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Aussicht auf Sternschnuppen

Aussicht auf Sternschnuppen

Titel: Aussicht auf Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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Beziehung einen Schritt weiterzugehen und das müsste er, wenn er dich als seine feste Freundin seinen Eltern vorstellen würde.“
    „Du bist gemein.“ Mir stiegen die Tränen in die Augen.
    „Nein, ich bin nur ehrlich. Aber du bist eine Heuchlerin. Am Gardasee hast du mir vorgeworfen, mit der Schauspielerei den einfacheren Weg gegangen zu sein. Und was machst du?“
    „Das ist nicht das gleiche.“
    „Ist es doch.“
    „Nein, ist es nicht“, widersprach ich. „Ich liebe Giuseppe und du wolltest nie Schauspieler werden.“
    „Ach so, du liebst Giuseppe. Entschuldige bitte, dass ich dir das, nach all dem, was du mir über ihn und eure Beziehung erzählt hast, nicht abkaufe. Du gehst zu ihm zurück, weil du Angst davor hast, allein zu sein. Das ist der einzige Grund.“
    „Das stimmt nicht.“
    „Nein?“
    „Hör auf!“ Ich überlegte, ob ich mir die Ohren zuhalten sollte.
    Doch Nils Worte stachen weiter unbarmherzig auf mich ein. „Du kannst nicht allein sein. Das ist der Grund, warum du wieder zu ihm zurückgehst. Du bist schließlich jahrelang mit einem absoluten Arschloch zusammengeblieben, nur um nicht in die Verlegenheit zu kommen, dich mit dir selbst auseinandersetzen zu müssen.“
    „Ich hätte dir überhaupt nichts erzählen sollen.“ Tränen liefen meine Wangen hinunter.
    „Doch, denn du brauchst jemand, der dir endlich die Wahrheit ins Gesicht sagt. Außer mir ist ja anscheinend niemand dazu in der Lage.“
    „Du kannst dir überhaupt kein Urteil über mich bilden. Du kennst mich kaum.“
    „Ich glaube, ich habe dich in den letzten zweieinhalb Tagen gut genug kennen gelernt.“
    „Das glaube ich nicht.“ Ich verschränkte die Arme fest vor meiner Brust.
    „Dann lass es.“
    Wütend starrten wir uns an.
    Nils brach als erstes das Schweigen.
    „Ich fahre jetzt.“
    „Schön.“
    Er drehte sich um und ging zur Fahrertür. Doch kurz bevor er einstieg, blieb er noch einmal stehen.
    „Willst du noch einen letzten Rat von mir hören?“
    „Nein.“
    „Ich gebe ihn dir trotzdem: Lern’ endlich, mit dir selbst auszukommen! Denn wenn du es nicht kannst, kann es auch kein anderer.“
    „Was soll denn dieser Blödsinn? Ich komme sehr gut mit mir aus.“ Fast hätte ich mit dem Fuß aufgestampft vor Wut.
    „Nein, kommst du nicht. Du kannst dich ja noch nicht einmal leiden.“
    Er stieg ins Auto und brauste, ohne sich noch einmal umzudrehen, davon.

Mehrere Minuten lang stand ich da und konnte mich nicht von der Stelle rühren. Ich lauschte der Musik, die über die dicke Steinmauer hinweg zu mir herüber schallte und spürte, wie sich eine riesige Leere in mir ausbreitete. Schnell kramte ich in meiner Tasche nach einem Taschentuch und stellte fest, dass ich Nils’ T-Shirt noch nicht zurück gegeben hatte. Ich holte es heraus und presste meine Nase in den weichen Stoff. Was machte ich hier bloß?
    Doch dann gab ich mir einen Ruck, stopfte das T-Shirt wieder in meine Tasche zurück, wischte mir die letzten Tränen aus den Augenwinkeln und schritt durch ein steinernes Tor auf die verwunschene Villa zu. Vor dem großen Eingangsportal waren kleine durch Sonnenschirme geschützte Sitzgruppen aufgestellt, an denen Italiener in Abendkleidung saßen und sich unterhielten. Als sie mich sahen, blickten sie auf und begannen zu tuscheln. Unsicher schaute ich auf mein rotes Sommerkleid und die Flip Flops herunter.
    Das Innere der Villa wirkte auf den ersten Blick wie eine dunkle Höhle mit seinen burgunderrot gestrichenen Wänden und den braunen Möbeln. Doch die Schwere des Empfangsraums wurde durch mehrere zeitgenössische Malereien sowie einen rot-schwarz karierten Teppich gemildert. Sofort trat eine zierliche Frau mit dunkler Hautfarbe und einer kurzen krausen Haarpracht auf mich zu, die mich freundlich anlächelte.
    „Kann ich Ihnen helfen?“
    „I’m looking for the nozze d’oro .“
    „Die Gesellschaft ist im Moment noch im Garten und nimmt einen Aperitif ein“, antwortete sie mir in fließendem Deutsch.
    Als sie meinen irritierten Blick sah, antwortete sie lächelnd: „Ich komme aus der Schweiz. Aber ich lebe jetzt schon seit zehn Jahren in Italien. Mit der Zeit habe ich ein recht gutes Gespür für die verschiedenen Nationalitäten unserer Gäste entwickelt.“
    Sie machte eine einladende Handbewegung und ich folgte ihr durch die großzügige Lobby und durch die Bibliothek hindurch zur Rückseite des Hauses.
    Als ich den geschmückten Festsaal der Villa Principessa betrat, erstarrte ich

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