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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Konflikte. Kate war daher bestrebt, bei allen Erstbesprechungen, die sie mit ihren Kunden führte, das Gespräch vorsichtig von den Vätern auf die jüngere Generation zu verlagern, um herauszukitzeln, wie ihre Träume aussahen.
    »Ein hübsches Spielzeug hast du da«, sagte Kate und wies mit einem Kopfnicken auf den Bagger, der jetzt in Sicht kam. Er stand da wie ein schlafender gelber Dinosaurier. Seine riesige Schaufel ruhte auf dem Boden, so dass es aussah, als hätte er sich gerade eben erst den Bauch mit Felsen und Schotter aus dem Bachbett vollgeschlagen, und würde seine Mahlzeit jetzt genüsslich verdauen.
    »Er tut seinen Dienst«, sagte Nick. Sein Pferd scheute beim Anblick des Baggers. Nick trieb das Vollblut vorwärts und durch die steile Spur hinunter, die der Bagger im Bachbett hinterlassen hatte. Das Pferd rutschte ein wenig auf seiner Hinterhand und trat dabei lockere Steine los.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, rief er ihr über die Schulter gewandt zu.
    »Ja«, sagte Kate, als Prince sich vorsichtig seinen Weg die Böschung hinunter suchte.

    »Dann bist du bereit, den Kamm hier im Trab hinaufzureiten?«
    »Ja«, rief Kate wieder. Bald trabten sie nicht nur einfach nebeneinanderher, ihre Pferde waren vielmehr in einen leichten, gleichmäßigen Arbeitsgalopp gefallen. Kate kam sich auf dem englischen Sattel, der, verglichen mit ihrem alten Viehtreibersattel, sehr wenig Halt bot, ein wenig merkwürdig vor. Sie genoss es jedoch, mit diesem Mann auszureiten.
    Wieder warf sie einen Blick zu Nick hinüber und stellte fest, dass er sie beim Reiten beobachtete. Er lächelte. Ein reines, weißes Strahlen. Kate spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam, obwohl es an diesem wolkenverhangenen Tag für diese Jahreszeit ungewöhnlich warm war. Der Geruch des Busches betörte ihre Sinne, als sie mit ihren Pferden vom Hauptweg abbogen. Sie ritten jetzt auf einem Pfad, der mit silbergrauen, von hellgrünen Flechten überwachsenen Steinen gesprenkelt war. Struppiges Tussock-Gras und die dünnen Stacheln des Silbergrases bedeckten den unebenen Boden. Die Hunde liefen hintereinander in den Busch hinein, sprangen über Baumstämme und spitzen ihre Ohren, wenn vor ihnen ein aufgeschrecktes Forester- oder Bennets-Känguru davonhüpfte.
    Als der Weg langsam schmaler wurde und von einem grünen Blätterdach fast eingeschlossen war, fielen die Pferde in den Schritt. Die Wallache suchten sich schnaubend ihren Weg über abgebrochene Äste und durch hohe Farnbüsche, störten dabei die Wallabys in ihren geheimen Tunneln und scheuchten unzählige kleine Insekten auf. Über ihnen berührten die fingerartigen Äste der Eukalyptusbäume fast die tief hängenden Wolken. Es sah zwar nach Regen aus, aber Nick und Kate wussten beide, dass es auch heute nicht regnen würde.
    Oben auf dem Kamm brachte Nick sein Pferd Calvin zum Stehen und saß ab. Kate tat dasselbe. Dann standen sie da und sahen auf ein Tal hinunter, das mit Rindern und Schafen gesprenkelt war. Die Koppeln schmiegten sich zwischen die weiten Buschflächen, die das Tal säumten.
    »Ich wusste gar nicht, dass ihr hier oben noch Land habt. Es ist wunderschön.«

    Nick nickte. Er streckte seinen Arm aus, so dass sein Ärmel bis zu seinem Ellbogen hochrutschte, und zeigte in die Ferne. »Die Grenze verläuft dort über diese Kammlinie und dann am Bach entlang. Das dort unten ist die Stelle, von der Dad gesprochen hat, dort soll der Damm gebaut werden.« Kate riss ihren Blick von Nicks wunderbar bemuskelten Unterarmen los und sah zu der Stelle hin, auf die er zeigte.
    Nick fuhr fort: »Weil wir hier ziemlich weit vom Farmhaus entfernt sind, hat Dad ein automatisches Beregnungssystem ins Auge gefasst.
    Kate nickte. »Und? Wie weit ist er gekommen? Hat er schon die ganze Bürokratie hinter sich gebracht – Umweltstudien, Aboriginesstudien, Finanzierung, Cashflow eures Betriebes, Bodenuntersuchungen?«
    Nick zuckte resigniert mit den Schultern. »Nein, seit seinem Unfall ist überhaupt nichts mehr geschehen. Alles steht still.« Er setzte sich auf einen umgefallenen Baumstamm, riss ein Stück Rinde ab und begann, es zwischen seinen mit Hornhaut überzogenen Fingerspitzen zu drehen.
    »Er hat das Interesse an der Farm völlig verloren«, sagte er. »Er hat große Angst davor, dass er meiner Mutter nichts hinterlassen könnte, wenn er stirbt. Also hat er einfach aufgehört, Geld auszugeben.« Kate nahm die tiefen Gefühle hinter seinen Worten wahr. Nick zeigte auf die Hügel in der

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