Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
vermitteln. Ulf versprach sich um den Hund zu kümmern, sollte Frau Schulze einmal nicht mehr dazu in der Lage sein und suchte deswegen einen Hund aus, mit dem er sich ein Zusammenleben vorstellen konnte. Lucky zog bei Frau Schulze ein und die beiden kamen prima miteinander aus. Anfangs klappte alles prima, doch mit der Zeit wurde Frau Schulze tüddelich. Sie vergaß ständig, ob sie ihren Hund schon gefüttert hatte oder nicht. Und so stopfte sie vorsichtshalber, und weil der ja immer so traurig guckte, den ganzen Tag irgendwelche Leckerli in ihn rein. Lucky wurde immer fetter.
Dann kam es wie es kommen musste: Frau Schulzes Zustand verschlechterte sich so, dass sie in die Klinik musste. Ulf wollte sich ja im Notfall um Lucky kümmern – hatte er gesagt. Aber irgendwie passte das gerade ganz schlecht … keine Zeit … und überhaupt: Bei mir wäre der doch viel besser aufgehoben. War ja klar, dass er bei mir landete. Ulf fragte mich also, ob ich ihn für zwei Wochen nehmen kann. Klar. Wie immer sagte ich erst einmal zu und fing dann an darüber nachzudenken. Ich wusste nur, dass Lucky ein großer schwarzer Hund ist, der aber lieb sei. Mehr nicht. Ich hatte damals zwei Katzen und einen Hund und lauter Hühner … und nun kam ein großer, fremder Hund dazu. Das kann ja lustig werden. Dreißig Minuten später stand ein riesiges schwarzes Schaf in meinem Wohnzimmer und schaute mich lieb an. Ich wusste, dass unter dieser großen schwarzen Kugel irgendwo ein Hund sein sollte … doch wo nur? Dass der überhaupt noch stehen konnte, das wunderte mich wirklich. Lucky sah eher aus wie ein Nilpferd mit Fell. Oder ein Büffel, dem an allen Seiten sein altes Fell in Fetzen runter hing. Ich sah neulich mal eine Dokumentation über Moschusochsen, so in etwa muss man sich Lucky damals vorstellen. Er machte seinem Namen wirklich keine Ehre, denn er schaute nicht besonders glücklich aus.
Nun, nachdem das Monster nun mal in meinem Wohnzimmer stand, fing auch ich endlich mal an nachzudenken. Mag der überhaupt Katzen? Killt der vielleicht meine Hühner, sobald er vor die Tür kommt? Hört der überhaupt? Und wenn – auch auf mich? Wieso denke ich eigentlich nie über so was nach BEVOR ich ein Tier ins Haus lasse???
Jetzt war er aber da und Ulf hatte sich schlauerweise hastig wieder verabschiedet mit den Worten: „Das ist Lucky – der ist ganz lieb – ich muss wieder los.“
Es stellte sich heraus: Meine Sorgen waren völlig unberechtigt. Meine Dahli (Kleiner Münsterländermix) fand ihn zehn Sekunden interessant – dann egal. Mona beachtete ihn gar nicht in der Hoffnung: „Dann geht das Ding vielleicht von selbst wieder weg“. Mona fand eh grundsätzlich alle anderen Tiere doof und unter ihrer Würde und lebte nach dem Motto: „Was ich nicht beachte, das existiert nicht.“. Selbst für Caro zeigte sie nicht das geringste Interesse, freute sich aber über die Zeit, in der sie das Bett für sich alleine hatte, da ich ja auf dem Sofa wohnte. Nur eines meiner Tiere war von Lucky schlichtweg begeistert: Katzenbaby Caro! Als Lucky hier einzog, da hatte Caro gerade die Augen geöffnet und konnte erst unbeholfen krabbeln. Es war Liebe auf den ersten Blick – und das von beiden Seiten. Der große Lucky sah dieses winzige Knäuel und ich könnte schwören, dass er dabei lächelte. Caro stolperte mit großen Kulleraugen auf dieses riesige Tier zu und schnurrte ihn unverblümt an. Sofort fuhr Lucky mit seiner überdimensionalen Zunge über das kleine tapsige Wesen. Die beiden waren vom ersten Tag an die dicksten Freunde und sind es bis zum Ende geblieben. Dazu gibt es bei Youtube auch ein niedliches Video: Lucky & Caro (Youtube-ID: O55YHo_T9vA)
Ich brauchte Stunden, aber nachdem ich Lucky endlos mit Bürsten unterschiedlichster Art bearbeitet hatte, da kam doch tatsächlich ein ganz ansehnlicher Hund zum Vorschein. Und nachdem er bei mir erst einmal durch strikte Diät etwa fünfzehn Kilo abgenommen hatte, da wurde er zu einer wahren Schönheit.
Als ich ihn bekam, da sah er aus, als hätte er mehrere Medizinbälle verschluckt. Und nach ein paar Wochen wurde er plötzlich zu einem großen, schlanken und sehr beeindruckenden Hund mit glänzendem, tiefschwarzem Fell. Und fortan brauchte ich mir über unliebsame Besucher keine Gedanken mehr zu machen. Ab sofort betraten Fremde, und auch einige Bekannte, nur noch sehr ungern mein Grundstück. Es war schon schwierig genug überhaupt an meinem Grundstück vorbei zu fahren, denn Lucky
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