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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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perfekte Miniaturausgabe von Nick. Kate atmete Nells Duft nach Talkumpuder und Apfelshampoo ein und wurde dabei von Liebe geradezu überwältigt. Es war die Liebe einer Mutter. Eine Kraft, stärker als die des Mondes, der die Gezeiten bewirkt. Um das Bild von Nicks schockiertem Gesicht aus ihrem Kopf zu verbannen, sang sie Nell etwas in bester Kasey-Chambers-Manier vor.
    Sie wickelte Nell wieder aus dem Handtuch aus und half ihr dann dabei, mit ihren kleinen Beinen in ihr Windelhöschen für die Nacht und dann in ihren Pyjama zu schlüpfen. Als sie die Knöpfe schloss und Nell über die Haare strich, hätte sie den goldenen Schimmer des Lebens und des Glücks, das ihre Tochter ausstrahlte, beinahe mit Händen greifen können. Nell, kuschelig warm und blitzsauber, schlang ihre Arme um den Hals ihrer Mutter und drückte ihre Wange an die ihre. Nell war so makellos, so vollkommen, dachte Kate ungläubig, und das trotz all der Fehler, die sie bei ihrer Erziehung schon gemacht hatte. Sie drückte Nell an sich und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. Plötzlich standen ihr Tränen in den Augen.
    »Bitte sehr, Fräulein. Alles fertig zum Schlafengehen«, sagte sie und wischte ihre Tränen verstohlen fort, bevor Nell sie bemerkte. »Komm, wir holen Mr Bunny, damit er sich zusammen mit dir in die Kissen kuscheln kann.« Sie lauschte dem leisen Tapsen von Nells Schritten, als ihre Tochter ihr den Flur entlang in ihr Schlafzimmer folgte.
    Zartblaue Vorhänge mit gelben Sternen hingen vor dem Fenster.
Janie hatte sie für sie beide genäht. Nells Nachtlicht verströmte einen beruhigenden Schein. Mit dem ordentlich in großen Körben verstauten Spielzeug und der aufgeschlagenen Patchwork-Bettdecke sah Nells Zimmer so einladend aus, dass Kate sich am liebsten neben sie ins Bett gekuschelt hätte. Sheila kam hereinspaziert und blieb neben Kate stehen, als Nell ins Bett kletterte. Dann wartete sie lächelnd darauf, dass Kate sie zudeckte. Kate steckte den schlacksigen, schmuddeligen Stoffhasen zu ihr unter die Decke und nahm dann eine Auswahl an Büchern zum Vorlesen zur Hand.
    »Wombats, Elefanten oder das mit der stinkenden Hose?«
    »Wombats!«, entschied Nell und zappelte dabei vor Begeisterung und Vorfreude unter ihrer Decke herum. Als Kate zu lesen begann, schweiften ihre Gedanken zu Nick. Sie hatte so lange und so oft darüber nachgedacht, wie sie ihm das mit Nell sagen sollte, aber sie hatte nicht einen einzigen Gedanken darauf verschwendet, was danach geschehen würde. Jetzt aber stürmten so viele Fragen auf sie ein. Was würde er empfinden, wenn er Zeit gehabt hatte, das alles zu verdauen? Würde er an Nells Leben teilhaben wollen? Und würde Nell ihn überhaupt in ihrer Nähe haben wollen? Würde er versuchen, ihr Nell wegzunehmen? Schließlich war sie nun wirklich keine besonders gute Mutter gewesen. Konnte er das überhaupt? Wollte er es? Kate spürte, wie Verwirrung und Angst sie mit sich rissen wie ein Strudel in einem Fluss. Beruhige dich, befahl sie sich streng.
    Sie strich Nell über die seidige Wange.
    »Nell, meine Süße«, sagte sie.
    »Lies weiter, Mami. Bitte.«
    »Ja, gleich mein Schatz … Weißt du noch, dass du mich einmal gefragt hast, warum du keinen Daddy hast?«
    Nell zuckte mit den Schultern. »Manche Kinder haben eben keinen Daddy. Ryan hat auch keinen.«
    Kate sah Nell überrascht an. Sie konnte es kaum glauben, dass Nell sich noch an den kleinen Jungen aus der Kindertagesstätte in Orange erinnerte, dessen Mutter ebenfalls allein erziehend war. Kate malte mit dem Finger kleine Kreise auf Nells Arm.

    »Hättest du denn gern einen Daddy? Eines Tages vielleicht?«
    Nell zuckte mit den Schultern.
    »Ist mir egal.«
    »Egal?« Kate rutschte auf dem Bett ein Stück zur Seite, um Nells Gesicht besser sehen zu können.
    »Dave kann ja mein Daddy sein.«
    »Ja, Nell.« Kate lächelte. »Ich denke, das könnte er. Ich bin mir sicher, dass Brendan und Jasmine nichts dagegen haben, ihn mit dir zu teilen.«
    Nell runzelte die Stirn und schob ihr das Buch zu.
    »Jetzt lies weiter, Mami. Bit-te.«
    Kate nahm das Buch und begann wieder zu lesen. Aber dieses Gefühl zog wie ein unsichtbarer Faden weiter an ihr. Nun, da Nick es wusste, schien sich mit einem Mal alles verändert zu haben. Sie fühlte sich irgendwie mit ihm verbunden, jetzt noch mehr als je zuvor. Seine Rolle bei all dem, ihr »Fehler« Mutter zu werden, das war jetzt alles noch realer. Auch Nick war jetzt real.
    Als Nell eingeschlafen war, ging Kate

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