Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)

Kampfunterstützungsflugzeugs hat gemeldet, es sei von eben diesem Flugzeug angegriffen worden«, fuhr Hirsiz fort. » Das überlebende Besatzungsmitglied berichtet, dieses sogenannte Aufklärungsflugzeug habe tatsächlich mit einer– wie er es beschrieb– Strahlenwaffe auf sie geschossen. Laut seiner Aussage verspürte er eine ungeheure Hitze– so stark, dass sie den Piloten getötet und das Flugzeug zerstört hat. Streiten Sie ab, dass ein solches Flugzeug zum Zeitpunkt unserer Aktionen über dem Irak im Einsatz war, Mister President?«
    Der Präsident schüttelte verwirrt den Kopf. » Herr Präsident, von einem solchen Flugzeug ist mir nichts bekannt, und ganz gewiss habe ich keinem amerikanischen Flugzeug den Befehl erteilt, irgendjemanden anzugreifen, erst recht kein verbündetes Flugzeug«, sagte er. » Ich werde in Erfahrung bringen, wer das war, und dafür sorgen, dass sich derartige Zwischenfälle nicht wiederholen.«
    » Ein schwacher Trost für die Familie des Piloten, der sein Leben verloren hat.«
    » Ich werde die Verantwortlichen ausfindig machen, Herr Präsident, und sollte es sich um einen vorsätzlichen Angriff gehandelt haben, werden sie bestraft werden, das versichere ich Ihnen«, versprach Gardner. » Welche Ziele verfolgt die Türkei im Irak, Präsident Hirsiz? Wann werden Sie mit dem Rückzug Ihrer Truppen beginnen?«
    » Rückzug? Sagten Sie gerade Rückzug?«, fragte Hirsiz mit theatralisch hoher, ungläubiger Stimme. » Die Türkei wird sich zurückziehen, wenn der letzte Terrorist der PKK getötet oder gefangen genommen ist. Wir haben diese Operation nicht begonnen und Tausende von Menschenleben und Milliarden an wertvollem Gerät aufs Spiel gesetzt, um unverrichteter Dinge wieder kehrtzumachen.«
    » Herr Präsident, die Türkei hat sich einer bewaffneten Aggression gegen ein friedliches Land schuldig gemacht«, erwiderte Gardner. » Es mag ja sein, dass Sie auf der Jagd nach Terroristen sind, aber Sie tun dies auf fremdem Boden, Sie terrorisieren unschuldige Bürger und zerstören Eigentum eines souveränen Staates. Das ist nicht hinnehmbar.«
    » Und wie unterscheiden sich davon Ihre Aktionen beim Angriff auf den Irak?«, fragte Hirsiz. » So lautet doch Ihre Doktrin, oder irre ich mich da– Terroristen verfolgen und ausschalten, wo immer sie sich aufhalten mögen und wann immer es Ihnen beliebt? Nichts anderes tun wir derzeit.«
    Joseph Gardner zögerte. Dieser Bastard hatte recht, ging es ihm durch den Kopf. Wie konnte er gegen einen Einmarsch der Türkei in den Irak argumentieren, wo doch die Vereinigten Staaten 2003 haargenau dasselbe getan hatten? » Äh… Herr Präsident, Ihnen dürfte klar sein, dass es keineswegs dasselbe…«
    » Es ist absolut dasselbe. Wir haben das gleiche Recht, uns zu schützen, wie Amerika.«
    Zum Glück für Gardner hielt in diesem Augenblick Walter Kordus einen Post-it-Zettel mit den darauf gekritzelten Buchstaben U. N. in die Höhe. Gardner, nickte erleichtert, dann sagte er: » Der Unterschied, Präsident Hirsiz, besteht darin, dass die Vereinigten Staaten für den Einmarsch im Irak die Zustimmung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen hatten. Sie hingegen haben um eine solche Bewilligung gar nicht erst ersucht.«
    » Das haben wir sehr wohl getan, viele Jahre lang«, erwiderte Hirsiz, » nur wurde sie uns stets verweigert. Das Äußerste, wozu Sie oder die Vereinten Nationen sich jemals imstande gesehen haben, war, die PKK zu einer Terrororganisation zu erklären. Während wir sie nur anprangern durften, konnten Sie ungestraft türkische Bürger umbringen. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.«
    » Zahlreiche andere Nationen haben Amerika ihre Hilfe angeboten bei seinen Anstrengungen, Al-Qaida-Terroristen und Dschihadisten zur Strecke zu bringen«, argumentierte Gardner. » Dieser plötzliche Überfall dagegen sieht eher aus wie eine Invasion und nicht wie eine Antiterror-Operation.«
    » War das ein Hilfsangebot, Mister President?«, fragte Hirsiz. » Das würde unser Vorankommen sicherlich beschleunigen und einen schnelleren Rückzug gewährleisten.«
    » Präsident Hirsiz, die Vereinigten Staaten haben in der Vergangenheit schon viele Male ihre Unterstützung bei der Verfolgung von Terroristen der PKK angeboten«, erinnerte Gardner. » Jahrelang haben wir Ihnen Geheimdienstinformationen, Waffen und Finanzmittel zur Verfügung gestellt. Allerdings stets in der Absicht, den Ausbruch eines offenen