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Australien 02 - Der Sternenleser

Australien 02 - Der Sternenleser

Titel: Australien 02 - Der Sternenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Grenville
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die beiden Mädchen einen überraschten Ausruf aus und sagten etwas, dem er entnahm, dass sie diese Blätter ebenfalls verwendeten. Sie nannten ihm den Namen der Pflanze, vielleicht waren es auch die Blätter, die so hießen, oder das Getränk: warraburra . Es aus Teetassen zu trinken, fanden sie äußerst lustig und befremdlich.
    Schlückchenweise trank Rooke seine eigene Tasse warraburra . Er mochte dieses Getränk inzwischen lieber als richtigen Tee, fand das leichte Anisaroma, den leicht scharfen, leicht süßlichen Geschmack erfrischend und hatte den Eindruck, dass man davon einen klaren Geist bekam.
    Besuch zu haben, war für ihn eine ganz ungewohnte Freude. Hatte er je zuvor Gastgeber gespielt? Rooke konnte sich nicht erinnern. Er hatte sich von New South Wales alles Mögliche erwartet, nicht aber, dass er dort lernen würde, Gäste zu bewirten.
    Wo würden sie in der Hütte wohl schlafen wollen? Am Kamin natürlich. Worogan legte sich gleich auf die davorliegende Matte und rollte sich mit dem Gesicht zur Wärme hin ein. Tagaran hingegen deutete auffordernd auf die Decke auf seinem Bett, und so breitete Rooke sie für die beiden auf dem Boden aus. Worogan zögerte zunächst, doch Tagaran forderte sie auf, noch einmal aufzustehen und sich mit ihr auf die Decke zu legen. Was für ein herrisches Kind sie doch war! Rooke hoffte, dass es niemals nötig sein würde, ihr etwas zu verweigern.
    Nachdem die beiden zusammengerollt nebeneinander lagen, setzte sich Rooke an den Tisch und schlug sein Notizbuch auf. Er blätterte bis zum Buchstaben W und notierte sich das Wort warraburra, Süßtee .
    Kurz darauf setzte sich Tagaran wieder auf.
    » Boobanga «, sagte sie. » Boobanga kamara! «
    Rooke schloss aus ihren Gesten, dass dies eine Bitte war: Deck mich mit einer Decke zu, mein Freund!
    Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihr, die sie keine Decken gewohnt war, die raue Wolldecke auf ihrer Haut behagen würde, unternahm aber gar nicht erst den Versuch, es ihr zu erklären. Tagaran sollte selbst herausfinden, was für ein Gefühl das war, so wie er damals in jener Nacht unter der Markise festgestellt hatte, dass es angenehmer war, im Haus zu schlafen. Vielleicht hatte sein Vater einst die gleichen zwiespältigen Empfindungen gehabt wie er jetzt: Das Bedürfnis, beschützen zu wollen, sich aber aus innerer Überzeugung zurückzuhalten.
    Also nahm Rooke seine zweite Decke vom Bett und deckte die beiden Mädchen damit zu. Er hatte es damals unter der Markise im Garten in der Church Street sehr unbequem gefunden, doch hier ging es nicht um Bequemlichkeit. Es ging darum, dass Tagaran spüren wollte, wie sich die Welt des weißen Mannes anfühlte.
    Als die Mädchen still dalagen, wandte Rooke sich wieder seinem Notizbuch zu. Wie sollte er die witzige Szene wiedergeben, die sich am Nachmittag zwischen diesem Kind und ihm abgespielt hatte?
    Tyerabarrbowaryaou , schrieb er, heißt soviel wie Ich will aber nicht weiß werden .
    Das mochte zwar stimmen, aber es gab das Geschehene nicht einmal ansatzweise wieder.
    Das sagte Tagaran , fügte Rooke hinzu, wobei sie mit gespieltem Entsetzen das Handtuch auf den Boden warf, nachdem ich ihr gesagt hatte, dass sie weiß werden würde, wenn sie sich wüsche .
    Das war zwar besser als die bloße Übersetzung, aber es ließ die wesentlichen Dinge dieses Augenblicks weg. Was sich zwischen Tagaran und ihm abgespielt hatte, war weit über Vokabeln und grammatische Formen hinausgegangen. Es war das Herz, der eigentliche Kern eines Gesprächs; nicht nur die Worte und nicht nur deren Bedeutung, sondern dass zwei Menschen eine gemeinsame Basis gefunden hatten und anfingen, die wahren Namen der Dinge zu entdecken.
    Doch wie schrieb man die Wahrheit in ein Notizbuch, wenn die Wahrheit weit mehr war, als Worte oder Handlungen auszudrücken vermochten? Wenn es ihm nicht einmal auf Englisch gelang, das auszudrücken, was zwischen ihnen geschehen war?
    Um diese Begebenheit in irgendeiner Weise auf eine Seite Papier zu übertragen, müsste er es ebenso machen wie Silk, sagte sich Rooke. Er müsste gewillt sein, über das Wörtliche hinauszugehen, die Wörter dürften nicht einfach nur beschreiben, sondern müssten ein Eigenleben erhalten.
    Nun ja, er war nicht Silk. Die Worte, die er aufgeschrieben hatte, gaben nichts von dem wieder, was sich dahinter verbarg. Der einzige Grund, sie aufgezeichnet zu haben, war der, dass sie ihm als Gedächtnisstütze dienen würden. Er könnte für den Rest seines

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