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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Schädlingsbekämpfungsmittel zu sprühen. Vielleicht konnte er das Kate überlassen, wenn sie endlich einmal zu Hause war. Aber da war auch noch Nell. Er konnte sich Annabelle beim besten Willen nicht als Babysitterin vorstellen. Will seufzte. Seine kleine Schwester. Sie war noch immer so wütend darüber, dass sie ihre Mutter verloren hatte. Und jetzt war sie selbst Mutter. Die Mutter des süßesten kleinen Mädchens, das er je gesehen hatte. Der Gedanke, dass Nell von nun an auch Teil seines Leben wäre, weckte in Will ein Gefühl der Begeisterung. Aber er glaubte hinter dem fröhlichen Lächeln des kleinen Mädchens bereits eine gewisse Vorsicht entdeckt zu haben. Er wusste, dass die Kleine bis jetzt noch nicht viel Stabilität in ihrem Leben erfahren hatte.
    Will schaltete einen Gang zurück, als er den Hügel hinunterfuhr. Er schwor sich, dass er versuchen würde, Kate das Gefühl zu vermitteln, auf Bronty ein sicheres Zuhause zu haben. Und er schwor sich auch, dass Nell sich stets auf ihn verlassen könnte.
    Ein Stück voraus standen die Rinder bereits ungeduldig muhend am Gatter. Sie hatten offenbar schon den großen, runden Heuballen gesehen, der auf der Frontgabel des Traktors aufgespießt war. Der Wind trug den süßen Duft des Heus zu ihnen. Sie drängelten wie die All Blacks beim Einwurf. Die Bullen senkten ihre Köpfe, um ihre
Artgenossen mit ihren Hörnern zur Seite zu schieben. Der Hunger machte sie so reizbar.
    Der riesige Heuballen hüpfte auf der Gabel auf und ab und hinterließ dabei eine Spur von Halmen, die im Licht des Morgens wie Lametta schimmerten. Am Rahmen des silbernen Weidetors glitzerten Spinnweben und Tautropfen wie zarte Spitze. Das Tor musste endlich repariert werden, bemerkte Will, verärgert über die unendlich vielen Aufgaben, die auf Bronty zu erledigen waren. Er versuchte sich nicht von dem nagenden Gefühl beeinflussen zu lassen, mit seiner Arbeit immer im Rückstand zu sein. Immer gestresst. Niemals mit irgendetwas fertig.
    Er musste über seinen Tellerrand hinaussehen. Er wusste, was aus einem Farmer wurde, der nichts anderes als seine Arbeit hatte. Immer dieselbe Koppel, nur ein anderer Tag. Eine beschissene Jahreszeit, die in die nächste überging. Wenn es einmal etwas ruhiger war und das Gras wuchs, gab es immer noch zu viel zu tun. Die Arbeit war nur eine andere.
    Aber Will gab nicht auf, denn er liebte diese Farm. Genau wie er die wunderbare Aussicht liebte, die sich ihm jetzt bot. Er nahm den Blick aufs Meer hinaus jeden Tag ganz bewusst wahr. Dort draußen war seine Mutter. Dort draußen lag seine Zukunft. Eine Zukunft, die heller und glücklicher war als das Leben, das er jetzt führte. Ein Leben ohne die ständigen, bitteren Kommentare von Annabelle, ein Leben, in dem es ihm gelingen würde, sich aus dem tiefen Loch zu ziehen, das die Distanziertheit seines Vaters bei ihm hatte entstehen lassen. Er hatte sich so sehr danach gesehnt, dass seine kleine Schwester nach Hause kam, damit sie und Nell die riesige Lücke füllten, die seine Mutter hinterlassen hatte. Vielleicht würde ja jetzt alles besser, da Kate wieder da war. Sie konnten ihren Vater vielleicht gemeinsam dazu überreden, ihnen die Erlaubnis zu geben, das Projekt mit den Sämereien anzugehen. Wenn die alte Bitterkeit ein für alle Mal begraben war, konnten sie sich vielleicht sogar irgendwann ein neues Familienleben schaffen. Er stellte sich vor, wie er an einem schönen Sommertag mit Nellie zusammen in dem alten Boot saß und angelte. Wie er glänzende
Fische an gespannten Angelschnüren aus dem Wasser zog. Irgendwann würden bestimmt wieder bessere Tage kommen.
    Die Morgensonne ging über der Bucht auf und erweckte die weiche Silhouette von Schouten Island zum Leben. Das Sonnenlicht ließ den braunen Ton im schwarzen Fell der Kühe deutlich hervortreten. Will war sich nicht sicher, ob er die Färsen durch den Winter bringen würde. Die Scheune war bereits zur Hälfte leer, und Heu zu füttern war für die Tiere ohnehin nicht das Beste. Aber zumindest würde es ihre Bäuche füllen, dachte er, als er die Tiere ansah. Speichelfäden hingen ihnen von den Mäulern, als sie sich mit ihren rauen, grauen Zungen über ihre feuchten, schwarzen Nasen leckten. Ihre Bäuche rundeten sich, während die Kälber in ihnen heranwuchsen. Für Will jedoch schien der Frühling noch so unendlich weit weg zu sein.
    Will legte den Leerlauf ein, zog dann die Handbremse an und sprang vom Fahrzeug, wobei er auf dem feuchten

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