Australien 01 - Wo der Wind singt
erste Mal gespürt habe, wie sie sich in meinem Bauch bewegt. Es war eine Art Flattern, wie bei einem Schmetterling.« Kate konnte Nicks Gesicht in der Dunkelheit nicht sehen, sie war sich jedoch sicher, dass er lächelte.
»Oder als man sie mir gleich nach der Geburt auf den Bauch gelegt hat und ich zum ersten Mal ihr Gesicht sah. Das hat mir regelrecht den Atem genommen. Sie war so wunderschön.«
Nick strich ihr übers Haar. »Sie ist noch immer wunderschön.«
»Möchtest du sie öfter sehen?« Kate spürte, wie Nicks Hand verharrte. Seine Handfläche lag jetzt schwer auf ihrem Bauch. Warm.
»Ja, sicher. Aber ich denke, es ist das Beste, wenn wir das Ganze langsam angehen. Findest du nicht auch?«
Kate nahm seine Hand und hielt sie fest. »Ich bin nicht zurückgekommen, um dich durch sie an mich zu ketten«, sagte sie. »Aber das weißt du auch, nicht wahr? Darauf bin ich nicht aus.«
»Das weiß ich«, sagte Nick.
»Ich erwarte nicht von dir, dass du sofort anfängst, glückliche Familie mit uns zu spielen. Nellie und ich kommen auch allein sehr gut klar. Wir waren immer allein. Wir können auch allein bleiben. Du musst dich nicht um uns kümmern, wenn du nicht willst.«
Nick stützte sich auf einen Ellbogen.
»Was machst du dann hier mit mir?«
Kate dachte über ihre Antwort nach.
»Vielleicht wollte ich heute Nacht einfach mal den erwachsenen Nick McDonnell ausprobieren.« Sie fuhr mit ihrer Hand über seine Brust und ließ ihre Fingerspitzen dann über seinen Unterkiefer gleiten. Nick lachte leise, fast wehmütig.
»Ist das alles?«, fragte er.
»Ich habe viel zu große Angst, um zuzugeben, dass es mehr sein könnte.«
Nick zog sie noch näher an sich heran.
»Hab keine Angst. Bitte.«
Er begann ihren Hals mit Küssen zu bedecken. Sie bekam eine
Gänsehaut, als seine Lippen an ihrem Hals entlang bis zur weichen, blassen Haut hinter ihrem Ohr wanderten. Sie stöhnte und schloss die Augen. Spürte sein Gewicht auf sich. Seine Hände, die jetzt über ihre Brüste wanderten. Sie spürte sein Verlangen. Seine Küsse wurden fordernder, seine Berührung fester. Er zerrte an den Knöpfen seiner Anzughose und küsste Kate dabei leidenschaftlich. Er begehrte sie. Und Kate begehrte ihn auch.
»Nein«, hörte Kate sich plötzlich sagen. Sie hielt von sich selbst überrascht den Atem an und schob seine Hände weg. »Nicht jetzt. Ich kann nicht.«
Sie hörte die Enttäuschung aus seinem tiefen Seufzer heraus. »Warum nicht?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht wegen Felicity. Es geht mir einfach alles zu schnell.«
Nick schwieg eine Weile. Dann spürte sie, wie er sich auf den Rücken legte. Seine Stimme klang jetzt anders. Die Vertrautheit war verschwunden. Er hatte offenbar wieder die Kontrolle über sich gewonnen.
»Ja sicher. Du hast Recht. Ich verstehe.«
»Können wir uns einfach nur im Arm halten?«
»Natürlich können wir das. Wir können zusehen, wie die Sonne aufgeht. Als Freunde«, sagte er. Dann legte er seine starken Arme um sie, und schon bald begann der bläuliche Schimmer der Morgendämmerung die Dunkelheit zu verdrängen.
Der Geruch brutzelnder Würstchen auf dem Grill und das Knallen von Viehpeitschen weckte die Partygäste aus ihrem Schlaf. Junge Männer krochen unter den Abdeckplanen ihrer Pick-ups hervor, zogen sich in aller Öffentlichkeit ihre Hosen vom Abend zuvor aus, und schlüpften stattdessen in bequeme Shorts. Sie nahmen Bierdosen aus ihren Kühlboxen und öffneten sie geräuschvoll. So ausgerüstet, waren sie für den Ausklang des B&S gestärkt.
Kate hörte das Schlagen von Autotüren und Musik, die aus den Stereoanlagen der Pick-ups zu plärren begann. Motoren heulten auf,
und Abgase stiegen in die kristallklare Morgenluft. Sie setzte sich im Schlafsack auf und versuchte sich mit den Fingern durch ihre bierverklebten Haare zu kämmen. Gähnend sah sie Nick an, der noch tief und fest schlief. Seine langen Wimpern lagen weich auf seinen Wangen. Auch im entlarvenden Licht des Morgens sah er noch beängstigend gut aus, selbst wenn sich auf seinem markanten Kinn Bartstoppeln zeigten und seine großen Farmerhände ziemlich schmutzig waren. Kate wünschte sich so sehr, von diesen Händen überall berührt zu werden. Sie wollte ihn küssen und mit ihren Fingerspitzen über die weichen Stacheln seiner kurzgeschnittenen, rotblonden Haare fahren. Sie ließ ihn jedoch weiterschlafen und krabbelte stattdessen vorsichtig aus dem Schlafsack heraus. Besser er war allein, wenn er
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