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Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Titel: Australien 03 - Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Sofa im Salon drückte Gerald seiner Schwägerin einen kühlen Gin Tonic in die Hand. Julian saß zu ihren Füßen, in das Sachbuch von Tim Flannery vertieft, das sie ihm gerade geschenkt hatte.
    »Gefällt dir das Leben auf der Farm?«, fragte ihn Giddy.
    Julian sah kurz zu seinem Vater auf und zuckte mit den Achseln. »Ist schon okay«, sagte er tonlos.
    Giddy wollte Gerald gerade die gleiche Frage stellen, als Margaret, ihr leeres Glas schwenkend, ins Zimmer trat.
    »Ich nehme noch einen, vielen Dank, Gerald.«
    Rosemary stöhnte lautlos. Ihre Mutter war betrunken und würde mit Sicherheit wieder ausfallend gegenüber Giddy werden. Rosemarys Blick kam auf dem rot gefärbten Haar und den unordentlichen, leicht exzentrischen Kleidern ihrer Tante zu liegen. Sie war immer wieder erstaunt, wie grundverschieden Giddy und Margaret waren. Man konnte sich kaum gegensätzlichere Schwestern vorstellen. Kein Wunder, dass die beiden nicht miteinander auskamen.
    Rosemary hatte Giddy seit jeher vergöttert, obwohl sie ihre Tante nur selten sah. Sie liebte ihre Wärme und ihren Humor und die Haare, die in einem glänzend roten, glatten Vorhang über ihre Schultern fielen. Rosemary war fasziniert von Giddys Leben in ihrem Künstlerstudio auf der Mornington Peninsula in Melbourne.
    Als sie zwölf gewesen war und ihre Mutter im Krankenhaus gelegen hatte, hatte sie einmal eine ganze Woche bei Tante Giddy verbracht. Das Haus hatte nichts von der unterkühlten Weitläufigkeit des Highgrovschen Anwesens. Es war eine winzige Hütte mit niedriger Wellblechdecke und wurde von vollgestopften Bücherwänden sowie freigiebig verteilten, farbenfrohen Stoffen auf Kissen, Sofas und Wänden erwärmt. Noch mehr Farbe strahlte aus Giddys Gemälden und von den Leinwänden, die an jedem freien Möbelstück lehnten. Bei diesem Besuch hatte sie auch gehört, wie Giddy einen jungen Mann geliebt hatte, der als Malschüler zu ihr gekommen war. Auch wenn sich Rosemary damals extra vor das Fenster geschlichen hatte, um einen Blick auf das Gewirr von Gliedern und auf das wilde Gestoße des weißen Männerhinterns zu erhaschen, hatte sie der Anblick doch so schockiert, dass sie am liebsten auf der Stelle heimgefahren wäre.
    »Aber Rose«, hatte Giddy ihr freundlich erklärt. »Das ist etwas ganz Natürliches. Hat dir deine Mutter denn gar nichts beigebracht? Wenn du erst mal älter bist, wirst du das verstehen.«
    Eine heiße Schokolade und ein paar Kekse später spielte Rosemary wieder fröhlich mit Giddys schwarzem Kater und genoss die fremdartige Umgebung. Bis zum Ende ihres Aufenthalts hatte sie das Geklimper der Perlenschnüre in den Türen und den sinnlichen Duft nach Sandelholz und Massageöl lieben gelernt.
    Geralds lautes Lachen brach in Rosemarys Gedanken ein. Er hielt ein Paar Socken in die Höhe, die Giddy ihm geschenkt hatte. Sie trugen den Aufdruck »Alter Stinker«. Er sah ganz und gar nicht mehr stinkig aus, seit Giddy aufgetaucht war, dachte Rosemary. Ihre Tante hatte diese Wirkung auf ihre Mitmenschen.
    »Hier, Margaret«, sagte Giddy und streckte ihrer Mutter eine wunderschön eingepackte Schachtel samt einer mit Muscheln beklebten Karte entgegen. Margaret wich kopfschüttelnd zurück.
    »Ich habe entsetzliche Kopfschmerzen. Ich glaube, ich muss mich hinlegen.« Sie schwankte unsicher aus dem Zimmer. »Komm bald nach, Gerald. Ich brauche noch Tabletten. Und Wasser.«

    Als sie Giddy später in ihr uraltes Auto halfen, bettelte Rosemary sie noch einmal an, über Nacht zu bleiben. Doch Giddy schüttelte den Kopf.
    »Das ist keine gute Idee«, sagte sie und schaute zu Margarets Schlafzimmerfenster hoch. Rosemary senkte betrübt den Blick auf den Kies zu ihren Füßen.
    »Hey«, meinte Giddy tröstend. »Es gibt schließlich das Telefon.« Sie streckte den Arm durch das offene Autofenster und nahm Rosemarys Hand. »Versprichst du mir, dass du dein Leben lebst?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du musst deinen eigenen Weg durchs Leben finden, Rose. Nutze diese Tragödie, um einen eigenen Weg zu finden.«
    Rosemary nickte unsicher und spürte im gleichen Moment, wie sich wieder die Wut und die Verunsicherung nach Sams Tod in ihr breit machten, gepaart mit der Frustration über ihre halsstarrige Mutter.
    »Versprich es mir.« Giddy drückte ihre Hand. »Du könntest fliegen lernen; du müsstest nur endlich aus deinem Käfig ausbrechen. «
    »Ich werde es versuchen«, sagte Rosemary. Sie trat zurück. Julian beugte sich durchs Fenster und gab seiner

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