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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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wie eine Silbermünze auf schwarzem Samt. Aber auch ein störrischer Mond, der nichts tat, um irgendwelche Romantik aufkommen zu lassen, jetzt, da sie allein waren.

    »Du versuchst also, mich wieder zu entjungfern«, murmelte Nick und öffnete plötzlich die Augen, um Kates Gesicht zu studieren.
    »Wie soll das denn gehen?«
    »Na, du könntest es wenigstens versuchen.« Nick hielt jetzt ihren Arm fest. »Du bist wirklich eine erstaunliche Frau, Kate Webster. Du bist die Mutter meines Kindes. Ha! Erstaunlich.«
    »Du bist betrunken.«
    Nicks Kopf sackte nach vorn, um das zu bestätigen.
    »Und wenn schon. Willst du mir etwa erzählen, dass du noch nüchtern bist?«
    Kate lächelte ihn an. Ja, sie war tatsächlich völlig nüchtern. Sie war zum ersten Mal auf einem B&S nüchtern, und das fühlte sich richtig gut an. Sie hatte alles im Griff. Der Zorn auf ihren Vater konnte ihr heute Nacht nichts anhaben. Nicht, wenn Nick bei ihr war. Die paar Becher Rum, die sie getrunken hatte, wärmten allenfalls ihre Seele anstatt sie einfach zu betäuben, wie an den anderen Abenden, an denen sie jeweils einen Filmriss von mehreren Stunden gehabt hatte und dann irgendwann neben einem völlig Fremden aufgewacht war. Jetzt war sie allein mit Nick. Sie war ihm gefolgt, wollte ihn. Aber sie war nüchtern, und sie wusste deshalb ganz genau, was sie tat.
    »Ich wollte nur mit dir reden«, sagte Kate. Sie setzte sich neben ihn, versuchte ihre nackten Beine mit den Fetzen ihres Kleides zu bedecken. Sie bekam eine Gänsehaut, als die Feuchtigkeit des Bodens um den Trog herum durch den Stoff drang.
    »Ich wollte dich fragen, ob du damit klarkommst. Ich meine, mit der Sache mit … Nell.«
    Nick seufzte. Kate sah, dass für einen kurzen Moment ein Ausdruck der Nüchternheit über sein Gesicht huschte.
    »Ich denke schon. Jedenfalls gewöhne ich mich langsam daran. Es bleibt mir ja ohnehin nichts anderes übrig.«
    »Und Felicity.«
    »Sie weiß es.«
    »Sie weiß es? Was hat sie gesagt?«
    Nick winkte ab. »Das spielt jetzt keine Rolle mehr.«

    Er zog einen Ring aus seiner Tasche, wedelte damit vor Kates Nase herum und warf ihn dann in die Luft. Der Ring blitzte einmal kurz im Mondlicht auf und versank dann mit einem leisen »Plopp« im Trog.
    »He!«, sagte Kate.
    »Wir haben uns, wie sagt man so schön – wir haben uns im gegenseitigen Einverständnis getrennt. Vor …«, Nick warf einen Blick auf seine Uhr, »vor ungefähr zwei Stunden.« Er begann ein paar Zeilen aus seinem Lieblingssong von Lee Kernaghan vor sich hin zu brummen. »Baby, don’t lerve me, coz I’m country.«
    »Oh«, sagte Kate und empfand dabei echtes Mitlied mit ihm, gleichzeitig aber empfand sie auch Freude angesichts der Möglichkeit, irgendwann mit ihm zusammen zu sein.
    »Sie sagte, wir würden nicht zusammenpassen. Du kennst die Leier. Sie hat meinen Pick-up genommen und ist dann einfach abgehauen. «
    »Dann bist du jetzt also wieder frei?«
    »Ich?«, sagte Nick. »Frei? Das soll wohl ein Witz sein. Ich habe einen kranken Vater, eine traurige Mutter und eine Tochter, von der ich allerdings bis vor Kurzem noch überhaupt nichts wusste. Ich habe eine heruntergekommene Farm und außerdem eine gottverdammte Dürre. Das kann man wohl kaum frei nennen! Aber es gibt eines, was mich befreien könnte, Baby«, sagte er, »und das bist du. Mit dir wäre ich wieder frei, so freiiii wie ein Vogel!« Er sah sie nicht an, als er das sagte, sondern murmelte die Worte einfach nur betrunken vor sich ihn, mit gesenktem Kopf, die Arme ausgestreckt, so als wären es Flügel.
    Kate lachte. »Du bist besoffen!« Als ihr jedoch bewusst wurde, was er da eben gesagt hatte, spürte sie plötzlich die Anziehungskraft des Mondes, der sie beide von dort oben aus beobachtete. Sie spürte Nells Herzschlag. Nell, die zu Hause wie ein kleiner Engel schlief. Sie spürte das Branden der Wellen an den Ufern von Bronty. Sie spürte in Nicks Gegenwart ein so heftiges Ziehen, dass es fast wehtat. Sie wandte sich ihm wieder zu und hob seinen Kopf an, so dass er sie ansehen musste. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war traurig, aber auch voller Verlangen. Er beugte sich zu ihr hinüber.

    »Darf ich dich küssen?«, murmelte er. »So wie beim letzten Mal?«
    Er fuhr mit den Fingern sanft über ihre Wange. Dann legte er seine Handfläche auf ihren Hinterkopf. Seine Berührung fühlte sich gut und richtig an. Er zog sie an sich. Kate atmete seinen Kuss ein, der voller Süße, Alkohol und Sehnsucht war.

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