Australien 03 - Tal der Sehnsucht
offenen Lächeln auf ihn zu.
»Du wirst es nicht bereuen, dass du sie mir gibst, Jack«, versprach er.
Jack merkte, wie die Trauer sein Herz umklammerte, als er die kleine Hündin hergab. Es war genau wie damals, als er Cooleys Leine an George Robertson-Patterson übergeben hatte, aber auch diesmal wusste er, dass es das Beste war. Charles King war ein Mann von Stand und verfügte über die nötigen Mittel, um die junge Kelpie bei den größten Hundevorführungen im Land antreten zu lassen.
Jack musste daran denken, wie Launcelot Ryan seinen besten Whisky geköpft hatte, als vereinbart worden war, dass seine Tochter Kate in die Familie der Kings einheiraten würde. Jetzt lebte sie in Wohlstand und Luxus – im Unterschied zu ihrer Schwester Mary. Jack schaute stirnrunzelnd auf die abgestoßenen Spitzen seiner Stiefel. Manchmal suchte er, wenn er erst nach Einbruch der Dunkelheit heimkehrte und Mary schlafend im Sessel vorfand, in ihrem hübschen, schlafenden Gesicht nach einem Hinweis darauf, dass ihre Leidenschaft für ihn erkaltet war wie die Glut in der Asche. Sie war ein kräftiges, geduldiges, fröhliches Mädel, aber die ständige Hausarbeit und das lange Warten, bis er von den Weiden heimkehrte, zehrten an ihr. Mit dem wenigen Geld, das ihnen blieb, musste sie ihn und sich ernähren und alle Kleider sauber und geflickt halten. Sie war zu stolz, um die Hilfe anzunehmen, die ihre Mutter und ihre Schwestern ihr anboten.
Jack betrachtete den gut gekleideten Mann, der vor ihm stand. Wenn er Charles King die junge Kelpie überließ, würde sich der Ruf von Jacks Kelpies im ganzen Land verbreiten. Im Gegensatz zu King, der von einer Hundevorführung zur anderen reiste, zog es Jack vor, seine Hunde wirklich arbeiten zu lassen, und schickte sie auf die Weiten der Yellow Box Plans hinaus, um ausgerissene Nachzügler und Streuner einzufangen. Er kraulte die junge Kelpie ein letztes Mal hinter dem Ohr.
»Sorg dafür, dass du sie gut ausbildest. Und hoffen wir, dass sie dir in Forbes Ehre macht«, sagte Jack.
Margaret schob Duncan und Rosie zwei Tassen mit dampfendem Tee hin. Als Duncan aufsah, schenkte ihm Margaret ein dankbares Lächeln und tätschelte ihm die Schulter. Rosie begann, mit der sonoren Stimme eines Nachrichtensprechers aus früheren Zeiten, einen Zeitungsartikel vorzulesen:
» Die Weidewirtschafts- und Landwirtschaftsschau in Forbes«, tönte sie wichtigtuerisch. »Bei den heutigen Vorführungen der Hütehunde gab es sieben Anmeldungen, unter denen auch einige der besten Hunde im ganzen Land zu finden waren. Nach einer Reihe von strengen Prüfungen teilten die Richter das Preisgeld zwischen Mr Charles Kings Kelpie und Mr C.F. Gibsons Tweed auf. Letzterer war eigens für diese Vorführung aus Tasmanien hergebracht worden. Beide Hunde leisteten großartige Arbeit, und es ist wahrscheinlich, dass das Preisgeld von 20 Guineen für den ersten Platz verdoppelt wird, damit beide Besitzer den gleichen Betrag erhalten. Die Schafzüchter kamen aus einem Umkreis von 150 Meilen, um die Vorführungen zu beobachten, und versicherten danach, es sei der beste Wettstreit gewesen, den sie je gesehen hätten. Die Hunde arbeiteten jeweils einmal mit einem und mit drei Schafen, und ungeachtet des ständigen Regens verfolgten mehrere hundert Zuschauer den Wettstreit über sechs Stunden hinweg, ohne dass ihr Interesse erlahmt wäre.«
»Das ist immens phänomenal«, äffte Duncan sie nach.
Rosie sah von ihrem Artikel auf.
»Es war dieser Trial, durch den sich hauptsächlich herumsprach, wie phantastisch Jacks Hunde waren. Die Nachfrage nach Welpen von Kelpie oder der jungen Kelpie explodierte. Kings Kelpie wurde anschließend noch mehrmals von dem alten Moss gedeckt. Aus dieser Kreuzung stammen einige der berühmtesten Hunde wie Gibsons Chester und Grand Flaneur.«
Margaret schien ihr nicht mehr zuzuhören, aber das merkte Rosie gar nicht. Sie klang genauso aufgeregt wie Mr Seymour, wenn er über Hunde sprach.
»Außerdem gab es noch Kings Red Jessie und MacPhersons Robin. Es waren die besten Vorführ- und Hütehunde weit und breit, und sie gewannen praktisch jeden Trial.«
Duncan nickte ihr aufmunternd zu.
»Soweit ich recherchieren konnte«, fuhr Rosie fort, »gab es Ende der neunziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts zwei Welpen namens Barb und Coil, die aus der Abstammungslinie der jungen Kelpie stammen. Hier steht: › Barb war ein eng arbeitender schwarzer Hund, der besonders gute Leistungen beim Leiten im
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