die Presse sich in Bewegung setzte. Aber das war natürlich nur ein Unfall.«
    »Davon bin ich nicht überzeugt.«
    Der ältere Polizist beginnt mit dem Ausfüllen eines Berichtsformulars. Er stellt mir ein paar weitere Fragen über den blauen Wagen und über die Weinpresse. Er versucht, meine Ängste herunterzuspielen, doch ich lenke nicht ein.
    »Ich werde die Informationen weitergeben«, sagt er schließlich, »und morgen wird sich jemand mit Ihnen in Verbindung setzen.« Er kritzelt weiter und verlagert sein Gewicht auf das andere Bein. Er sagt: »Ich denke Sie müssen sich keine Sorgen machen, aber vielleicht wäre es sicherer, wenn Sie heute Nacht bei Freunden übernachten würden.«
    Seine Skepsis ist noch immer spürbar. Das macht nichts. Ich habe mein Sicherheitsnetz geknüpft – wie zart es auch immer sein mag.
    Die Nacht hat sich wie ein warmes und tröstendes Tuch über Byblos gebreitet. Das Haus ist still. James und Gina sind gegangen, und Mrs. McGuane ist vor fast einer Stunde eingeschlafen. Obwohl sie glaubt, dass der Vorfall mit der Weinpresse ein Unfall war und der blaue Wagen von einem betrunkenen Fahrer gelenkt wurde, hat sie darauf bestanden, dass ich die Nacht bei ihr verbringe. Ich gestehe mir ein, dass ich hier, allein im Halbdunkel des Haupthauses mitten in der Nacht, Trost finde, als ob ich mich

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