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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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ob …?«, setzte er noch einmal an.
    »Was? Eine Abtreibung?«, sagte Kate. »Ja, daran habe ich sehr wohl gedacht. Aber ich habe mich dann dagegen entschieden. Es ist meine Nellie, von der du dir wünschst, sie wäre tot. Ich habe nicht abgetrieben, okay? Ich hatte damals gerade meine Mutter verloren. Vielleicht wollte ich genau deshalb ein anderes Leben, das eben im Entstehen war, nicht zerstören. Es tut mir leid, wenn ich in deinen Augen die falsche Entscheidung getroffen habe.«

    »Es tut dir leid! Leid ?« Nicks Stimme brach. »Was sage ich jetzt meinen Eltern? Was sage ich Felicity?«
    »Sie brauchen es überhaupt nicht zu erfahren. Ich habe nur Will gesagt, wer der Vater von Nell ist. Und Janie und Dave. Sie sind die einzigen Menschen, die es wissen. Abgesehen davon, was kümmert es dich eigentlich, was Felicity davon hält? Gerade eben hast du versucht, dich an mich heranzumachen! Warum also sollte Nell für sie irgendwie von Bedeutung sein?«
    »O mein Gott!« Nick konnte es einfach nicht fassen. Heftiger Zorn stieg in ihm auf. Bilder von Nell bei der Schafschur in der Scheune zuckten durch seinen Kopf. Er war ihr Vater. Dieser Satz ging ihm ständig im Kopf herum. Er sah Kate an, sah den gequälten Ausdruck auf ihrem Gesicht.
    »Meine Mutter war gerade gestorben«, sagte Kate jetzt fast flehentlich. »Mein Leben war ein einziges Chaos.«
    Nick wusste, dass er für die Ursache ihres Schmerzes Verständnis haben sollte, aber er konnte einfach nicht anders, als ihr Vorwürfe zu machen. Er fühlte sich verraten.
    »Und das berechtigt dich, das Leben anderer Menschen zu zerstören? «
    »Ich habe es dir schon einmal gesagt. Das alles muss für dein Leben keine Bedeutung haben. Ich verlange nichts von dir. Du brauchst die Vaterschaft nicht einmal anzuerkennen.«
    Nick sah sie völlig fassungslos an. Ein kalter, abweisender Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    »Du sollst das Leben anderer Menschen ordnen, Kate, und es nicht versauen.« Mit vor Zorn und Verwirrung gerötetem Gesicht wich Nick einen Schritt vor Kate zurück. Er band Calvins Zügel los und warf sie über den Kopf des Pferdes. Dann schwang er sich in den Sattel. »Such dir jemand anderen, den du beraten kannst«, sagte er bitter. »Du findest sicher auch allein zurück.«
    Er trieb Calvin zum Trab an. Das Pferd begann sich seinen Weg zwischen den grauen Stämmen der Eukalyptusbäume hindurch zu suchen.

Kapitel 22
    F elicitys gelber Wagen raste die Zufahrt zur Farm entlang und wirbelte dabei eine riesige Staubwolke hinter sich auf. Nick stand im Maschinenschuppen und sah zu, wie ihr Auto näher kam. Sein Gesicht war mit Öl beschmiert, denn er hatte sich mit den Handrücken die Augen gerieben. Kates Besuch an diesem Tag lastete schwer wie ein Stein auf seinem Herzen.
    Wenn er die Augen schloss, sah er wieder seinen Vater in seinem Bett im Krankenhaus vor sich. Die Lider im Koma nicht im Schlaf geschlossen, von seinem Autounfall entsetzlich gezeichnet, seine Wunden noch frisch und rot. Maschinen, die ihn am Leben erhielten, Schläuche, die aus ihm herauszuwachsen schienen. Sein Vater, der vor ihm lag. Zerbrochen. Dann war da ein anderes Bild. Nell mit ihren blonden Locken, wie sie, seine Tochter, mit ihm herumtollte, lachend Wolle über sein Gesicht zog.
    Als Nick die Augen langsam wieder öffnete, sah er nur die durstige Landschaft, die sich vor ihm ausbreitete. Eine weite Fläche krankes, schon halb totes Land. Da war auch das beunruhigende Wissen, dass allein er für dieses Land verantwortlich war. Er verwünschte die Farm. Er verwünschte die Hügel am Horizont, den Boden, der darauf vorbereitet war, die jungen Bäume aufzunehmen. Er verwünschte seinen Vater. Dann verwünschte er auch Kate. Und sich selbst. Er hatte ein Kind . Er drehte und wendete den Satz wieder und wieder in seinem Kopf. Er spürte, wie die unausgesprochenen Worte ihn zu überwältigen drohten. So wie es jetzt war, durfte es einfach nicht sein.
    Er sollte sein erstgeborenes Kind im Kinderzimmer des Farmhauses in den Armen halten, in ebenjenem Kinderzimmer, in dem auch schon er und Angus aufgewachsen waren. Aber das alles sollte erst in ein paar Jahren der Fall sein. Und zwar mit Felicity. Und nicht jetzt. Nicht schon jetzt.

    Nick schlug mit der Faust gegen die Metallwand des Schuppens. Rums. Er schloss die Augen und hatte sofort Kates Gesicht vor sich. Sie starrte ihn mit ihren dunklen Augen an, durchbohrte ihn regelrecht mit ihrem Blick. Der Schmerz begann von

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