Australien 03 - Tal der Sehnsucht
erhobenem Daumen Mut zusprachen. Sie winkte zurück.
»Passt auf, dass ihr rechtzeitig vor eurer Vorführung wieder hier seid, damit wir euch nicht erst suchen müssen«, sagte der Auktionator zu den Verkäufern. »Wer seine Nummer verpasst, kommt als Letzter dran. Das wäre soweit alles, glaube ich. Also amüsiert euch und viel Glück beim Verkauf.«
Die Gruppe der Verkäufer verlief sich, und Rosie ging zu Neville hinüber, um ihre Hunde von der Ladefläche des Pick-ups zu lassen. Sie führte sie in ein großes weißes Festzelt, an dessen Wänden goldene Strohballen ruhten und in gleichmäßigen Abständen kurze Hundeketten angebracht waren. Alle vier Hunde an der Leine hinter sich her führend, suchte Rosie nach ihrer Nummer.
»’Tschuldigung, ’Tschuldigung«, sagte sie, wenn sie sich an Verkäufern oder Käufern vorbeischob. Die Männer drehten sich um, um das hübsche Mädchen mit den vier gut gewachsenen Hunden zu mustern. Die Frauen aus dem Ort musterten sie ebenfalls, vor allem weil sie in ihr das behütete junge Mädchen wiederzuerkennen versuchten, dem es einst bestimmt gewesen war, Sam Chillcott-Clark zu heiraten.
Endlich entdeckte Rosie am anderen Ende des Zeltes die Ketten für ihre Hunde und hielt direkt auf die freien Plätze zu. Über den Ketten waren Schilder mit den Namen Clyde, Coil, Chester und Sally angebracht, und unter jedem Hundenamen stand in fetter Schrift der Name Rosie Jones und die jeweilige Verkaufsnummer. Obwohl rundherum achtzig andere Hunde lärmten und aufgeregt herumliefen, wirkten ihre Hunde verhältnismäßig gefasst und blickten immer wieder zu ihr auf, um sich zu vergewissern und um Augenkontakt zu halten.
Nachdem sie die Hunde angekettet hatte, tätschelte sie jeden einzelnen und beobachtete dann die Käufer, die durch die Reihen schlenderten, die Nummern ablasen und den jeweiligen Hund mit dem Eintrag im Auktionskatalog verglichen. Die meisten angebotenen Kelpies waren schwarz-braun oder rot-braun, sodass Chester mit seinem blau-grauen Fell eindeutig ins Auge fiel.
Von ihrem Sitzplatz auf einem Strohballen aus studierte Rosie die potentiellen Käufer. Es würde ein langer Tag. Sie müsste alle vier Hunde vorführen, und die Vorführungen verteilten sich über den ganzen Tag. Sie ließ den Blick über die Reihen von Kelpies wandern und dachte an Moss, Kelpie und Caesar. Wenn das Jack Gleeson sehen könnte, dachte sie. Er würde lächeln, ganz bestimmt.
Rosie kam als Dritte an die Reihe, um Sally in der Arena vorzuführen. Sie stand mit Blick auf die Zuschauer, die auf großen, rechteckigen Heuballen, auf der Tribüne oder auf den abgestellten Sattelhängern saßen. Sie hatte gehört, dass bis jetzt mindestens dreitausend Menschen das Eingangstor passiert hatten. Der Wind wehte kräftig aus Westen und ließ sie frösteln, während sie gleichzeitig ihre Nerven zu beruhigen versuchte. Billy kletterte auf den Lastwagen und schaltete sein Mikrofon ein.
»Ladies und Gents. Willkommen bei den Vorführungen auf der ersten Auktion für Arbeitskelpies in Casterton. Das heutige Ereignis ist der Höhe- und Schlusspunkt von jahrelangen Vorarbeiten, die in unserer Gemeinde geleistet wurden, und wir hoffen, dass diese Auktion viele Jahre lang als fester Termin gelten wird, und zwar national wie international. Die Zahlen des heutigen Tages beweisen, dass das Bedürfnis nach einer Schau besteht, bei der die besten Hunde des ganzen Landes vorgeführt werden. Aber ehe wir uns zeigen lassen, zu welchen Leistungen ein Kelpie fähig ist, möchte ich noch einigen Leuten danken …«
Rosie war so nervös, dass sie kaum mitbekam, wie Billy ihren Namen nannte.
»Ich sollte noch hinzufügen«, sagte Billy, »dass diese Veranstaltung vor allem von einem Mann inspiriert ist… einem außergewöhnlichen Viehtreiber namens Jack Gleeson. Mit dieser Auktion ehren wir ihn und seine Leistungen und damit auch die engen Verbindungen, die er zu anderen begnadeten Viehtreibern und Hundezüchtern von hier bis nach New South Wales knüpfte. Die Vision und die Großherzigkeit dieses jungen Iren machten das heutige Ereignis möglich. Wenn Sie also heute auf hoch spezialisierte Kelpies bieten, so möchte ich schließen, sollten Sie das auch als Anerkennung des Wirkens von Jack Gleeson und von Männern und Frauen wie ihm betrachten. Und jenen unter Ihnen, die heute einen Hund erwerben, möchte ich noch raten: Behandeln Sie die Tiere anständig, und seien Sie gut zu ihnen, denn ihr Blut ist kostbarer als
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