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Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Titel: Australien 03 - Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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betrachtete er das fremde Mädchen, das in brandneuen Sachen vor seiner Theke saß.
    »Noch eins?«
    »Ja … danke.« Sie schob das Geld über die Theke.
    Nachdem er ihr ein zweites Bier gezapft hatte, beugte er sich über den Tresen und streckte ihr die Hand hin.
    »James Dean«, sagte er.
    »Verzeihung?«
    »James Dean. Das bin ich. Eigentlich heiße ich Andrew Dean, aber die Leute meinen, ich wär’ hübsch genug, um als James Dean durchzugehen.« Er strich eine imaginäre Fünfziger-Jahre-Tolle zurück. Dann grinste er Rosemary an, um ihr zu zeigen, dass er es nicht ernst meinte.
    »Nett, dich kennen zu lernen, James Dean.« Rosemary nahm s eine Hand, schüttelte sie kraftvoll und erwiderte sein Lächeln.
    »Und du bist?«
    »Ähm.« Sie stockte. »Rosie. Rosie Jones.«
    »Sehr erfreut, Rosie Jones.« Das Wandtelefon schrillte. »Entschuldige … das ist garantiert mein Agent«, erklärte er augenzwinkernd, ehe er davonschlenderte, um das Gespräch anzunehmen.
    Dass es so einfach war, brachte Rosie zum Lächeln. Rosie Jones , wiederholte sie für sich. Der Barkeeper hatte nicht mal mit der Wimper gezuckt. Er hatte nicht gesagt: »Ach! Highgrove-Jones von der Highgrove Station? Sie sind eine von den Highgrove-Joneses, nicht wahr?« Stattdessen hatte James Dean gerade eben Rosie Jones kennen gelernt. Die gute alte Rosie Jones. Sie kippte das restliche Bier hinunter und rülpste leise angesichts dieses unerwarteten Gefühls einer neu gefundenen Freiheit.
    James Dean legte den Hörer auf.
    »Das war meine Liebesgöttin – die Missus. Sie wollte mir nur Bescheid sagen, dass immer noch keine Filmangebote eingegangen sind.«
    »Ach?«
    James Dean zuckte mit den Achseln. »Dann werde ich dir eben noch ein Bier zapfen«, sagte er und nahm ihr Glas. »Oder möchtest du lieber was anderes? Wie wär’s mit einem Square Bear? Du siehst aus wie ein Mädchen, das einen ganzen Schuppen voller Square Bear trinken könnte.«
    »Im Ernst?«
    »Und?«
    »Ja«, sagte Rosie, ohne genau zu wissen, was sie da bestellte.
    Als James Dean den zischenden Bundaberg mit Cola vor ihr abstellte, spürte Rosie einen atemberaubenden Freiheitsrausch. Rosie Jones zu sein machte Spaß. Mehr Spaß, als ihn die langweilige alte Rosemary Highgrove-Jones je gehabt hatte. Sie schluckte die Cola-Rum weg wie ein durstiges Kind eine Limonade.

    Allmählich wurde es draußen dunkel, und Rosie hatte eben zum neunten Mal hintereinander Tania Kernaghans Boots ’N’ All in die Jukebox eingegeben. Selbst der alte Säufer begann, scheele Blicke in Rosies Richtung zu werfen, doch Rosie drehte unbeeindruckt ihren Barhocker im Takt der Musik hin und her.
    » My friend Beccy outrides the boys, leaves ’em in a cloud of dust«, sang Rosie nicht ganz im Takt mit Tania. Sie schwenkte ihr Glas durch die Luft und tat so, als würde sie Gitarre spielen, wobei sie ihre neue Jeans mit Rum und Cola besprenkelte.
    » She’s the best at being a bad influence and it’s rubbing off on me … Boots ’n’ all, boots ’n’ all! If you’re gonna do it throw your heart into it!«
    Das Lied von der wilden Beccy, die wie der Teufel ritt und deren schlechter Einfluss und Leidenschaft angeblich auf die Sängerin abfärbten, ging Rosie so zu Herzen, dass sich ihre Augen jedes Mal mit Tränen füllten, sobald Tania sang: » Here she comes, down the aisle, in her long white satin gown, and the shiniest pair of Blunnies ever, she’s not mucking around!«
    Rosie sang den folgenden Refrain aus voller Kehle, um den Klumpen in ihrer Kehle wegzudrücken. Sie musste an das Hochzeitskleid denken, das sie nie tragen würde. Nie würde sie wie Beccy in einem langen, weißen Seidenkleid und glänzenden Blundstone -Stiefeln den Gang zum Altar entlangschreiten. Als die Jukebox nach der elften Runde Boots ’N’ All endlich verstummte, fummelte Rosie in ihrer rumbekleckerten Handtasche nach dem nächsten Fünfdollar-Schein. James Dean kam zu ihr her. Er hatte sich schon ausgerechnet, dass sie Sams Verlobte gewesen sein musste, und sie tat ihm Leid. Sams Tod und der von Jillian waren das Stadtgespräch. James Dean hatte endlos viel Klatsch über Sams letzte Eskapade gehört.
    Als Wirt hatte er Sam nicht allzu gern in seinem Etablissement gesehen. Natürlich hatte Sam nach jedem Pferde- oder Hundetrial seine ganze Clique ins Pub geschleppt, und alle hatten reichlich Geld über die Theke geschoben, aber die Burschen hatten sich meistens abgefüllt und dann Streit mit den hiesigen Arbeitern

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