Außer Atem - Panic Snap
umgefallen, als die Presse sich in Gang setzte.
»Ich hätte umkommen können«, schreie ich ihn an, als ich – noch immer voller Angst – meine Stimme wieder finde. »Ich hätte umkommen können!«
Er ist wie gelähmt. »Ich habe sie nicht angeschaltet«, sagt er deutlich bedrückt.
Ich zittere noch immer. Ich versuche, nachzudenken, meine Gedanken zu ordnen. Mein Herz schlägt heftig, meine Hände zittern. »Sie war gesperrt«, sage ich. »Wie konnte sich die Presse in Gang setzen, wenn sie blockiert war?«
Ed schaut ärgerlich weg. Sein Gesicht hat einen betroffenen Ausdruck. »Ich habe sie nicht blockiert«, gibt er zu. »Ich wollte ja nur kurz etwas erledigen.«
Ich starre ihn an. Er weiß es. Das Absperren ist strengstens vorgeschrieben. Er wollte die Sache abkürzen und ein bisschen Zeit sparen. Reumütig schaut er mich an.
»Ich werde herausfinden, wer den Strom angeschaltet hat«, sagt er schließlich, und dann geht er mit schwerem Schritt davon. Seine Schultern hängen unter der Last der Gewissensbisse herab.
Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, ernstlich in Gefahr zu sein. Ich beschließe, dass es an der Zeit ist, zur Polizei zu gehen.
»Alles in Ordnung?«, fragt James. Sein Gesicht hat einen – meiner Ansicht nach trügerisch besorgten Ausdruck. Ich sehe, dass er sich zum Abendessen umgezogen hat.
»Ed hat eben angerufen – und mir gesagt, was passiert ist.« Er versucht, den Arm um mich zu legen, doch ich weiche ihm aus.
»Ich hab mit dem Abendessen zu tun«, sage ich und gehe weg, ohne ihm zu sagen, dass ich die Polizei angerufen habe. Ich höre Stimmen aus dem Wohnzimmer – die Stimmen von Mrs. McGuanes Gästen.
In der Küche werfe ich schnell einen Salat aus rotem Kopfsalat, frischen Feigen, Walnüssen und Blauschimmelkäse zusammen. Nervös sehe ich auf die Uhr, warte auf die Polizei. Ich glätte meinen Rock. Meine Kleider verdecken große Quetschungen an meiner Schulter und an meinem rechten Oberschenkel, hässliche purpurfarbene Flecken dort, wo ich in die Weinpresse gekracht bin. Vielleicht war es ein Unfall. Vielleicht auch nicht. Ich brauche ein Sicherheitsnetz, eine Art Versicherung gegen künftige Verletzungen. James wird mir sicherlich weniger tun wollen, wenn er weiß, dass die Polizei aufpasst.
Ich gehe ins Esszimmer. Mrs. McGuane sitzt an einer Stirnseite des langen Tischs, James an der anderen. Wie üblich sitzt Gina neben ihm, und die Gäste sind auf die restlichen Plätze verteilt.
Ich betrachte James und Gina, den hellen Kopf und den dunklen. Die Familienähnlichkeit ist nicht zu übersehen. Das feste Kinn, die limonengrünen Augen, die Größe, die Stärke, die Ausstrahlung von Kraft. Sie sind ein eindrucksvolles Paar, er mit seiner italienischen Seidenjacquard-Krawatte, sie in einem schimmernden, eng anliegenden, zimtfarbenen Kleid. Sie nennt ihn Jimmy – niemand sonst tut das, nicht einmal seine Mutter –, und wieder fühle ich einen Anflug von Neid bei dieser Zurschaustellung von Intimität.
Ich serviere den Salat. Wenn James sich in meiner Gegenwart und vor den anderen Leuten unwohl fühlen sollte, dann lässt er sich das nicht anmerken. Er scheint gänzlich unbefangen, ist charmant, witzig und erzählt eine Geschichte aus den ersten Jahren seiner Arbeit, als er einmal die Trauben zu lange an den Reben gelassen hatte.
Er sieht mich, und ich entdecke eine ungewohnte Wärme in seinem Blick. Ich sehe seine Zuneigung und beginne an mir zu zweifeln. Vielleicht war es ja wirklich nur ein Unfall. Während er mit seinen Gästen spricht, lächelt er mir freundlich zu, und sein Blick folgt mir verstohlen. Ich habe Probleme, diesen Mann mit dem in Einklang zu bringen, den ich mir in meinen Gedanken zurechtgebastelt hatte, dem Mann, der vor vielen Jahren versucht hat, mich zu töten. Meine Vorstellung von ihm schwankt. Es ist wie bei einem modernen Trompe-l'œil-Bild, das sich bewegt und dessen Mittelpunkt sich ändert, je nachdem, von welcher Warte aus man es betrachtet. Eben sehe ich noch eine Vase, und im nächsten Moment sehe ich die Profile zweier Männer. Genauso schwankend nehme ich James wahr und gleite dabei hin und her zwischen dem netten Typ, den ich jetzt vor mir habe, und dem Killer, der er sein könnte.
Ich entkorke eine Weinflasche. Als ich einschenke, stellt Mrs. McGuane mich ihren Gästen vor. Ich höre die Türklingel. Einen Augenblick später betritt die Haushälterin, eine dralle Frau mit sehr dunklen, buschigen Augenbrauen, den Raum, geht zu James
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