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Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Titel: Australien 03 - Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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während Dubbos Pick-up über die Schotterstraße brauste. Sie malte sich Sams nackte, pumpende Hinterbacken aus und Jillians langes dunkles Haar, das über Sams schmierigen Schlafsack gebreitet war. Sie stellte sich vor, wie Dubbo nach hinten schaute und der große Suchscheinwerfer des Pick-ups die Wegweiser vor ihnen aus dem Dunkel zerrte. Wie der massive stählerne Kuhfänger durch den Dreck pflügte, als sie in den Graben rammten, und den Drahtzaun durchtrennte wie einen Seidenfaden. Wie der aufgesprühte Bundaberg-Bär auf der Kühlerhaube immer weiter zerknautscht wurde, weil der Pick-up nicht aufhören wollte, sich zu überschlagen. Wie in der Dunkelheit das Blut auf die Aufkleber der zahllosen Singletreffen spritzte. Die gebrochenen, zerschmetterten Gliedmaßen der verschlungenen Liebenden. In Sams miefigem Schlafsack.
    Rosemary schüttelte die Gedanken aus ihrem Kopf. Wieder kochte Wut in ihr auf. Nur dass sie diesmal auf sich selbst wütend war. Weil sie so verflucht dämlich gewesen war.
    »Wann fängst du endlich an zu leben?«, schrie sie ihr Gesicht im Rückspiegel an, ehe ihr neue Tränen die Sicht raubten.
    Sie raste über die Brücke und die Hauptstraße von Casterton hinauf, bevor sie mit quietschenden Bremsen vor einer Ladenfront hielt. Ihr Volvo ermahnte sie piepend, dass sie die Zündschlüssel stecken gelassen hatte.
    »Mein Gott! Halt die Klappe, blöde Karre!« Sie riss den Schlüssel aus dem Schloss, knallte die Wagentür zu und marschierte geradewegs in den River Gum Country Clothing Store .
    Rosemarys Mutter kaufte ihre Kleider grundsätzlich am anderen Ende der Straße bei Monica’s Fashion , wo man die neuesten Modelle von Country Road oder Anthea Crawford auf Lager hatte. Monica und Margaret taten sich oft zusammen, um mit dem örtlichen Veranstaltungskomitee Modeschauen anlässlich des Tennisturniers Melbourne zu organisieren. Rosemary wurde regelmäßig zum Mitmachen verpflichtet und spürte jedes Mal, wenn sie in schlecht sitzenden Kleidern an lauter alten Schachteln vorbei und eher stampfend als schreitend über den Laufsteg eilte, die peinigenden Stiche ihrer tadelnden Blicke. Wenn Kleider wirklich Leute machten, dachte Rosemary, dann würde sie von außen nach innen vorgehen und mit ihren Anziehsachen anfangen.
    Im River Gum stand sie vor den Regalen mit Blundstone -Arbeitsstiefeln und groben Holzregalen voller Wranglers, King Gee, Bull Rush und R. M. Williams Jeans. Neben süß duftenden Ledergürteln hingen Bügel mit farbenfrohen Hemden und T-Shirts im Cowgirl-Style. Aus den Lautsprechern im Laden dudelte eine Tania-Kernaghan-CD. Die kühle klimatisierte Luft und Tanias Geträller machten Rosemary eine Gänsehaut. Das war schon besser, dachte sie. Sie würde ihrer Familie zeigen, dass sie kein Weichei war. Sie würde das Mädchen werden, das sie schon immer sein wollte.
    Hinter der Theke saß Kelly, die Verkäuferin, bei einer Tasse Kaffee und las in einem Hochglanzmagazin alles über Nicoles hellseherisch prophezeite Wiederverheiratung. Endlich sah Kelly auf und hätte sich fast an ihrem Kaffee verschluckt, als sie Rosemary Highgrove-Jones in ihrem Laden stehen sah.
    »Hi, äh, kann ich dir helfen?«, fragte Kelly und wischte dabei unauffällig den Kaffee von ihrer Zeitschrift.
    »Ja«, sagte Rosemary. »Wie geht’s denn so? Ich, äh, ich glaube, ich brauche ein paar neue Arbeitssachen. Du weißt schon, für die Arbeit auf der Station.«
    »Echt wahr?« Kelly sah zweifelnd auf Rosemarys rotes Designer-Leinenkleid.

    Als Duncan die Hintertür aufgehen hörte und das Mädchen hereinkommen sah, hätte er um ein Haar gerufen: »Verzeihung! Nur für Angestellte! Sie müssen vorn reinkommen.« Selbst Derek sprang aus seinem Körbchen unter Duncans Schreibtisch und tanzte mit gesträubtem Fell, bellend und zähnebleckend auf die Tür zu. Aber zur Überraschung von Herr und Hund handelte es sich um Rosemary. Sie trug ein blaues Arbeitshemd, Jeans und Blundstone-Stiefel, die noch auf ihre erste Schramme warteten. Um ihre Taille zog sich ein Ledergürtel mit einer angestickten Messerscheide.
    »Rosemary?« Er sah sie scheel an. »Rose?«
    Sie baute sich vor ihm auf.
    »Duncan«, eröffnete sie ihm, »ich habe beschlossen, dass ich nicht für Frauenthemen und Gesellschaftsreportagen geschaffen bin.«
    »Ach ja?«, fragte er vorsichtig.
    »Ich möchte gern Wirtschaftsberichte schreiben und die Viehmärkte im Distrikt besuchen. Über Landwirtschaft berichten. Ich glaube, das würde mir

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