Außer Atem - Panic Snap
schnell genug trocknen.
Doch das Wetter hat sich tagsüber gehalten, und heute Nacht, vermute ich, wird uns der Sturm verschonen. Ich gehe hinaus, um fortzufahren, doch noch ehe ich meinen Wagen erreicht habe, höre ich Mrs. McGuane meinen Namen rufen. Ich drehe mich um.
»James hat gerade angerufen«, sagt sie. Sie steht unter der Tür, noch immer ihre Lesebrille auf der Nase. Sie hatte in einer Zeitschrift geblättert, als ich ging. »Er möchte, dass Sie auf Ihrem Heimweg bei ihm hereinschauen.«
Ich nicke und winke ihr zu. Sie wünscht mir noch einmal eine gute Nacht und schließt die Tür. Ich bin James die ganze Woche lang erfolgreich ausgewichen. Er zitierte mich zu sich, doch ich ging nicht hin. Ich brauche den Abstand, die Objektivität. Wenn ich bei ihm bin, unterliege ich seiner Versuchung.
Die Nachtluft ist kalt, und der Mond ist nur als schwacher Schimmer hinter einer Wand dunkler Wolken zu erahnen. In der Ferne sehe ich eine Bewegung, eine große Gestalt, die durch die Weingärten geht. Ich frage mich, ob das Gina ist. Neugierig gehe ich los, den Hauptweg hinunter und dann quer hinüber in den Weingarten. Der schwarze Schatten bewegt sich weiter fort, und ich muss schneller laufen, um ihn nicht aus dem Blickfeld zu verlieren. Sie scheint wie ein schwarzes Phantom zwischen den Rebstockreihen dahinzuschweben und nachts die Weingärten zu durchstreifen. Ich versuche nicht mich zu verstecken, doch sie sieht mich nicht. Sie überquert den Weg zu einem weiteren Weingarten, läuft schnell, als ob es einen Grund für dieses nächtliche Herumschleichen gäbe.
Ich folge ihr. Ich könnte rufen, tue es aber nicht. Ich möchte sehen, wohin sie zu dieser Nachtzeit alleine geht. Ein paar Minuten später setzt der Regen ein, erst als dicke Wassertropfen, die da und dort herunterklatschen. Doch dann rauscht er wie ein schräger Vorhang herab. Es regnet so heftig und stark, dass ich kaum mehr die nächststehende Rebstockreihe erkennen kann. Ich bin auf den Regen nicht vorbereitet – ich habe heute Morgen Hosen und einen dünnen Pullover angezogen, weil ich annahm, dass die Wolken vorbeiziehen würden. Meine Kleidung saugt sich voll Wasser, und ich bin völlig durchnässt. Der Boden ist aufgeweicht, und meine Tennisschuhe quietschen vor Schlamm und Wasser. Ich zittere. Der Wind frischt auf und schlägt mir den Regen um die Ohren.
Ich schaue nach vorn. Sie ist fort. Ich habe sie verloren. Ich drehe mich um und versuche, durch den Regen hindurch etwas zu erkennen, doch alles ist verschwommen und undeutlich. Ich schleppe mich durch den Morast, meine Finger sind eisig vor Kälte, und der Regen läuft mir aus den Haaren in die Augen. Ich gehe zum Weg zurück. Der Weingarten scheint riesig und unendlich zu sein. Der Regen schneidet Rillen in die Erde, und kleine Bäche strömen zwischen den Rebstockreihen dahin. Als ich ein lautes Wimmern höre, wirbele ich erschrocken herum, doch ich sehe niemanden. Das war nur der Wind, der mit wehklagendem Schrei durch die Rebstöcke braust.
Als ich mich umdrehe, stolpere ich über ein Stück Holz und falle der Länge nach hin. Ich rappele mich wieder auf, versuche, mir den Dreck von den Kleidern zu wischen, und gebe es schließlich auf. Mit gesenktem Kopf stapfe ich weiter dahin. Ich scheine nur im Zeitlupentempo voranzukommen, während der scharfe Wind und der eisige Regen meinen Körper auskühlen. Alles sieht flach, grau und trübe aus, wie das Bild auf einem dieser alten Schwarzweißfernsehgeräte. Der Regen, der zickzackförmig zu Boden fällt, hat alle Farben weggewaschen.
Schließlich erreiche ich den Weg und mache mich auf den langen nassen Weg zurück zu meinem Auto. Nach ein paar Minuten höre ich den Motor eines Autos. Ich drehe mich um und entdecke Ginas Lieferwagen. Das Licht beleuchtet mich wie Suchscheinwerfer. Sie verlangsamt die Geschwindigkeit und fährt zu mir.
Durch das Seitenfenster sehe ich, dass sie eine schwarze Regenjacke mit Kapuze trägt. Sie war mein Phantom. Sie war nur hier draußen, um ihren Wagen zu holen. Ich muss fast über meine Dummheit lachen und weiß selbst nicht, was ich erwartet habe.
Sie drückt auf einen Knopf in der Armlehne und das Fenster gleitet herab. »Was machen Sie denn hier?«, fragt sie.
Der Regen strömt mir über das Gesicht. Zitternd schlinge ich die Arme um meinen Körper. Ich will ihr schon sagen, dass ich ihr gefolgt bin, doch dann überlege ich es mir anders. »Ich wollte einen Spaziergang machen«, sage ich. »Der
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