Außer Atem - Panic Snap
nichts zu hören.
Als Gina die Augen öffnet und über James' Schulter schaut, sieht sie mich. Sie tritt von ihm zurück. Er dreht sich mit finsterer Miene um. Er kommt zu mir und packt mich am Arm.
»Los«, sagt er. »Wir gehen.«
»Meine Kleider sind noch nass«, sage ich, doch er kümmert sich nicht darum. Er zerrt mich so barfüßig und in den Bademantel gewickelt, wie ich bin, zur Tür hinaus.
»James, lass sie doch hier bleiben«, ruft Gina uns hinterher, doch auch das ignoriert er.
Er zieht mich über den Rasen und hat seine Hand fest um meinen Arm geschlungen. Als ich zurückschaue, sehe ich, dass Gina uns beobachtet und dann langsam die Tür schließt. Die Nachtluft ist frisch und belebend, und vom Regen ist nicht einmal mehr ein leichtes Sprühen übrig geblieben.
Er hält inne und sieht auf mich herab. »Hat meine Mutter dir gesagt, dass ich angerufen habe?«, fragt er mit harscher Stimme.
Ich nicke.
»Und warum bist du nicht gekommen?«
Ich antworte nicht.
»Du wirst tun, was ich dir sage, oder du kannst Byblos sofort verlassen. Und für immer.« Seine Augen sind ausdruckslos und kalt. Er stakst davon und lässt mich auf dem Rasen stehen.
Mein erster Impuls ist, ihn gehen zu lassen, doch als ich daran denke, Byblos zu verlassen und ihn nie wieder zu sehen, habe ich ein hohles Gefühl im Magen. Ich möchte ihn jetzt nicht verlieren. Ich kann Byblos nicht verlassen. Noch nicht. Ich umrunde das Haupthaus, presse den Bademantel an meinen Körper und renne ihm nach. Er dreht auf der Auffahrt und fährt auf den Weg. Ich renne vor seinen Cherokee, um ihn aufzuhalten. Zum zweiten Mal heute Abend fangen mich helle Scheinwerfer ein. Als ich mich dem Wagen nähere, starrt er mich durch die Windschutzscheibe mit wildem Blick an. Er kurbelt das Seitenfenster herunter.
»In Ordnung«, sage ich, »ich werde tun, was du sagst.«
Er mustert mich schweigend.
»Ich werde tun, was du sagst«, wiederhole ich.
Er stellt den Motor aus und steigt aus dem Wagen. Ich spüre die rasiermesserscharfe Spannung zwischen uns. Der Mond scheint heller als zuvor, und ich höre, dass hin und wieder Tropfen von den Blättern herabfallen.
Er starrt mich an, ohne zu blinzeln. Schließlich sagt er: »Vor fünfzehn Jahren haben du und ich gegenseitig das Schlimmste aus uns hervorgelockt.«
Diese Äußerung bleibt wie eine Wunde grausam und offen in der Luft hängen. Ich weiß nicht, was ich von ihr halten soll. Das Regenwasser tropft weiter von den Blättern herab, und jeder Tropfen ist langsam und quälend. Die Zeit zwischen den Tropfen scheint ewig lang zu sein, Zeit genug für einen Sinneswandel, Zeit genug zum Töten.
Er greift nach mir, zieht mich an sich und presst meinen Kopf an seine Schulter. Sanft streichelt er mir mit der Handfläche Kreise über den Rücken, und dann gleitet seine Hand in einer zärtlichen Umarmung an meiner Wirbelsäule herab. Verwirrt schmiege ich mich an ihn. Minuten vergehen. Ich beginne, mich in seinen Armen zu entspannen, beruhigt von seiner Berührung. Er ist wie ein unverrückbarer Halt in dieser dunklen Nacht. Ich lege die Arme um ihn.
»Vertraust du mir?«, fragt er, schiebt mich sanft von sich weg und hält mich auf Armes Länge von sich fort. Er sieht mich eine Minute lang reglos an, und ich habe das Gefühl, als schaute er mir in die Seele und als entginge ihm nichts.
»Ich weiß es nicht«, flüstere ich. Alles zwischen uns ist so flüchtig, so zerbrechlich und auch ständig so gefährlich.
Er zieht mich wieder zu sich und schiebt seine Hand unter den Bademantel und um meinen Rücken herum. Seine Finger sind warm. Sie spreizen sich in der Mitte meines Rückens wie ein sanfter, seidenglatter Fächer auseinander. Ich liebe seine Berührung, das Gefühl seiner Haut an meiner. Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennen gelernt und an einem anderen Ort.
Sein Mund nähert sich meinem Ohr. »Geh auf die Knie«, sagt er.
»Was?«, frage ich, denke, dass ich mich verhört habe.
»Auf die Knie.«
Ich sehe ihn verwirrt an.
Er legt mir die Hände auf die Schultern und zwingt mich auf den nassen Boden hinunter. Meine Knie landen in einer kleinen Regenpfütze. Er schaut unverwandt auf mich herab, und sein Gesicht ist so verschattet, dass es wie eine Fläche voll dunkler Vertiefungen und Erhöhungen aussieht und zwei Krater für die Augen hat.
»Bitte um Verzeihung«, sagt er.
Seufzend und erschöpft senke ich den Kopf, lehne ihn an sein Bein und schließe die Augen. Die
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