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Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)

Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)

Titel: Außer Kontrolle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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über die Ereignisse in der Türkei. Er konnte die laufend aktualisierten Kurzmeldungen des Lagezentrums in seinem Arbeitszimmer empfangen, mochte das Oval Office aber nicht verlassen, solange nicht weltweit im Fernsehen über den Vorfall berichtet wurde, um so zu tun, als hätte er alles selbst gebannt vor dem TV -Gerät verfolgt.
    Alles drehte sich um den äußeren Schein, und Joe Gardner verstand sich meisterhaft darauf, ein gewisses, ganz spezielles und sorgsam aufgebautes Image zur Schau zu stellen. So trug er außer unmittelbar vor dem Zubettgehen stets Hemd mit Krawatte, und wenn er kein Jackett anhatte, waren seine Ärmel aufgekrempelt und die Krawatte leicht gelockert, um zu suggerieren, dass er ein Mann der Tat war. Er benutzte häufig Freisprecheinrichtungen, sobald ihn aber andere beobachteten, griff er zum Hörer, sodass alle ihn eifrig telefonieren sahen. Auch benutzte er niemals Tassen aus feinem Porzellan, sondern trank alle Getränke aus schweren, dicken Navy-Bechern, da ihn das seiner Meinung nach männlicher aussehen ließ.
    Walter Kordus, der Stabschef des Weißen Hauses, klopfte an die Tür des Oval Office, wartete die erforderlichen Sekunden ab, für den Fall, dass es irgendeinen Widerspruch gab, öffnete dann die Tür und trat ein. » Ich habe den Anruf von Conrad erhalten, Joe«, sagte Kordus. Er war bekleidet mit Jeans, Sweatshirt und Bootsschuhen. Ebenfalls ein langjähriger Freund und Verbündeter Gardners, war er stets sofort zur Stelle– wahrscheinlich, weil er sich irgendwo im Westflügel herumtrieb, anstatt seine Zeit zu Hause bei seiner Frau und seiner ansehnlichen Kinderschar zu verbringen. Er warf einen Blick auf den in einem Schrank verborgenen Flachbildschirm. » Schon irgendetwas?«
    » Nein.« Gardner hob seinen Becher. » Nehmen Sie einen Schluck. Ich bin Ihnen fast einen voraus.« Der Stabschef mixte sich artig ein Glas Rum, verzichtete jedoch wie üblich darauf, davon zu trinken.
    Erst als Carlyle durch die Tür des Oval Office platzte, in den Händen eine Briefing-Mappe, kam etwas auf CNN , allerdings nur eine kurze Notiz auf dem Schriftband am unteren Bildrand über ein » Feuergefecht« im Nordirak. » Sieht nach einem Unfall durch Eigenbeschuss aus, Sir«, sagte Carlyle. » Bei einer Razzia vor einem vermeintlichen Al-Qaida-Tunneleingang im Irak hat ein Zug der Army eine Kompanie irakischer Infanterie gesichert, als das Gebiet von einer außer Kontrolle geratenen türkischen Mittelstreckenrakete getroffen wurde.«
    » Mist«, murmelte der Präsident. » Schaffen Sie Stacy Ann her.«
    » Sie ist bereits unterwegs und ebenso Miller«, sagte Carlyle. Stacy Ann Barbeau, eine ehemalige US -Senatorin aus Louisiana und ebenso ehrgeizig wie extravagant, war erst vor Kurzem als neue Außenministerin bestätigt worden. Miller Turner, ein weiterer langjähriger Freund und Vertrauter Gardners, war Verteidigungsminister.
    » Verluste?«
    » Elf Tote, sechzehn Verwundete, zehn davon schwer.«
    » Herrgott!«
    In den nächsten zehn Minuten trafen, einer nach dem anderen, die Berater und Stellvertreter des Präsidenten im Oval Office ein. Als Letzte erschien Barbeau; sie sah aus wie zurechtgemacht für einen Ausgehabend. » Mein Stab steht mit der türkischen Botschaft und dem türkischen Außenministerium in Verbindung«, erklärte sie und begab sich sogleich hinüber zum Tablett mit dem Kaffee. » Von beiden erwarte ich in Kürze einen Anruf.«
    » Die Zahl der Opfer hat sich auf dreizehn erhöht und wird vermutlich weiter steigen, Sir«, sagte Turner, der soeben einen Anruf vom Kommandanten des Armeekorps erhalten hatte. » Ob der Zug selbst das Ziel war, können sie nicht sagen. Es sieht jedoch so aus, als hätten Iraker und Türken dasselbe Ziel im Visier gehabt.«
    » Wieso wurden unsere Männer dann getroffen, wenn sie die Iraker gesichert haben?«
    » Nach den Angaben der Privatpartner, die die Ersteinschätzung vorgenommen haben, sollte die zweite Raketensalve aus dem Zielgebiet fliehende Überlebende erwischen.«
    » Privatpartner?«
    » Wie Sie wissen, Sir«, erklärte der Nationale Sicherheitsberater Carlyle, » konnten wir unsere uniformierten Militärkräfte im Irak, in Afghanistan und zahlreichen anderen Kampfgebieten weltweit deutlich reduzieren, indem wir sie durch Privatpartner ersetzt haben. Nahezu alle militärischen Funktionen mit Ausnahme der direkten Kampfhandlungen– Sicherheit, Aufklärung, Wartungsarbeiten, Kommunikation… die Liste ließe sich fortführen–

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